Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Didaktische Relevanz

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


    Boden als Lebensraum und Lebensgrundlage

  • hat existenzielle Bedeutung für das menschliche Leben auf der Erde
  • verdeutlicht modellhaft die komplexen Wechselwirkungen  Mensch – Umwelt-Gefährdungen
  • gehört zur unmittelbaren Erfahrungs- und Erlebniswelt der Schülerinnen und Schüler
  • ist für praktisches Lernen vor Ort fast überall in ausreichender Menge verfügbar
  • integriert fächerübergreifende, interdisziplinäre Aspekte und ermöglicht unterschiedliche fachspezifische bzw. fachmethodische Zugriffe
  • schult vernetztes Denken durch mehrperspektivische Betrachtung der Systemelemente und der Zusammenhänge mit anderen Systemen
  • macht die Leitidee nachhaltiger Entwicklung in allen Dimensionen bewusst
  • ermöglicht projektorientiertes, also handlungs- und problemorientiertes Lernen
  • fördert aktives, methodengeleitetes Erleben, Entdecken, Erforschen und Verstehen
  • ermöglicht wissenschaftspropädeutisches Arbeiten mithilfe experimenteller Simulationen
  • sensibilisiert die umweltbezogene Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit

Die Forderung, die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in die Schulbildung zu integrieren ist gesellschaftspolitische Verpflichtung. Konkret widmet sich die Agenda 21 in Kapitel 10 – dem „Integrierten Ansatz für die Planung und Bewirtschaftung der Bodenressourcen“- explizit dem Erhalt und Schutz der Bodenressourcen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Ökosysteme des Bodens eine „... Vielzahl an Leistungen liefern, die wesentlich für die Bewahrung der Unversehrtheit lebenserhaltender Systeme und für die Produktivität der Umwelt sind“ (BMU, o. J., S. 75). Dabei ist für die Schülerinnen und Schüler der Erwerb von ökologischem Basiswisseneinewesentliche Voraussetzung. Dieses orientiert sich daran, „ … dass eine langfristige und dauerhafte Verbesserung der Lebensverhältnisse für eine wachsende Weltbevölkerung nur möglich ist, wenn sie die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen mit einschließt" (BMU 1997, S. 9) Somit ist das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung primär ökologisch fundiert (vgl. Kap. 8-22 der Agenda 21 (s. BMU o.J., S.5/6). Ohne Wissen um und Einsicht in fundamentale ökologische Grundprinzipien und Wirkungszusammenhänge des Lebenssystems unseres Planeten Erde können veränderte Wahrnehmungsmuster, Leitbilder, Lebensstile und Handlungsmodelle für notwendige Innovationsprozesse im Rahmen nachhaltiger Entwicklung aber nicht entwickelt werden. „Ökologie lernen“ (vgl. MICHELSEN/ SIEBERT 1985) und „ökologisch denken lernen“ (vgl. SIEBERT 1998) sind daher für den kultivierten Menschen im Kontext nachhaltiger Entwicklung ebenso elementar wie lesen, schreiben und rechnen lernen.

(Quelle: BMU (1997): Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Umweltpolitik. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro - Dokumente - Agenda 21. Bonn.)

Die didaktische Legitimation für das Themenfeld „Pedosphäre“ begründet sich  demnach im Zusammenhang mit den bildungspolitischen Forderungen nach naturwissenschaftlicher Grundbildung, anschlussfähigem Orientierungswissen, problemorientierter Allgemeinbildung, Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Forderung nach mehr Bodenbewusstsein

Ein Bodenbewusstsein kann über die Dimensionen Bodenwissen , Bodeneinstellungen, z.B. gegenüber dem Bodenschutz und Bodenverhalten, dem konkreten Verhalten beim Umgang mit Boden in Alltagssituationen definiert werden. Finale Zusammenhänge sind keineswegs zwangsläufig, positive Einstellungen entwickeln sich jedoch grundsätzlich stärker durch intensive Erfahrungen.

