Schallschutz und Raumakustik
Woher kommt in der Schule nur immer dieser Lärm? Verantwortlich dafür sind verschiedene Ursachen (siehe Abb.): Von außen können z. B. Verkehrs-, Industrie- und/oder Fluglärm stören. Im Gebäude kommen Geräusche nicht nur aus Nachbarräumen, sondern Krach und Lärm entstehen durch die Reflexion von Geräuschen an schallharten Flächen sowie durch lärm- und kracherzeugendes Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer.
Schülerinnen und Schüler sitzen in ihren Klassenzimmern nicht bewegungslos und still auf ihren Stühlen. Sie erzeugen Geräusche, indem sie sich bewegen, mit den Füßen scharren, ihre Schultaschen ein- und auspacken, ihre Getränkeflaschen und Vesperdosen auf den Tisch stellen, sie umwerfen, Stühle und Tische über den Boden ziehen und so fort.
Im modernen Unterricht arbeiten Schülerinnen und Schüler allein, zu zweit oder in Gruppen. Beim selbstständigen Experimentieren und bei der Ausführung von Bewegungsaufgaben entstehen Geräusche. Zusätzlich erzeugen Geräte wie Beamer, Projektoren oder Lüftungsanlagen Lärm. In der Regel sprechen immer mehrere Personen im Raum gleichzeitig. Die Unterrichtszeit, in der nur die Lehrkraft spricht und alle zuhören, ist reduziert.
Werden die Geräusche durch schallharte Baustoffe wie Holzfußböden, Sichtbetonwände, Glasflächen wieder und wieder reflektiert, wird das Hörverstehen durch Schallüberlagerungen erschwert. Außerdem steigt der Lärmpegel im Laufe des Unterrichtstages an (Lombardeffekt). Eine Lärmreduzierung ist nur durch die Reduzierung der Schallreflexion durch den Einsatz von Schallabsorbern (Baustoffe, die Schall auffangen und in Wärme umwandeln) zu erreichen.
Schülerinnen und Schüler mit Hörschädigung benötigen für eine barrierefreie Teilhabe am Unterricht sehr gute raumakustische Bedingungen. Für ein ausreichendes Hörverstehen ist es notwendig, dass der Schallpegel des Nutzsignals (Sprache) 15 Dezibel (dB) höher ist als die Lautstärke der anderen Geräusche (Störgeräusche). Diese Vorgabe gilt auch für Kinder und Jugendliche mit einer anderen Muttersprache als Deutsch, für Menschen mit einer Sprachbehinderung oder einer kognitiven Einschränkung. Zusätzlich leisten Unterrichtsräume mit niedrigen Nachhallzeiten einen Beitrag zur Arbeitsplatzergonomie für Lehrkräfte und pädagogisches Personal in den Schulen. Lärm erzeugt Stress und Stress wirkt sich gesundheitsschädigend auf die Personen aus, die dem Stress ausgesetzt sind.
Nachzulesen sind die Zusammenhänge beispielsweise bei
- DIN 18041:2016-03 Hörsamkeit in Räumen und Kommentar dazu von Christian Nocke (Hrsg.), Beuth-Verlag, Berlin,
- Carsten Ruhe, Katrin Kiupel: refeRATgeber 6, Hörgeschädigte Kinder in allgemeinen Schulen (2016, 2018, 4. Auflage), DSB Deutscher Schwerhörigenbund e.V., Fachreferat Barrierefreiheit
- Markus Oberdörster, Gerhart Tiesler: Akustische Ergonomie der Schule. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Fb 1071 (2006) oder
- August Schick, Maria Klatte, Markus Meis, Christian Nocke (Hrsg.): Beiträge zur psychologischen Akustik, Hören in Schulen (2003).
Folgende Maßnahmen sollten ergriffen werden:
- Störgeräusche von außen und aus Nachbarräumen minimieren,
- Nachhall so kurz wie möglich, aber mindestens gemäß DIN 18041:2016-03 (z. B. durch Schallabsorber an Decken und Wänden),
- Störgeräusche am Fußboden (Scharren von Stühlen, Schultaschen, anderen Gegenständen auf harten Flächen, Trittschall, Geräusche verursacht durch das Herunterfallen von Gegenständen etc.) durch die Verlegung eines Teppichbodens minimieren,
- Hör- und Zuhörförderung in den Schulen.
Ausführliche Erläuterungen zu hörgerechten Räumen und Maßnahmen zur Raumakustik-Verbesserung findet man auf der Seite von Dipl.-Ing. Carsten Ruhe (Beratungsbüro für Akustik).
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