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Schall­schutz und Raum­akus­tik

Woher kommt in der Schu­le nur immer die­ser Lärm? Ver­ant­wort­lich dafür sind ver­schie­de­ne Ur­sa­chen (siehe Abb.): Von außen kön­nen z. B. Ver­kehrs-, In­dus­trie- und/oder Flug­lärm stö­ren. Im Ge­bäu­de kom­men Ge­räu­sche nicht nur aus Nach­bar­räu­men, son­dern Krach und Lärm ent­ste­hen durch die Re­fle­xi­on von Ge­räu­schen an schall­har­ten Flä­chen sowie durch lärm- und kra­cher­zeu­gen­des Ver­hal­ten der Nut­ze­rin­nen und Nut­zer.

Karikatur: Lärm in Bildungsstätten

Aus der Bro­schü­re Ties­ler, Ger­hard; Ober­dörs­ter, Mar­kus: Lärm in Bil­dungs­stät­ten. In­itia­ti­ve Neue Qua­li­tät der Ar­beit (Hrsg.: Bun­des­an­stalt für Ar­beits­schutz und Ar­beits­me­di­zin). - 2. Auf­la­ge 2010

Schü­le­rin­nen und Schü­ler sit­zen in ihren Klas­sen­zim­mern nicht be­we­gungs­los und still auf ihren Stüh­len. Sie er­zeu­gen Ge­räu­sche, indem sie sich be­we­gen, mit den Füßen schar­ren, ihre Schul­ta­schen ein- und aus­pa­cken, ihre Ge­trän­ke­fla­schen und Ves­per­do­sen auf den Tisch stel­len, sie um­wer­fen, Stüh­le und Ti­sche über den Boden zie­hen und so fort.

Im mo­der­nen Un­ter­richt ar­bei­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler al­lein, zu zweit oder in Grup­pen. Beim selbst­stän­di­gen Ex­pe­ri­men­tie­ren und bei der Aus­füh­rung von Be­we­gungs­auf­ga­ben ent­ste­hen Ge­räu­sche. Zu­sätz­lich er­zeu­gen Ge­rä­te wie Bea­mer, Pro­jek­to­ren oder Lüf­tungs­an­la­gen Lärm. In der Regel spre­chen immer meh­re­re Per­so­nen im Raum gleich­zei­tig. Die Un­ter­richts­zeit, in der nur die Lehr­kraft spricht und alle zu­hö­ren, ist re­du­ziert.

Wer­den die Ge­räu­sche durch schall­har­te Bau­stof­fe wie Holz­fuß­bö­den, Sicht­be­ton­wän­de, Glas­flä­chen wie­der und wie­der re­flek­tiert, wird das Hör­ver­ste­hen durch Schall­über­la­ge­run­gen er­schwert. Au­ßer­dem steigt der Lärm­pe­gel im Laufe des Un­ter­richts­ta­ges an (Lom­bar­d­ef­fekt). Eine Lärm­re­du­zie­rung ist nur durch die Re­du­zie­rung der Schall­re­fle­xi­on durch den Ein­satz von Schall­ab­sor­bern (Bau­stof­fe, die Schall auf­fan­gen und in Wärme um­wan­deln) zu er­rei­chen.

Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit Hör­schä­di­gung be­nö­ti­gen für eine bar­rie­re­freie Teil­ha­be am Un­ter­richt sehr gute raum­akus­ti­sche Be­din­gun­gen. Für ein aus­rei­chen­des Hör­ver­ste­hen ist es not­wen­dig, dass der Schall­pe­gel des Nutz­si­gnals (Spra­che) 15 De­zi­bel (dB) höher ist als die Laut­stär­ke der an­de­ren Ge­räu­sche (Stör­ge­räu­sche). Diese Vor­ga­be gilt auch für Kin­der und Ju­gend­li­che mit einer an­de­ren Mut­ter­spra­che als Deutsch, für Men­schen mit einer Sprach­be­hin­de­rung oder einer ko­gni­ti­ven Ein­schrän­kung. Zu­sätz­lich leis­ten Un­ter­richts­räu­me mit nied­ri­gen Nach­hall­zei­ten einen Bei­trag zur Ar­beits­plat­z­er­go­no­mie für Lehr­kräf­te und päd­ago­gi­sches Per­so­nal in den Schu­len. Lärm er­zeugt Stress und Stress wirkt sich ge­sund­heits­schä­di­gend auf die Per­so­nen aus, die dem Stress aus­ge­setzt sind.

Nach­zu­le­sen sind die Zu­sam­men­hän­ge bei­spiels­wei­se bei

  • DIN 18041:2016-03 Hör­sam­keit in Räu­men und Kom­men­tar dazu von Chris­ti­an Nocke (Hrsg.), Beuth-Ver­lag, Ber­lin,
  • Cars­ten Ruhe, Kat­rin Ki­u­pel: re­fe­RAT­ge­ber 6, Hör­ge­schä­dig­te Kin­der in all­ge­mei­nen Schu­len (2016, 2018, 4. Auf­la­ge), DSB Deut­scher Schwer­hö­ri­gen­bund e.V., Fach­re­fe­rat Bar­rie­re­frei­heit
  • Mar­kus Ober­dörs­ter, Ger­hart Ties­ler: Akus­ti­sche Er­go­no­mie der Schu­le. Schrif­ten­rei­he der Bun­des­an­stalt für Ar­beits­schutz und Ar­beits­me­di­zin, Fb 1071 (2006) oder
  • Au­gust Schick, Maria Klat­te, Mar­kus Meis, Chris­ti­an Nocke (Hrsg.): Bei­trä­ge zur psy­cho­lo­gi­schen Akus­tik, Hören in Schu­len (2003).

