Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Schülerorientierte Elternarbeit

Fehlformen der Elternarbeit:

  1. Defizitorientierte Elternarbeit: Kontakt nur bei Problemen
  2. Kopflose Elternarbeit: Ohne klares Verständnis, mit unklaren Absichten
  3. Impressionistische Elternarbeit: Kein Gesamtkonzept, keine langfristige Planung
  4. Erlebnispädagogische Elternarbeit: Schöne Events, keine Evaluation, keine Überprüfung von Erfolg und Nachhaltigkeit
  5. Kolonialistische Elternarbeit: Elternhaus als Außenstelle der Schule
  6. Parentokratische Elternarbeit: Modellierung der Schule nach den Wünschen der Eltern
  7. Undifferenzierte Elternarbeit: Modellierung der Schule nach den Wünschen der Eltern
  8. Erwachsenenzentrierte Elternarbeit: Schulterschluss von Eltern und Lehrkräften, übergeht die Schüler

Schülerorientierte Elternarbeit

Schüler als Mittler zwischen Elternhaus und Schule

Montandon 1993:

  • Schüler überbringen schriftliche und mündliche "Botschaften" ihrer Lehrkräfte und Eltern
  • Schüler interpretieren schriftliche und mündliche "Botschaften" ihrer Lehrkräfte und Eltern
  • Schüler erzählen von Eltern und Lehrkräften
  • Schüler sind selbst leibhaftige Botschaften

Edwards und Alldred (2000):

  • Mittelschichtkinder lassen das Engagement ihrer Eltern im Allgemeinen über sich ergehen, während Unterschichtkinder es entweder verstärken möchten (vor allem Mädchen) oder blockieren (vor allem Jungen).

Schülerorientierte Elternarbeit

Schüler sind nicht begeistert über Elternarbeit!

  • Schüler betrachten ihr häusliches und außerschulisches Leben einerseits und ihr Schülerdasein andererseits als zwei Segmente ihrer Privatsphäre, die sie voneinander getrennt halten möchten.
  • Rumänischer Sekundarschüler: "Ich gehe nicht in ihre Arbeit. Darum sollen sie auch nicht in die Schule kommen." (Agabrian 2006)
  • "Ein totaler Informations-Kurzschluss zwischen Schule und Elternhaus ist tendenziell totalitär. (Mertes 2003)

Schülerorientierte Elternarbeit


Eltern bei Ausflügen und Schulfesten

  • Zwei Drittel der Grundschüler, aber nur noch ein Drittel der Sekundarschüler akzeptieren Eltern als Begleitpersonen bei Ausflügen und Wandertagen. (Rollinger-Erhebung 2003)
  • 80% der Grundschüler und 60% der Sekundarschüler tolerieren Eltern als Helfer bei Schulfesten. (ViP 2006)

Schüler möchten trotzdem Eltern als Fürsprecher!

Eltern als Fürsprecher

Elternarbeit in der Wahrnehmung von Schülern

Misstrauen der Schüler und Befürchtung, unter Druck zu geraten

  • nimmt in den höheren Schülerjahrgängen zu
  • ist stärker ausgeprägt bei Jungen als bei Mädchen
  • ist stärker ausgeprägt bei Kindern mit Migrationshintergrund
  • ist stärker, wenn Eltern besser über Leistungsanforderungen, Prüfungen u. Leistungsbeurteilungen informiert werden
  • ist stärker, wenn Eltern mehr Bereitschaft zur Erziehungskooperation signalisieren
  • ist stärker, wenn Eltern mehr in der Schule mithelfen
  • geht zurück, wenn Eltern durch Lehrkräfte besser über die Leistungen und das Verhalten der Schüler sowie über den Unterricht informiert werden
  • geht zurück, wenn Eltern mehr bedeutsame Information erhalten
  • geht zurück, wenn die Atmosphäre zwischen Schule und Elternhaus verbessert wird

Elternarbeit in der Wahrnehmung von Schülern: Geschlechtsspezifische Unterschiede

Misstrauen der Schüler u. Befürchtung, unter Druck zu geraten

  • nimmt bei Jungen und noch stärker bei Mädchen zu, wenn Eltern mehr Kontakt zur Schule halten
  • nimmt bei Jungen zu, wenn Eltern besser über Leistungsanforderungen, Prüfungen u. Leistungsbeurteilungen informiert werden, macht bei Mädchen aber keinen Unterschied
  • nimmt bei Jungen zu, bei Mädchen jedoch ab, wenn Lehrkräfte mehr Information aus dem Elternhaus einholen
  • nimmt bei Jungen zu, bei Mädchen jedoch ab, wenn Eltern mehr in der Schule helfen
  • nimmt bei Jungen ab, wenn sich die Atmosphäre zwischen Schule und Elternhaus verbessert, macht bei Mädchen aber keinen Unterschied

Leitlinien schülerorientierter Elternarbeit

  • Vermeidung der Beschränkung auf "veranlasste" Kontakte
  • "Väterarbeit"
  • Einbeziehung der Schüler in Kontakte zwischen Eltern und Lehrkräften:
    • Indirekte Beteiligung durch Information
    • Teilnahme an (manchen) Elternabenden - Otto Herz: "Kosel-Abende" (Abende der Kooperation von Schülern, Eltern und Lehrern)
    • Dreiergespräche:
      • Die physische Präsenz von Kindern bei Gesprächen ihrer Eltern mit ihren Lehrkräften führt nicht automatisch zu ihrer wirklichen Einbeziehung (Ericsson und Larsen -> Beveridge 2005)
      • Vermittlung von geeigneten Gesprächstechniken
      • Schülerzentrierte Organisation, z. B. Portfoliokonferenzen
  • Elternarbeit als Unterrichtsthema

Beispiele für Unterrichtsthema "Elternarbeit":

  • Wie sich Schüler zur Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern verhalten.
  • Wo und wie Eltern ihren Kindern helfen sollen und wo und wie nicht.
  • Wie Schüler sich fühlen, wenn Eltern zu Elternabenden und zu Sprechstunden gehen.
  • Was Lehrer den Eltern erzählen sollten und was nicht.
  • Was Eltern am Schulalltag ihrer Kinder interessieren sollte.
  • Was Lehrer an den Familien ihrer Kinder interessieren sollte.
  • Was Eltern den Lehrern erzählen sollten und was nicht.
  • Wie eng soll der Kontakt zwischen Lehrern und Eltern sein?
  • Wie sinnvoll sind Dreier-oder Vierergespräche zwischen Eltern, Lehrern und Schülern?
  • Sollen Eltern im Unterricht zuschauen dürfen?
  • Sollen Eltern in der Schule mithelfen?