Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

„Mein Dorf macht Geschichte“: Die Modernisierung des ländlichen Raumes nach 1945 - Grundlegende Hinweise

1. Das vormoderne Dorf

Als Ausgangspunkt dieser Einzel- oder Doppelstunde dient die These Werner Bätzings, dass die dörfliche Welt der 1950er-Jahre dem mittelalterlichen Leben näher gestanden sei als unserer heutigen Zeit. Die Lernenden überprüfen diese These anhand eines Features, das Fotografien der dörflichen Welt der 1950er-Jahre auf der Schwäbischen Alb mit Originalmusik und erklärenden Untertiteln verbindet. Das Feature wird in einer Lang- und einer Kurzversion zur Verfügung gestellt (28 bzw. 15 min.). Abschließend beurteilen die Lernenden, ob bzw. inwiefern der Untergang der „alten“ dörflichen Welt ein Verlust darstellt. Eine optionale Erweiterungsmöglichkeit widmet sich dem von Soziologen konstatierten Trend der „Neuen Ländlichkeit“ und der Frage, ob es sich hierbei um eine „idyllische Verklärung“ der Vergangenheit oder um eine ernstzunehmende Zukunftsperspektive für unsere Gesellschaft handelt.

2. Die Modernisierung des Dorfes nach dem Zweiten Weltkrieg

Die zweite Einzel- oder Doppelstunde widmet sich der Modernisierung des Dorfes nach 1945. Grundlegende Fragestellung des Lernarrangements ist, wo im aktuellen Dorfbild Lernende heute „Spuren“ bzw. „Relikten“ vergangener Modernisierungsprozesse begegnen können. Die Lernenden vollziehen eine „archäologische Spurensuche“ nach: Im Klassenzimmer werden 40 (Kurzversion: 25) knappe Erklärtexte ausgelegt, die je ein Modernisierungsphänomen im Dorf thematisieren. Den Lernenden werden nun 40 bzw. 25 Bilder (mit knapper Bildunterschrift) ausgehändigt, die sie den jeweils passenden Modernisierungsphänomenen zuordnen können. Zur Auswertung des Ergebnisses werden die einzelnen Phänomene nach wirtschaftlich-technischen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Modernisierungsprozessen geordnet.

Für die abschließende Urteilsphase wählen die Lernenden je ein Phänomen aus, das sie positiv bzw. negativ beurteilen. Dies dient als Übergang zu der Frage, ob das Dorf aktuell als ein attraktiver Lebensraum betrachtet werden kann. Die Anbindung an die Lebenswelt der Lernenden kann über die Frage nach den eigenen Zukunftsperspektiven im ländlichen Raum erfolgen.

Mehrere Erweiterungsmöglichkeiten runden das Angebot dieses Themenkreises ab:

  • Eine Zusammenstellung von Texten und Statistiken zu der Frage, ob das Leben auf dem Land eher ein Zukunfts- oder ein Auslaufmodell darstellt.
  • Eine Hausaufgabe, anhand derer sich die Lernenden auf eine „archäologische Spurensuche“ nach Relikten von Modernisierungsprozessen in ihrem eigenen Dorf machen können.
  • Die Recherche über das Kartenmodul von leo-bw.de, das die Veränderungen des Dorfbildes sichtbar machen kann.
  • Die Vertiefung einzelner Modernisierungsprozesse anhand von vierzehn Erklärtexten, die in einer Lang- und Kurzversion zur Verfügung stehen.
  • Ein Unterrichtskonzept für die Analyse eines historischen Fotos, in dem sich der Gegensatz vormoderner und moderner Welt in bemerkenswerter Weise verdichtet (Unterrichtskonzept, Arbeitsmaterialien, Analyseraster, Maximallösung).

3. Die Jugendzentrumsbewegung

Ebenfalls als eine „Leerstelle“ im Geschichtsunterricht kann die Jugendzentrumsbewegung in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre gelten. Jugendliche und junge Erwachsene rebellierten im Zusammenhang der Emanzipations- und Liberalisierungsbewegungen der 1960er- und 1970er-Jahre nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Als dezidierte „Provinz“-Bewegung mit Schwerpunkt im Südwesten bzw. im Süden der Republik ging es der Jugendzentrumsbewegung vordergründig um die Durchsetzung selbstverwalteter Jugendzentren jenseits der Kontrolle im Rahmen kommunaler, kirchlicher, verbandlicher oder gewerblicher Angebote. Letztlich waren die vielerorts ausgetragenen Kämpfe um autonome Jugendzentren auch Ausdruck des Versuchs, Elemente der Moderne in der Provinz positiv zu integrieren.

Bereitgestellt wird ein Unterrichtskonzept für eine Doppelstunde, das anhand einer Fallstudie den teilweise dramatischen Kampf von Jugendlichen und jungen Erwachsenen um ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in Stetten im Remstal veranschaulicht. Grundlage sind die Erinnerungen der damaligen Protagonisten, die die Lernenden eintauchen lassen in die Gefühls- und Gedankenwelt, die Sehnsüchte und Ängste der damals agierenden Schülerinnen und Schüler bzw. jungen Erwachsenen – bis hin zur 192 Tage dauernden Besetzung des Jugendzentrums.

Der schnelle Niedergang des selbstverwalteten Stettener Jugendzentrums – repräsentativ für die meisten anderen Jugendzentren – bietet einen fruchtbaren Gesprächsanlass im Hinblick auf Chancen selbstgestalteter Freizeitangebote in Zeiten vielfältiger professioneller Angebote.

Abgerundet wird das Unterrichtsangebot durch eine Zusammenstellung von Statistiken und Schaubildern zur Analyse im Unterricht sowie eine Übersicht über zentrale Forschungsergebnisse für die Lehrerhand.

 

„Mein Dorf macht Geschichte“: Herunterladen [docx][58 KB]

„Mein Dorf macht Geschichte“: Herunterladen [pdf][39 KB]