Fol­gen­de Maß­nah­men soll­ten er­grif­fen wer­den:

  • Stör­ge­räu­sche von außen und aus Nach­bar­räu­men mi­ni­mie­ren,
  • Nach­hall so kurz wie mög­lich, aber min­des­tens gemäß DIN 18041:2016-03 (z. B. durch Schall­ab­sor­ber an De­cken und Wän­den),
  • Stör­ge­räu­sche am Fuß­bo­den (Schar­ren von Stüh­len, Schul­ta­schen, an­de­ren Ge­gen­stän­den auf har­ten Flä­chen, Tritt­schall, Ge­räu­sche ver­ur­sacht durch das Her­un­ter­fal­len von Ge­gen­stän­den etc.) durch die Ver­le­gung eines Tep­pich­bo­dens mi­ni­mie­ren,
  • Hör- und Zu­hör­för­de­rung in den Schu­len.

Aus­führ­li­che Er­läu­te­run­gen zu hör­ge­rech­ten Räu­men und Maß­nah­men zur Raum­akus­tik-Ver­bes­se­rung fin­det man auf der Seite von Dipl.-Ing. Cars­ten Ruhe (Be­ra­tungs­bü­ro für Akus­tik).

Das kann ich tun

Leh­re­rin­nen und Leh­rer Schü­le­rin­nen und Schü­ler
  • Ich ziehe den son­der­päd­ago­gi­schen Dienst des zu­stän­di­gen SBBZ För­der­schwer­punkt Hören zur Be­ra­tung hinzu.
    • Wir neh­men die Klas­sen­raum­aus­wahl nach Stör­schall­be­las­tung vor.
    • Wir for­dern Nach­hall­zeit­mes­sun­gen in Klas­sen­zim­mern an.
    • Wir wei­sen den Schul­trä­ger auf un­zu­rei­chen­de raum­akus­ti­sche Be­din­gun­gen und be­ste­hen­de recht­li­che An­for­de­run­gen hin.
    • Wir sen­si­bi­li­sie­ren für die ent­schei­den­de Rolle einer guten Raum­akus­tik für gutes Hör­ver­ste­hen und Kom­mu­ni­ka­ti­on.
    • Wir mi­ni­mie­ren Stör­ge­räu­sche von außen und aus Nach­bar­räu­men.
  • Ich sorge für gute Hör-Ver­ste­hens-Be­din­gun­gen.
    • Ich ver­wen­de Über­tra­gungs­tech­nik.
    • Ich ver­ein­ba­re Ge­sprächs­re­geln.
    • Ich ver­ein­ba­re Ru­he­si­gna­le.
  • Ich ver­mit­te­le den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Ruhe als wert­vol­len Zu­stand.
    • Ich plane Stil­le­übun­gen ein.
    • Ich plane Ru­he­pha­sen im Un­ter­richt ein.
  • Ich bin mir über Zu­sam­men­hän­ge von Raum­akus­tik, Sprach­ver­ste­hen, Hör­an­stren­gung und ge­sund­heit­li­cher Be­las­tung durch Lärm be­wusst.
  • Ich nehme die akus­ti­sche Qua­li­tät ver­schie­de­ner Räume wahr und gebe Rück­mel­dun­gen zur Hör-Ver­ste­hens-Qua­li­tät.
    • Ich mache auf die ge­sund­heit­li­che Be­las­tung durch Lärm auf­merk­sam.
  • Ich weiß, was Bar­rie­re­frei­heit für mich be­deu­tet und mit wel­chen Maß­nah­men ich meine Bar­rie­ren ver­min­de­re.
  • Ich kenne den Ein­fluss von Stör­ge­räu­schen auf mein Sprach­ver­ste­hen.
    • Ich kenne ver­schie­de­ne Sprach­tests in Ruhe und im Stör­ge­räusch und kann die Aus­wir­kun­gen auf mein Sprach­ver­ste­hen be­wer­ten.
    • Ich kann mein Sprach­ver­ste­hen in un­ter­schied­li­chen Si­tua­tio­nen und Räu­men ein­schät­zen.
    • Ich kann um einen Raum­wech­sel bit­ten, wenn die Raum­akus­tik so schlecht ist, dass das Zu­hö­ren zu viel En­er­gie von mir for­dert.
  • Ich kenne Mög­lich­kei­ten in un­güns­ti­gen Räu­men für ein gutes Hör-Ver­ste­hen zu sor­gen.
    • Ich kenne ver­schie­de­ne Über­tra­gungs­tech­ni­ken.
    • Ich setze je nach Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tua­ti­on Über­tra­gungs­tech­nik ein.
    • Ich suche mir einen pas­sen­den Sitz­platz.
    • Ich nehme Ein­fluss auf die Sitz­ord­nung.

 

Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit einer Hör­schä­di­gung: Her­un­ter­la­den [pdf][7,0 MB]

 

Wei­ter zu Sitz­platz und Be­leuch­tung