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Islam

Armut und Reich­tum im Islam

M1 Pflich­ten der Mus­li­me

Im Islam gibt es fünf Grund­pflich­ten, die jeder Mus­lim bzw. jede Mus­li­ma zu er­fül­len hat. Diese wer­den auch die fünf Säu­len des Islam ge­nannt:

  1. Säule: Glau­bens­be­kennt­nis
  2. Säule: Pflicht­ge­bet
  3. Säule: Fas­ten
  4. Säule: Ar­men­steu­er
  5. Säule: Pil­ger­fahrt nach Mekka.

Diese fin­den sich in den Suren , den ein­zel­nen Ab­schnit­ten des Koran , der Hei­li­gen Schrift der Mus­li­me. Der Koran, ent­stan­den im ers­ten Drit­tel des 7. Jahr­hun­derts nach Chris­tus, ent­hält für die Mus­li­me das un­mit­tel­ba­re Wort Got­tes ( Al­lahs ).

M2 Armut und Reich­tum im Koran

# „So ver­rich­tet das Gebet und ent­rich­tet die Ar­men­spen­de und ge­horcht Allah und Sei­nem Ge­sand­ten; und Allah weiß, was ihr tut.” (Sure 58, Vers 13)

# „Nim­mer er­langt ihr die Ge­rech­tig­keit, ehe ihr nicht spen­det von dem, was ihr liebt; und was immer ihr spen­det, siehe, Allah weiß es.” (Sure 3, Vers 92)

# „Nicht be­steht die Fröm­mig­keit darin, dass ihr eure An­ge­sich­ter gen Wes­ten oder Osten keh­ret; viel­mehr ist fromm, wer da glaubt an Allah und den Jüngs­ten Tag und die Engel und die Schrift und die Pro­phe­ten, und wer sein Geld aus Liebe zu Ihm aus­gibt für seine An­ge­hö­ri­gen und die Wai­sen und die Armen und den Sohn des Weges [Wan­ders­mann] und die Bett­ler und die Ge­fan­ge­nen; und wer das Gebet ver­rich­tet und die Ar­men­steu­er zahlt; und die, wel­che ihre Ver­pflich­tun­gen hal­ten, wenn sie sich ver­pflich­tet haben, und stand­haft sind in Un­glück, Not und Drang­s­als­zeit; sie sind`s, die da lau­ter sind, und sie, sie sind die Got­tes­fürch­ti­gen.” (Sure 2, Vers 177)

# „Die, wel­che Wu­cher fres­sen, sol­len nicht an­ders auf­er­ste­hen, als wie einer auf­er­steht, den der Satan durch Be­rüh­rung ge­schla­gen hat. Sol­ches darum, dass sie spre­chen: „Ver­kauf ist nur das glei­che wie Wu­cher.” Und Allah hat das Ver­kau­fen er­laubt, aber den Wu­cher ver­wehrt; und wer Er­mah­nung von sei­nem Herrn be­kommt und sich ent­hält, dem wird (Ver­ge­bung) für das Ver­gan­ge­ne, und seine Sache ist bei Allah; wer es aber von neuem tut, die sind des Feu­ers Ge­fähr­ten und wer­den ewig dar­in­nen ver­wei­len.” (Sure 2, Vers 275)

(Der Koran (1992), übers. v. Max Hen­ning. Stutt­gart: Re­clam, S. 531, 77, 48, 64f.)

M3 Re­li­giö­se und kul­tu­rel­le As­pek­te der Ar­men­steu­er

Die Ge­samt­ge­mein­de ( umma ) der Mus­li­me wird seit der Ent­ste­hung des Islam im 7. Jahr­hun­dert n. Chr. auf der Ara­bi­schen Halb­in­sel als eine Ge­mein­schaft ver­stan­den. In die­ser So­li­dar­ge­mein­schaft be­grei­fen sich alle Mus­li­me als Brü­der und Schwes­tern. Aus­druck der So­li­da­ri­tät ist die so­zia­le Ab­ga­be, mit der sich Ver­mö­gen­de am Un­ter­halt der är­me­ren Mit­mus­li­me zu be­tei­li­gen haben. Bei der Ar­men­steu­er han­delt es sich um eine ver­pflich­ten­de Ab­ga­be für die Mus­li­me ab dem Ju­gend­al­ter, nicht um eine frei­wil­li­ge Gabe an Be­dürf­ti­ge (Al­mo­sen). Das ara­bi­sche Wort für die Ar­men­spen­de ist zakat , was ur­sprüng­lich „Rei­ni­gung” oder „Läu­te­rung” be­deu­tet. Dem­nach war bzw. ist die re­li­giö­se Vor­stel­lung ver­brei­tet, dass ir­di­scher Be­sitz etwas Un­rei­nes sei. Durch die Hilfe für den Nicht­be­sit­zen­den rei­nigt sich der Be­sit­zen­de ge­ra­de­zu von sei­nen un­rei­nen, welt­li­chen Gü­tern. Die Ar­men­steu­er er­in­nert an den Grund­satz „Ei­gen­tum ver­pflich­tet” aus un­se­rem Grund­ge­setz.

Im Koran ist weder die Höhe der Ar­men­steu­er noch die Art und Weise ihrer Er­he­bung ge­re­gelt. Aus­ge­hend von den Aus­sprü­chen des Pro­phe­ten Mo­ham­med , die sich in der Sunna , der Be­schrei­bung des Le­bens Mo­ham­meds fin­den, ar­bei­te­ten is­la­mi­sche Rechts­ge­lehr­te Re­geln aus, wel­che die ver­schie­de­nen Be­ru­fe und die un­ter­schied­li­chen Ein­kom­men be­rück­sich­tig­ten. Jeder Mus­lim darf einen Be­trag be­hal­ten, der zum Über­le­ben not­wen­dig ist und nicht be­steu­ert wird. Auf Ge­brauchs­ge­gen­stän­de wie Wohn­stät­ten, Möbel und Klei­der ist kein Zakat zu ent­rich­ten, auf Geld­ver­mö­gen und auf ge­han­del­te Ge­gen­stän­de sehr wohl.

Noch heute gilt, dass jeder Gläu­bi­ge pro Jahr 2,5% des Ein­kom­mens spen­den soll­te. Ab­ge­se­hen von Saudi-Ara­bi­en, Pa­kis­tan und Ma­lay­sia er­he­ben die meis­ten mo­der­nen Staa­ten die Ar­men­steu­er nicht. Daher hat der Ein­zel­ne, um sei­ner re­li­giö­sen Pflicht nach­zu­kom­men, Geld an arme Men­schen, an Be­dürf­ti­ge, die nach einem Un­glück Un­ter­stüt­zung be­nö­ti­gen, oder eine re­li­giö­se Ein­rich­tung zu spen­den. Wann er das im Jahr macht, ent­schei­det er selbst. Oft­mals ent­rich­ten die Mus­li­me ihre so­zia­le Ab­ga­be am Ende des Fas­ten­mo­nats ( Ra­ma­dan ). Mus­li­me in Deutsch­land kön­nen ihr Geld auch an Mo­sche­en oder Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen spen­den. Ei­ni­ge schi­cken ihre Ab­ga­be auch in ihre Hei­mat­län­der.

(Vgl. Halm, Heinz (92014): Der Islam. Ge­schich­te und Ge­gen­wart. Mün­chen: Beck, S. 69-71; is­la­mi­cre­lief.de , 2.12 .2015; re­li­gio­nen-ent­de­cken.de , 2.12.2015)

Armut und Reich­tum im Islam: Her­un­ter­la­den [doc][19 KB]

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