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2.3. Wertschätzung und Respekt

Die Lehrkraft begegnet den Schülerinnen und Schülern mit Wertschätzung und Respekt.

„Aufgabe politischer Bildung ist es, die politische Mündigkeit der Individuen zu  fördern, damit sie in der Lage sind, an einer offenen Gesellschaft teilzuhaben und das demokratische System kritisch zu begleiten und mitzugestalten“ (Achour et al. 2020, S. 15).

Wenn gefragt, würden viele Gemeinschaftskunde-Lehrkräfte dieser Aussage zustimmen. Doch welche Prinzipien im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern sollten im Hinblick auf die Erreichung dieses Ziels gelten?

In einer von Krisen und Konflikten geprägten Zeit, die Schülerinnen und Schüler erleben, ist es umso wichtiger, dass sie in der Schule Wertschätzung und Respekt erfahren.

Wertschätzender Umgang in der Schule bedeutet, dass Lehrkräfte grundsätzlich ihre Schülerinnen und Schüler annehmen und hierbei auch zwischen Person und Leistung unterscheiden können. Dabei sollten Lehrkräfte die aus der Transaktionsanalyse bekannte Grundposition „Ich bin OK, du bist OK“ einnehmen. Zwischen Lehrkraft und Schüler kann in der Folge eine förderliche Beziehung entstehen, die als Grundlage für eine gute Zusammenarbeit dient. Zudem trägt dies zur Demokratiebildung in den Handlungsfeldern Fachunterricht und demokratischer Schulkultur als soziale Norm bei, die das Miteinander in der Schule begünstigt.

Wenn Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern offen, freundlich und neugierig begegnen, ist es wahrscheinlicher, dass beide respektvoll miteinander umgehen. Gleiches gilt auch für den Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander.  Insgesamt sind in der Folge die Chancen höher, dass sich ein positives Lernklima einstellt.

Gerade in Gemeinschaftskunde ist der Austausch von Sichtweisen unerlässlich und die Lehrkraft muss diesen ermöglichen. Nur so können Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken, Gefühle, politische Haltungen und Urteile äußern. Einige prekäre Themen in Gemeinschaftskunde (z. B. Krieg, Kindersoldaten, Schicksale von Geflüchteten, Menschenrechtsverletzungen) erfordern ein behutsames Vorgehen. Dabei muss die Lehrkraft sensibel mit den Schülerinnen und Schülern umgehen, indem sie deren Bedürfnisse und Gefühle hinsichtlich dieser Themen wahr- und auch ernst nimmt. Gelingt dies, kann durch die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler (z. B. persönliche Erzählungen über die Nichtbeachtung des Jugendschutzgesetzes) eine Unmittelbarkeit im Unterricht entstehen, die sonst kein Medium schaffen kann.

Im Beutelsbacher Konsens spiegeln sich Wertschätzung und Respekt zentral wider, denn Lehrkräfte dürfen ihre Schülerinnen und Schüler nicht mit ihren Ansichten überwältigen, müssen kontroverse Themen kontrovers darbieten und haben zudem auch die Schülerorientierung zu beachten.

Eine Lehrkraft muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich Schülerinnen und Schüler sicher und geschätzt fühlen. Dies kann zu einer erhöhten Motivation und einem gesteigerten Engagement führen. Auch trauen sie sich in einem solchen Klima eher, Fragen zu stellen, ihre Gedanken und Meinungen frei auszudrücken sowie offen zu diskutieren. Davon profitiert die Klasse als Ganzes.

Schließlich sind Lehrkräfte einflussreiche Vorbilder für ihre Schülerinnen und Schüler und können durch ihr Tun aufzeigen, wie man respektvoll mit anderen umgeht und wie zentral es ist, die Würde und den Wert jedes Einzelnen anzuerkennen.

Quellenangaben:

  • Achour, Sabine et al. (2020): Methodentraining für den Politikunterricht, Frankfurt/M.
  • Wehling, Hans-Georg (1977): Konsens a la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch, in: Schiele, Siegfried/ Schneider, Herbert (Hrsg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, 173 -184 (abgedruckt in Breit/ Massing (Hrsg.), 1992, 122-128

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