Expertengruppenarbeit
Idealtypischer Ablauf der Arbeit in einer Expertengruppe
Im Prinzip läuft die Arbeit in den Expertengruppen in allen Fächern ähnlich ab. Der Unterricht beginnt mit einem Lehrer – Input. Mit Hilfe von Advance Organizern werden dem Lerninselplenum der Stoff und die Probleme vorgestellt und die inhaltlichen Zusammenhänge („Vernetzung“) zwischen den Fächern deutlich gemacht. Mit dem Advance Organizer werden in konzentrierter und abstrakter Form, mit Hilfe von Visualisierungen, Bildern, Begriffen, Strukturen usw. die wesentlichen Inhalte, Zusammenhänge und Ergebnisse auf einem Blatt übersichtlich dargestellt. Diese Voraus-Struktur dient dazu, dem Schüler vor der selbständigen Erarbeitung des Stoffs einen ersten Überblick über Struktur und Inhalt zu geben. Dieser Advance Organizer als ein visualisiertes und strukturiertes Gedankengerüst soll dann während des Arbeitens dem Schüler als geistiger Ankerplatz dienen, an dem die neu gelernten Einzelheiten jeweils einen sinnvollen Ort bekommen. Der Advance Organizer ist also mehr als ein bloßes Inhaltsverzeichnis.
Dann wird den Expertengruppen der fachspezifische Arbeitsauftrag vorgestellt. Dieser Arbeitsauftrag enthält Fragen, Materialien, Hinweise zur Arbeitsgestaltung, Vorschläge zum Zeitmanagement und zur Teamarbeit. Dabei muss der Fachlehrer im Einzelnen entscheiden, wie weit er den Schülern in seiner Fragestellung Freiräume einräumt. Erfahrungsgemäß sollten für Schüler, die zum ersten Mal mit solchen Lernkonzepten konfrontiert werden, mehr Hilfen für den Arbeitsprozess gegeben werden.
Ganz wichtig ist die angemessene Stoffmenge, die zulässt, dass Zeit für die Vorbereitung des Vermittlungsprozesses übrig bleibt – in der Grafik weist die symbolische „Stoffbremse“ auf diesen wichtigen Sachverhalt hin. Der Stoff darf keineswegs so umfangreich sein, dass er die ganze Arbeitszeit der Experten in Anspruch nimmt, allein um ihn zu verstehen. Einen angemessenen Teil der Arbeitszeit brauchen die Experten, um sich auf ihre „Lehrtätigkeit“ in der Stammgruppe vorzubereiten. Dazu gehört die Gestaltung von Informationsmaterial („Info – Blatt“) zur Unterstützung ihrer Vermittlungstätigkeit in den Stammgruppen. (Vgl. dazu die Ausführungen unter „Neue Lernformen und die Integration digitaler Medien“)
Beispiel:
Dieses „Info – Blatt“ ist ein zentrales Instrument bei der Vermittlung des Stoffs von der Expertengruppe in die Stammgruppe. Das Infoblatt erfüllt drei grundsätzliche Funktionen:
- Es zwingt die Experten, die Struktur des Stoffs zu erfassen und das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Dabei treten zusätzliche Lerneffekte auf.
- Es dient dem Experten als Gedankenstütze bei der Stoffvermittlung und den Stammgrüpplern als Verständnishilfe und Notierhilfe.
- Es dient allen als Erinnerungsstütze beim Lernen und im nächsten Zyklus als Anregung zur Weiterarbeit.
Seine Funktion ist nicht, den Stoff vollständig zu reproduzieren. Die Arbeitsaufträge müssen so gestaltet werden, dass die Schüler in wechselnden Sozialformen nach dem Sandwich – Prinzip (siehe oben) arbeiten können.
Der Fachlehrer muss prinzipiell in drei Phasen präsent sein: Zur Initiation des Lernprozess, während der Arbeitsphase als Berater und zum „Kolloquium“ Die Beratungstätigkeit muss sparsam sein; die Schüler dürfen auf keinen Fall den Eindruck bekommen, dass sie letztlich nur auf den entscheidenden Tipp des Fachlehrers zu warten brauchen. Diese Verhalten würde alle Bemühungen um selbständiges Erarbeiten des Stoffes konterkarieren. Das Kolloquium soll der Expertengruppe Raum geben, ihre Kompetenz zu überprüfen und den Fachlehrern die Möglichkeit bieten, auf eventuelle fachliche Mängel hinzuweisen, bevor das Info – Blatt endgültig gestaltet wird und die Schüler sich dann auf ihre Rolle als verantwortliche „Experten“ in der Stammgruppe vorbereiten.