Materialien zur Lehrerfortbildung „Der Himmel über uns - eine Orientierungshilfe für das Leben”
Eine Unterrichtseinheit für das Fach Naturwissenschaft
und Technik (NwT)
Lehrgangsnummer 814281, Akademie Donaueschingen, 13.-15. Juni 2007
Dr. Olaf Fischer, Dr. Cecilia Scorza de Appl, StD Siegfried Zedler
Die Astronomie kann in besonderer Weise Fächer verknüpfen und deren
Inhalte, unter anderen Aspekten betrachtet, interessant machen. Dies macht sie
besonders geeignet als Medium für eine Fächer verknüpfende Unterrichtseinheit
im Fach NwT.
Beispielsweise existieren für die Orientierung in Raum und Zeit auf Grundlage
des Sternenhimmels viele Verbindungen zur Geografie. Man denke nur an die Vermessung
der Welt, Kartierungen oder an das Globusmodell. Die himmlische Bewegung sorgt
für die Zeitrhythmen in unserem Alltag. Der Blick zum Himmel kann uns aber
auch „läutern“ – helfen, eine moralische Orientierung
zu finden.
Im Rahmen der Fortbildung wird dazu ein Lehrprogramm für eine Unterrichtseinheit
des Fachs NwT vorgestellt und stellenweise vertieft. Das Programm veranschlagt
etwa 40-50 Unterrichtsstunden. Es weist besonders viele geografische Bezüge
auf, bindet aber natürlich auch Allgemeinwissen aus anderen Fächern
ein, wobei nicht nur die naturwissenschaftlichen Disziplinen miteinander vernetzt
werden. Verbindungen zu künstlerischen, geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen
Aspekten sind enorm wichtig, weil hier der Fantasie Raum gegeben wird und das
Miteinander von Menschen eine Rolle spielt.
Zur Gewährleistung der handlungsorientierten Arbeit im Fach NwT wird den
Fortbildungsteilnehmern eine Reihe von entsprechenden didaktischen Materialien
mitgegeben (Arbeitsblätter, Bastelvorlagen, Bilder, Filme, Präsentationen,
Informationsmaterial, u. a., wobei der Großteil auch im Internet unter
www.wissenschaft-schulen.de
zu finden sein wird).
„Der Sternenhimmel - Orientierung für das Leben“:
ein Unterrichtsprojekt für NwT
Ein Lehrplanvorschlag für das gesamte Unterrichtsprojekt wird vorgestellt.
Dabei werden zwei Aspekte besonders herausgestellt: a.) die Verknüpfungen
mit anderen Fächern und b.) die stark schülerzentrierten (handlungsorientierten)
Unterrichtsziele.
Zur Umsetzung der Lehrplanidee werden den Fortbildungsteilnehmer didaktische
Materialien übergeben. Es wird ein Überblick über das vorhandene
Unterrichtsmaterial gegeben.
Lehrplanvorschlag
NwT
[pdf] [48 KB]
Der
Flaschenglobus – ein Freihandplanetarium
Erfahrungen in der Arbeit mit dem Flaschenglobus belegen, dass die Grundlagen
der sphärischen Astronomie für Schüler durchaus kurzweilig und
gut vorstellbar vermittelt werden können. Die Einfachheit des Modells ermöglicht
eine zielgerichtete Nutzung und eine Nahbarkeit, die zur Nachahmung anregt.
Die Dreidimensionalität des Flaschenglobus ist von besonderer Wichtigkeit.
Sie bietet in der Abstraktionskette hin zu ebenen Darstellungen der Himmelskugel
eine wichtige Vorstellungsgrundlage. Es werden verschiedene Möglichkeiten
zur Anwendung des Flaschenglobus vorgestellt.
Der
Flaschenglobus - ein Freihand-Planetarium für jedermann
[pdf] [2,2
MB]
Workshop 1: Mit dem Flaschenglobus den Erdglobus bereisen
Die Teilnehmer arbeiten in Gruppen mit dem Modell "Flaschenglobus".
Dieser ist zunächst hinsichtlich seiner Modellelemente zu analysieren.
