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In­fo­blatt: Ku­rio­se Steu­ern

König Ludwig XIV Die Pe­rü­cken­steu­er

Fried­rich I von Preu­ßen führ­te zu sei­ner Re­gie­rungs­zeit tat­säch­lich eine Pe­rü­cken­steu­er ein. Es war da­mals Mode, Pe­rü­cken zu tra­gen. Der Trend kam aus Frank­reich. Hier ein Bild vom Son­nen­kö­nig Lud­wig XIV.

Wer in Preu­ßen eine Pe­rü­cke tra­gen woll­te, muss­te dafür dem Staat eine Ab­ga­be ent­rich­ten. Die be­trug 3 Taler pro in der Öf­fent­lich­keit ge­tra­ge­ner Pe­rü­cke. Ein Taler da­mals ent­spricht un­ge­fähr 50 Euro heute. Wer da­heim mit Pe­rü­cken spiel­te, durf­te das of­fen­bar steu­er­frei tun. Ob­wohl die ver­steu­er­ten Pe­rü­cken für die Öf­fent­lich­keit ähn­lich wie un­se­re Autos ein Num­mern­schild be­ka­men?


Die Fens­ter­steu­er

Bis in die 1850er Jahre hin­ein gab es in Frank­reich und an­de­ren eu­ro­päi­schen Län­dern eine Tür- und Fens­ter­steu­er. Wie viel für eine Türe oder ein Fens­ter be­zahlt wer­den muss­te, hing vom Land, von der Ein­woh­ner­zahl der Ge­mein­de, von der An­zahl der Türen und Fens­ter und deren Po­si­ti­on am Haus ab.

Die Höhe der zu ent­rich­ten­den Steu­er war also höchst un­ter­schied­lich. Im­mer­hin war sie hoch genug, dass die Men­schen Stei­ne und Mör­tel in die Hand nah­men und be­reits be­ste­hen­de Fens­ter und Türen wie­der zu­mau­er­ten. Dies kann man heute noch an alten Häu­sern er­ken­nen.


Die Spat­zen­steu­er

Das Sprich­wort „lie­ber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“ bekam einst im Schwa­ben­land (18. Jhd.) eine neue Be­deu­tung.

Da die Spat­zen = Sper­lin­ge als Schäd­li­che an­ge­se­hen wur­den, wurde die Jagd auf Spat­zen staat­lich be­lohnt. Wer ein Dut­zend le­ben­de Spat­zen beim Amt ab­lie­fer­te, bekam 6 Kreu­zer Lohn. Wer zu faul oder zu un­ge­schickt war bzw. die Spat­zen­jagd ver­wei­ger­te muss­te eine Spat­zen­steu­er be­zah­len. Die be­trug 12 Kreut­zer (dies ent­spricht in etwa heute 7 Euro).


Die Schimpf­steu­er

Noch ein­mal be­kom­men wir aus dem Schwa­ben­land eine ku­rio­se „Steu­er“ be­rich­tet. Die alte Reichs­stadt Ulm leis­te­te sich be­kannt­lich das Müns­ter mit dem höchs­ten Kirch­turm der Erde. Ein (sehr klei­ner) Teil der Fi­nan­zie­rung die­ses Pro­jekts stamm­te aus den Ein­nah­men der so­ge­nann­ten „Schimpf­büt­tel“ (Büt­tel = Ge­richts­die­ner oder ab­wer­tend für Po­li­zist). Diese zogen mit hor­chen­den Ohren durch die Stra­ßen und Gas­sen Ulms und be­straf­ten das Flu­chen und läs­ter­li­che Schimp­fen mit einer gleich zu be­zah­len­den Ab­ga­be.


Die Bart­steu­er

Zar Peter der Große (1672-1725) be­steu­er­te das Tra­gen von Bär­ten in Russ­land. Wer sich von sei­nem Bart nicht tren­nen woll­te, hatte 50 Rubel im Jahr zu be­zah­len. Das war nicht wirk­lich viel und große Ein­nah­men er­ziel­te der Zar damit nicht.

Die Bart­steu­er ist ein schö­nes Bei­spiel für eine Len­kungsteu­er. Er woll­te näm­lich seine Un­ter­ta­nen dazu brin­gen, sich zu ra­sie­ren, wie es auch die Eu­ro­pä­er im Wes­ten taten. Die­ses Zei­chen der Er­neue­rung und der Öff­nung zu Eu­ro­pa hin woll­te der Zar auch beim Sonn­tags­bum­mel durch die Stra­ßen Sankt Pe­ters­burgs er­ken­nen.


Die Gar­di­nen­steu­er

Wer durch die Stra­ßen und Gas­sen der Nie­der­lan­de zieht, wird be­mer­ken, dass kaum in einer Wohn­stu­be Gar­di­nen hän­gen. Das Mär­chen der Gar­di­nen­steu­er wird als Grund an­ge­führt, doch diese Steu­er gab es nie. Somit wäre das Ab­hän­gen der Gar­di­nen mit dem Zu­mau­ern von Fens­tern bei der Fens­ter­steu­er gleich­zu­set­zen.

Der wahre Grund für die gar­di­nen­lo­sen Wohn­zim­mer der Nie­der­län­der liegt wohl eher in ihrer re­li­giö­sen Ge­schich­te und Tra­di­ti­on, die stark vom Cal­vi­nis­mus ge­prägt ist. Da­nach heißt es: wer or­dent­lich lebt, dem kann man ruhig ins Wohn­zim­mer schau­en.


Steu­er­ar­ten, voll­stän­di­ge Do­ku­men­ta­ti­on [docx][224 KB]
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