Mitwirkung in der Schule, Klassenstufe 8
Unterrichtssequenz: Bildungsplan 3.1.3.1
Material: in Anlehnung an 1.2 Ermittlung von Denkweisen
Einstieg
Es erfolgt eine spontane Abstimmung per Positionslinie zu der an der Tafel visualisierten Frage „Sollte eine freie Handynutzung an unserer Schule erlaubt sein?“.

Informationsphase (Was ist?)
Die Lehrkraft erläutert in einem knappem Lehrervortrag die Zusammensetzung und Arbeitsweise der Schulkonferenz. Außerdem wird das Vorgehen der Stunde transparent gemacht: eine Schulversammlung zur Anfangsfrage wird simuliert. Es wird plausibilisiert, warum es aus Sicht der Lernenden wichtig ist, verschiedene Standpunkte zu kennen, sodass jeder kann sich auf Basis der Informationen ein eigenes begründetes Urteil bilden kann.
Erarbeitung (Was ist möglich?)
Die Klasse wird in Kleingruppen eingeteilt und erarbeitet sich über Material die jeweilige Rolle (Elternvertreter, Schülervertreter, Lehrer, Schulleitung) mit den jeweiligen Argumenten zur Streitfrage. Die Rollen sind dabei kontrastiv mit Pro- bzw. Contra-Argumenten ausgestattet. Jedoch gibt es auch Rollen, die sich weniger sicher sind und einen Kompromiss anstreben bzw. überzeugt werden können.
Beispielhafte Rollenkarte
Rollenkarte Schülersprecherin
In der SMV gab es verschiedene Meinungen zum Thema. Deshalb willst du eher dafür stimmen, aber Bist offen für Kompromisse. Du hast dir wichtige Punkte aus der Besprechung mit der SMV notiert, die du in der Schulkonferenz äußern willst:
- Vorteile: Mehrheit der Schülerschaft ist dafür; Handy gehören für Jugendliche einfach zum Leben; Geräte können im Unterricht benutzt werden, so spart die Schule Geld
- Nachteile: Gefahr von Missbrauch (heimliche Fotos oder Videos, Mobbing); Ablenkung vom Lernen; sozialer Druck (werden Schüler mit alten Handys ausgelacht?)
- Vorschlag: Probephase mit Beschränkung auf Pausen; verstärkte Aufklärung über Gefahren im Unterricht
Aufgaben:
- Formuliere dir auf einen Spickzettel aus den Stichworten Argumente!
- Bereite dich auf eine Teilnahme an der Schulkonferenz vor!
Durchführung (Was ist möglich?)
Die Schulkonferenz wird simuliert.

Auswertung und Urteilsbildung (Was soll sein?)
Im Klassengespräch werden zunächst offene inhaltliche Fragen geklärt, ein Feedback über die Durchführung gegeben und reflektiert, wer warum überzeugt hat (Beobachtungsaufträge).

Es folgt eine zweite Positionslinie, in der sich jeder für eine Seite entscheiden muss. Die Lehrkraft fragt nach der individuellen Urteilsbildung, falls nötig kann sie auch mit Impulsen Gegenargumente einwerfen. Vor allem sich verändernde Positionen im Vergleich zum Anfang der Stunde sollten thematisiert werden. Im Idealfall diskutieren die Schüler in der Positionslinie miteinander.
Transfer zum Kern des Politischen
Die Schulkonferenz als demokratisches Vorgehen rückt in den Fokus: die Lehrkraft fragt im Klassengespräch, inwiefern die Schulkonferenz demokratisch ist und nach der Rolle der Schulkonferenz für die Mitbestimmung in der Schule. Dabei kann die Lehrkraft ggf. auf die im Einstieg geäußerten Vermutungen eingehen und Feedback geben. Die Erkenntnisse können ergänzend in einer Mind-Map gesichert werden.
Kommentar:
Insgesamt verfolgt die Stunde einen Weg, durch den ein Prozess deutlich wird: beginnend mit einer spontanen Meinung, die von Präkonzepten und Voreinstellungen geprägten ist, hin zu einer informierten Meinung und dem Konzept demokratischer Aushandlungsprozesse.
Im Einstieg werden Denkweisen der Schülerinnen und Schülern zunächst über die erste Positionslinie sichtbar und die Lehrkraft befragt sie nach ihren Ideen und Vorstellungen zum Thema. Durch die (begründeten) Antworten und die Positionierung werden das Vorwissen und die Vorstellungen deutlich, die zur spontanen Meinung der Schülerinnen und Schülern zum Thema geführt haben. Auch Ideen, Begründungen, und Präkonzepte zu demokratischen Strukturen in der Schule werden sichtbar. Die Lehrkraft sammelt in dieser Phase ganz bewusst Äußerungen der SuS und fragt gezielt nach, wie die SuS auf ihre Aussagen kommen. Ansonsten hält sie sich an dieser Stelle weitestgehend zurück. Die Schülerinnen und Schüler könnten sich hier durch unterschiedliche methodische Arrangements auch gegenseitig das Wort erteilen, damit ein „Lehrer-Schüler-Pingpong“ vermieden wird.
Im folgenden Stundenablauf, welcher auf Basis des Petrikschen Dreischritts konzipiert ist, wird das Konzept der SuS über die Erarbeitung der einzelnen Rollen und die Simulation der Schulkonferenz, erweitert. Die Rollenkarten können, je nach Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler, mehr oder weniger ausführliche Stichworte oder sprachsensibel aufbereitete Informationen enthalten.
Demokratisches Verhalten (Perspektivenübernahme, Toleranz anderer Meinungen gegenüber, sich mit Argumenten streiten usw.) wird aktiv eingeübt und die institutionelle Ebene der Schulkonferenz als partizipationsorientiertes Instrument simulativ erlebt.
Das überarbeitete, explorierte Konzept, wird dann über die zweite Positionslinie und den Transfer für die Lehrkraft sichtbar: hier bekommt die Lehrkraft ein genaues Bild vom aktuellen Kenntnisstand der SuS. Ebenso soll das überarbeitete Konzept den Schülerinnen und Schülern auch selbst bewusst werden, denn sie reflektieren ihre eigenen Präkonzepte. Wichtig sind dabei deshalb die ganz bewusst von der Lehrkraft eingeforderten Begründungen der Schülerinnen und Schülern in der zweiten Positionslinie, die ggf. durch passende Impulsfragen der Lehrkraft angeregt werden.
Im Transfer wird das Konzept demokratischer Strukturen verfestigt und gesichert. Hier wird durch das eigenständige Sichern der Schulkonferenz und ihrer demokratischen Rolle auch deutlich, was die SuS dahingehend verstanden haben und was vielleicht noch nicht.
Mitwirkung in der Schule, Klassenstufe 8: Herunterladen (nicht barrierefrei) [docx][41 KB]
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