Dann gilt es, ihn für verschiedene „Reiseorte“ einzustellen
und die Besonderheiten der Konstellation und Bewegung der dort beobachtbaren
Gestirne zu ergründen.
Arbeitsblatt: Sternenhimmel auf Reisen [pdf] [288 KB]
Orientierung am Sternenhimmel
So, wie wir uns in einer Stadt zurechtfinden, indem wir uns z. B. am Verlauf
von Straßen, Bahnlinien oder Flussläufen orientieren, so kann auch
die Orientierung am Sternenhimmel ohne die Verwendung von Koordinaten funktionieren.
Sterne bildeten in der Phantasie unserer Vorfahren markante Punkte himmlischer
Bilder. Die Sternbildfiguren werden heute oft in abstrakter Form durch entsprechende
Verbindungslinien zwischen hellen Sternen (Figurenlinien) angedeutet. Bei großräumiger
Betrachtung können die hellsten Sterne des jeweils jahreszeitlich typischen
Sternenhimmels als Eckpunkte von Dreiecken, eines Vier- und eines Sechsecks
gesehen werden. Die gedankliche Verbindung heller Sterne liefert auch die so
genannten Leitlinien, mit deren Hilfe man sich den Sternenhimmel ausgehend von
markanten Sternen und Sternbildern in einer sehr einprägsamen Art und Weise
erschließen kann bis eine gedankliche „Wanderkarte“ einen
Großteil des Himmels bedeckt. Der Vortrag bietet eine Einführung
in die Orientierung am Sternenhimmel.
Beobachtungsabend (13. 06. 2007, 22.00 Uhr MESZ)
Der Mond ist bereits bis zur Unsichtbarkeit „abgemagert“ (Neumond
am 15. Juni), so dass wir bei klarem Himmel ungestört in die Sterne schauen
und uns im Aufsuchen von Sternbildern üben werden. Konkrete Beobachtungsaufgaben
gilt es zu testen. Zudem gibt es kurz nach Sonnenuntergang die Planeten Merkur,
Venus und Saturn am Westhimmel sowie Jupiter etwas später im Südosten
zu sehen (auch im Fernrohr). Nebenbei werden Hilfsmittel für eine Nachtwanderung
mit Sternbildschau vorgestellt.
erstellt mit Sky 6
Arbeitsblatt:
Beobachtungsaufgaben
[pdf] [60 KB]
Arbeitsblatt:
Mit
dem Schwan ins galaktische Zentrum fliegen
[pdf] [330 KB]
Drehbare
Sternkarte – besser verstehen und nutzen
Drehbare Sternkarten sind die am häufigsten gebrauchten Orientierungshilfen
für Beobachtungen des Sternenhimmels. Die „handwerkliche Erarbeitung“
einer solchen Karte fordert und fördert die Erarbeitung einiger theoretischer
Grundlagen. Im Endeffekt können Schüler eine derartig entstandene
Sternkarte nicht nur mechanisch, sondern verstehend bedienen.
Die
„maßgeschneiderte“ drehbare Sternkarte
[pdf] [280 KB]
Workshop
2: Bau und Nutzung einer drehbaren Sternkarte
Die Denk- und Arbeitsschritte zum Selbstbau einer einfachen drehbaren Sternkarte
werden unter Nutzung vorliegender Materialien nachvollzogen. Die fertige Sternkarte
wird anschließend anhand einiger Aufgaben angewendet.
Arbeitsblatt:
Selbstbau
einer drehbaren Sternkarte
[pdf] [1 MB]
Arbeitsblatt:
Aufgaben
zur Nutzung einer drehbaren Sternkarte
[pdf] [64 KB]
Der Sternbildbegriff – Ideen und Modelle
Sternbilder
(im volkstümlichen Sinne) sind Konstellationen von in Projektion sichtbaren,
unterschiedlich weit entfernten Sternen. Im wissenschaftlichen Sinne haben Sternbilder
eine etwas andere Bedeutung.
Modelle zur Demonstration der räumlichen Verteilung der Sterne eines Sternbilds
sind lohnenswerte und beliebte Aufgaben für Schülerprojekte. Die Anfertigung
eines solchen Modells erfordert zumindest die Kenntnis der Entfernungen der
Sterne. Zudem rücken bestimmte Eigenschaften der Sterne wie z. B. Farbe
oder Radius ins Blickfeld des Modellbauers.
