4.2 Wahlen ab 16 ( Klassenstufe 9 oder 10)
Unterrichtssequenz: in Anlehnung an Material: 2.2 Individuelle Rückmeldung
Vorbemerkung
Dieses Papier soll ein Beispiel für das Item „individuelle Rückmeldung“ darstellen. Um das Arbeitsblatt zum Feedback einsetzen zu können, muss vorab eine problemorientierte Unterrichtsstunde zu einem gemeinschaftskundlichen Thema gehalten werden, zu dem die Schülerinnen und Schüler in einer nachgeschalteten Hausaufgabe ein Urteil verfassen. Dieses Urteil kann dann nach der Formulierung des Feedbacks im Zuge einer Schreibwerkstatt überarbeitet werden.
Einstieg
Aufwerfen der Fragen:
- Warum ist es wichtig zu wählen?
- Welche Auswirkungen haben Wahlen auf unser tägliches Leben?
- …
Anschließend:
Positionslinie, die das Alter von potentiellen Wählern abbildet. Die Jugendlichen sollen sich in dem Altersbereich positionieren, ab dem man ihrer Ansicht nach reif ist, zu wählen. Ihre Position müssen die Schülerinnen und Schüler begründen können.
Alternativ könnte auch mit einer Karikatur, Headlines von Zeitschriften oder z.B. auch Aussagen von Politikern gearbeitet werden.
Erarbeitung
Die Klasse wird in zwei Teile geteilt. Der eine Teil der Klasse erhält einen Positionstext für das Wählen mit 16, der andere Teil der Klasse gegen das Wählen mit 16. Die Schülerinnen und Schüler müssen die Argumente aus den Texten herausarbeiten und tabellarisch festhalten, sowie mit Kriterien und Perspektiven versehen.
Pro „Wählen mit 16“ |
Contra „Wählen mit 16“ |
|---|---|
Argument: Kriterium: Perspektive:
|
Argument: Kriterium: Perspektive:
|
… |
… |
In einem anschließenden Lerntempoduett finden sich jeweils Paare mit unterschiedlichen Positionen zusammen, um ihre Argumente auszutauschen und die Zuordnung der Kriterien und Perspektiven zu überprüfen.
Ergebnissicherung
Ein zufällig ausgewähltes Paar präsentiert die Arbeitsergebnisse. Fehlende Argumente werden im Unterrichtsgespräch ergänzt und fehlerhafte Zuordnungen von Kriterien und Perspektiven korrigiert.
Diskussion
In der Klasse wird, rekurrierend auf den Einstieg, eine erneute Positionslinie durchgeführt und die Problemfrage der Stunde ausgehend von den Schülerurteilen diskutiert. Dabei wird auch berücksichtigt, ob die Jugendlichen ihre Meinung geändert haben.
Hausaufgabe
In einer nachbereitenden Hausaufgabe formulieren die Jugendlichen ihr Urteil aus.
Individuelle Rückmeldung (in der nachfolgenden Stunde)
Anhand des Arbeitsblattes „Wir trainieren die Königsdisziplin: unsere Urteilskompetenz!“ erhalten die Schülerinnen und Schüler für ihr ausformuliertes Urteil eine individuelle Rückmeldung. Ausgehend von dieser können die Jugendlichen in einer anschließenden Schreibwerkstatt ihr Urteil zielgenau überarbeiten.
Arbeitsblatt
Wir trainieren die Königsdisziplin: unsere Urteilskompetenz!
Zu vielen kontroversen politischen Fragestellungen bildet man spontan ein Urteil. Dabei lässt man sich oft von Gefühlen leiten und urteilt „aus dem Bauch heraus“. Ein fundiertes politisches Urteil hat mehr Gewicht und setzt voraus, dass man intensiv über eine politische Streitfrage nachdenkt und anhand von politischen Aspekten oder Kategorien urteilt. Diese Textlupe soll dir helfen, dich auf wichtige Elemente eines Urteils und gezielt auf mögliche Stellschrauben hinzuweisen, die du verbessern kannst.
Fragen |
Hinweise |
Rückmeldung: Dein Überarbeitungsbedarf |
|---|---|---|
Wie viele Argumente werden genannt? |
Insgesamt sollten mindestens 4 Argumente genannt werden. |
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Werden die Argumente erläutert? |
Beispiel: „16-Jährige sind politisch unreif“. Dieses Argument müsste noch veranschaulicht werden: Inwiefern? Warum? |
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Werden verschiedene Perspektiven deutlich? |
Wird nur aus der persönlichen Betrachtung heraus argumentiert („ich“-Perspektive) oder auch aus anderen Perspektiven (z.B. Betroffene, Parteien, Interessengruppen, Staaten …)? |
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Werden mögliche Folgen genannt? |
Kurzfristig oder langfristig? Für verschiedene Akteure? Für verschiedene Ebenen (Kommune, Landes- oder Bundesebene)? |
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Werden Kriterien verwendet, in denen das Urteil deutlich wird? |
„Gut“ und „schlecht“ oder auch „sinnvoll“ sind keine geeigneten Urteilskriterien! Möglich wären: Gerechtigkeit, Legitimität, Effizienz, … . Mindestens 2 Kriterien sollten deutlich werden. |
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Wird dein Fazit/Gesamturteil deutlich? |
Wie bewertest du ausgehend von den betroffenen Personengruppen, Parteien etc. das Problem? |
Quelle: Nach Yvonne Burghardt, Fachberaterin Unterrichtsentwicklung für Gemeinschaftskunde/ Wirtschaft am ZSL Regionalstelle Schwäbisch Gmünd, aus den Fortbildungsmaterialien „»Ein Neuntklässler kann doch gar nicht urteilen….!« Kann er doch! Unterrichtsbeispiel zur differenzierten Urteilsbildung in der Sekundarstufe I“
Weiterführende Hinweise
Dieses Papier kann sowohl als individuelle schriftliche Rückmeldung durch die Lehrkraft als auch als Dokument für angeleitetes Peerfeedback genutzt werden. Zu jedem einzelnen Feedbackbereich können Hilfekärtchen für eine im Anschluss folgende Überarbeitung entwickelt werden. Im Zuge einer Anpassung an den Unterrichtsfokus, Leistungsstand der Klasse oder einer Differenzierung können einzelne Zeilen der Tabelle modifiziert oder weggelassen werden. Das Thema „Wählen ab 16?“ kann durch jedes andere problemorientierte Unterrichtsthema ersetzt werden, bei dem die Schülerinnen und Schüler ein individuelles Urteil fällen sollen.
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Wahlen ab 16 ( Klassenstufe 9 oder 10): Herunterladen (nicht barrierefrei) [pdf][75 KB]