Hintergründe

  1. EU-Bodenschutzpolitik

    1. Der Boden erfüllt zahlreiche Funktionen und spielt eine entscheidende Rolle bei der Tätigkeit des Menschen und zum Überleben der Ökosysteme.
    2. Die Prozesse der Bodenbildung und Regenerierung der Böden vollziehen sich extrem langsam. Böden zählen daher zu den nicht erneuerbaren Ressourcen.
    3. Die wichtigsten Prozesse, die zur Verschlechterung der Bodenqualität in der EU beitragen, sind Erosion, der sinkende Gehalt an organischen Stoffen, Verschmutzung, Versalzung, Verdichtung, Verarmung der biologischen Vielfalt der Böden, Versiegelung sowie Überschwemmungen und Erdrutsche.
    4. Die Verschlechterung der Bodenqualität ist in ganz Europa ein schwer wiegendes Problem. Sie wird durch Tätigkeiten des Menschen wie bestimmte ungeeignete landwirtschaftliche oder forstwirtschaftliche Praktiken, Industrie, Fremdenverkehr, Verstädterung, die Anlage neuer Industriegebiete sowie durch Raumordnungsmaßnahmen verursacht bzw. noch verschärft.
    5. Die Folgen dieser Verschlechterung sind unter anderem ein Rückgang von Bodenfruchtbarkeit, Kohlenstoffgehalt und biologischer Vielfalt, eine niedrigere Wasserrückhaltekapazität, Störungen des Gas- und Nährstoffkreislaufs sowie ein verringerter Abbau von Schadstoffen. Die Verschlechterung der Bodenqualität hat direkte Auswirkungen auf die Qualität von Wasser und Luft, die biologische Vielfalt und den Klimawandel. Zudem kann dadurch die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigt und die Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln bedroht werden.
      Die entsprechend den Leitlinien der Kommission und auf der Grundlage der verfügbaren Daten durchgeführte Folgenabschätzung stellt Kosten und Nutzen der vorgeschlagenen Maßnahmen dar. Sie zeigt, dass die Verschlechterung der Bodenqualität in der europäischen Union pro Jahr Kosten von bis zu 38 Milliarden € verursachen kann. Hieraus leitet sich die EU-Bodenschutzstrategie ab.

  2. Die Bundesregierung will mit einem vorsorgenden Bodenschutz einen wirksamen Gesundheits- und Verbraucherschutz gewährleisten. Entsprechend der nationalen Strategie setzt sie sich deshalb dafür ein, dass unerwünschte Stoffeinträge in den Boden soweit wie möglich vermieden werden. Außerdem engagiert sich die Bundesregierung in zahlreichen internationalen Übereinkommen dafür, Bodenschädigungen entgegenzuwirken, und bietet die in Deutschland gewonnenen Erfahrungen im Rahmen von bilateralen Projekten an.

  3. Bodenschutz beginnt zu Hause. Wer die Wiese nicht zum perfekten Rasen trimmt, sondern Unkraut zulässt, trägt dazu bei, den Boden als Lebensraum für viele Kleinorganismen zu sichern. Wer auf Pflanzenschutzmittel so weit wie möglich verzichtet oder auf seinem Grundstück Flächen so gestaltet, dass Regenwasser versickern kann, erhält ebenfalls wichtige Funktionen des Bodens. Auch wenn man unterwegs ist, kann man zum Bodenschutz beitragen; z.B. wenn man an Bahnschranken und Ampeln den Motor abstellt, vermeidet man Stickoxyde, die zu saurem Regen führen, der den Boden belastet. Selbstverständlich sollte außerdem sein, keine Abfälle in freier Natur abzulagern. Schadstoffe könnten in den Boden gelangen und ihn für uns und zukünftige Generationen schädigen.

Das Bodenbewusstsein bei Schülerinnen und Schülern soll im Rahmen des Moduls durch Betroffenheit geschärft werden um ihre Verantwortung für den Schutz der Lebensgrundlagen zu stärken.