Informationstext:
Sternbildmodell
[pdf] [574 KB]
Bauanleitung:
Das
Sternbild im Schuhkarton
[pdf] [324 KB]
Kosmische Rhythmen
Die
im Tages-, Monats- und Jahresrhythmus beobachtbare Veränderung des Sternenhimmels
kann man nur in Verbindung mit dem Wissen um die Bewegungen der Erde (und des
Mondes) richtig verstehen. Diese Bewegungen gilt es mit Hilfe von Modellen zu
veranschaulichen. Auch die Zeiteinheiten und die Kalenderproblematik finden
ihre natürliche Grundlage im Bewegungsrhythmus.
Workshop 3: Wir testen Arbeitsmaterialien
Es werden verschiedene Volvellen (Hilfsmittel zur Zuordnung von Daten und sehr
gut für periodische Vorgänge wie die kosmischen Rhythmen geeignet)
hergestellt und angewendet. Außerdem gibt es Aufgaben für „Kalendermacher“.
Arbeitsblatt:
Kalender
[pdf] [31 KB]
Arbeitsblatt:
Ekliptik-Modell
[pdf] [676 KB]
Arbeitsblatt:
Ekliptik-Volvelle
[pdf] [563 KB]
Arbeitsblatt:
Weltzeituhr-Volvelle
[pdf] [940 KB]
Sternbildkunde
Die
Kenntnis des mit bloßem Auge sichtbaren Sternenhimmels, d. h. insbesondere
der Sternbilder obliegt der Astrognosie. Die Sternbildkunde könnte man
als Teilgebiet der Astrognosie bezeichnen. Im Vortrag werden die Hintergründe
von (verschiedenen) Sternbildvorstellungen dargestellt und beispielhaft belegt.
Workshop 4: Der Sternhimmel in der Literatur – Phaeton’s
Himmelfahrt
Der römische Dichter Ovid berichtet in seinen Metamorphosen über Phaeton,
eine Gestalt der griechischen Mythologie. Um den lateinischen Text inhaltlich
richtig ins Deutsche zu übertragen sind auch astronomische Kenntnisse notwendig.
Im Rahmen des Workshops wird die von Ovid beschriebene Himmelfahrt des Phaeton
aus Sicht der Astronomie interpretiert (Idee: Dr. Cecilia Scorza).
Phaetonsreise:
Ovid
Lesetext
[pdf] [25 KB]
UNAWE – ein Projekt mit Herz
Am Ende des Unterrichtsprojektes „Der Sternenhimmel - Orientierung für
das Leben“ stehen Anwendungen besonderer Art. Die Weitergabe des erworbenen
Wissens durch die Schüler an/für die Öffentlichkeit wirkt sinnstiftend
und motivierend und ermöglicht eine Stärkung verschiedener Kompetenzen.
Vielleicht ist es sogar möglich, etwas für das UNAWE-Projekt zu tun
"Unser Platz im Universum“ (auf English „Universe Awareness“,
UNAWE) ist ein internationales Bildungsprojekt mit dem Ziel, benachteiligte
Kinder aus Entwicklungsländern, aber auch ausländische und einheimische
Kinder in der Innenstädten Europas für die Astronomie und die Schönheit
des Universums zu begeistern. Die Hauptprämisse des Projektes ist, dass
das Grundwissen über die Erde und den Kosmos ein Grundrecht für jedes
Kind ist. Die Tatsache, dass wir alle Bewohner desselben winzigen Planeten Erde
sind, wird hier zur zentralen Erfahrung. Dadurch wird eine Weltanschauung vermittelt,
die Solidarität, Akzeptanz, Toleranz, Integration und das friedliche Zusammenleben
auf der Erde fördert. Zugleich bringt das Astronomieprogramm den Kindern
die Wurzeln ihrer eigenen Traditionen über Mythen und Sagen um den Nachthimmel
näher.
UNAWE-Projekt:
“Unser Platz im Universum”
[pdf] [3,5 MB]