Ausländerpädagogik zur Integration
Eine Bildung, die sich - breit aufgefasst - als interkulturell und pluralistisch versteht (jenseits der Dichotomie Mehrheit / Minderheit), bietet Wissen und Instrumente an, um den soziokulturellen Horizont eines jeden Individuums zu erweitern. Es geht um den Aufbau interkultureller Kompetenzen. Menschen sollen befähigt werden, Unterschiede (Differenzen) zu analysieren und zu verstehen, ohne alles auf kulturelle «Eigenheiten» und «Konflikte» zurückzuführen. Eine solche Bildung und Erziehung soll Menschen dazu verhelfen, in Gesellschaften zu leben, die zunehmend plural sind.
Aus den vier Achsen der Pluralität ergeben sich differenzierte Aufgaben für Bildung und Pädagogik
(1) Mehrsprachigkeit fördern
(2) Wissen über und Verstehen von Migration und Pluralität bzw. Diversität erwerben u. vermitteln
(3) Schulische Integration und Bildungserfolg von Migranten unterstützen
(4) Interkulturelle Sensibilisierung und Kompetenz lernen und lehren
(5) Bewusstsein für internationale, transnationale und interkulturelle Einbettung unseres Lebens kultivieren
Folgerung:
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Grundbegriffe einer Bildung und Erziehung, die Unterschiede integriert: Gleichheit und Anerkennung (Charles Taylor); Prinzipien der Aufklärung, Bildung für alle ist Menschenrecht
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Menschen können ihr Recht auf Bildung sowie Chancengleichheit erst und nur erfahren, wenn ihre Herkunft und ihre Identitäten (die von der Mehrheit oft als «anders», «zu hybrid», manchmal als "rückständig" gesehen werden) respektiert und integriert werden, was sich in angemessener Förderung konkretisieren muss.
Interkulturelle und diversitätsbezogene Fragen können erst und nur vernünftig analysiert und angegangen werden, wenn Grundprobleme der sozio-ökonomischen Ungleichheit erkannt werden.
Zudem muss der Sinn einer demokratischen Erziehung neu gedacht werden unter den Bedingungen einer zunehmenden Pluralität, die in manchen Belangen auch mit Wertekonflikten einhergehen kann (D. Gutmann 1999).
Diversität beinhaltet mehrere sich überschneidende Differenzlinien (lntersektionalität)
- Staatsangehörigkeit
- Kultur / Ethnie (in einigen Diskursen, z. B. USA und UK: "Rasse")
- Sprache
- Religion
- Gender und sexuelle Orientierung
- Ability / disability
- Sozioökonomischer Status (arm / reich; mehr oder weniger gebildet)
Weitere Differenzlinien sind denkbar: Alter etc.
Kritik am statischen Begriff der kulturellen Differenz
- Theoretische Diskussion : es herrscht Konsens darüber, dass Kulturen dynamisch sind und sich gegenseitig beeinflussen und verändern - alle Kulturen sind hybrid (gemischt), keine Kultur ist rein
- Politische Diskussion und Schulalltag : oft wird von einem musealen, statischen Kulturbegriff ausgegangen
- Der Begriff " Kulturstandards " birgt das Risiko der Verfestigung von Vorurteilen
- Bei der interkulturellen Kommunikation und beim interkulturellen Lernen bzw. Unterricht gilt es, offen zu sein und von keinen festen Kulturvorstellungen auszugehen. Soziokulturelle Unterschiede sind in eine allgemeinere, vielschichtige Diversität eingebettet Pädagogik der Diversität.
Sozio-ökonomische Ungleichheit darf nicht ausgeklammert werden
- Kulturelle Unterschiede können im Alltag eine Rolle spielen, es darf aber nicht jedes Problem auf kulturelle Unterschiede zurückgeführt werden;
- Interkulturelle Sensibilisierung und interkulturelle Kommunikation sind wichtige Ziele; dadurch kann aber soziale Ungleichheit nicht kompensiert werden.