Redekunst – überzeugen oder überreden?
Aufgabe 1
- Lesen Sie den Text und markieren Sie zentrale Aspekte.
- Notieren Merkmale des sophistischen Ansatzes und formulieren Sie die Kritik daran in eigenen Worten
Textauszug
Die Redekunst, auch Rhetorik genannt, hat ihre Wurzeln im antiken Griechenland und erlebte dort eine Blütezeit. Einer der bedeutendsten Ansätze war der sophistische Ansatz. Die Sophisten, wandernde Lehrer im 5. Jahrhundert v. Chr., lehrten die Kunst der Überzeugung. Für sie war Rhetorik ein zentrales Mittel, um Macht und Einfluss zu erlangen. Sie glaubten, dass Wahrheit relativ sei und dass durch geschickte Argumentation jede Position vertreten werden könne. Prominente Sophisten wie Protagoras und Gorgias betonten die Bedeutung der Sprache und der rhetorischen Techniken, um Meinungen zu formen und zu beeinflussen.
Der sophistische Ansatz stieß jedoch auf scharfe Kritik. Philosophen wie Sokrates und Platon verurteilten die Sophisten als moralisch fragwürdig. Platon kritisierte sie in seinen Dialogen heftig und bezeichnete ihre Praxis als bloße Schmeichelei, die eher darauf abziele, die Zuhörer zu täuschen, als zur Wahrheit zu führen. Er unterschied zwischen wahrer Rhetorik, die auf der Suche nach Wahrheit basiert, und der sophistischen Rhetorik, die auf Täuschung und Manipulation abziele. Aristoteles, Platons Schüler, entwickelte die Rhetorik weiter und unterschied zwischen Ethos, Pathos und Logos als grundlegenden Mitteln der Überzeugung, wobei er eine ethische Komponente in den Vordergrund stellte. Diese Debatten prägen die Rhetorik bis heute.
In der antiken Rhetorik wurden drei Redegattungen unterschieden:
- Gerichtsrede (genus iudiciale): Diese Art der Rede wurde in Gerichtsverfahren verwendet. Ein Beispiel wäre die Verteidigungsrede eines Anwalts, der seinen Mandanten vor Gericht verteidigt und dabei versucht, die Jury von der Unschuld seines Mandanten zu überzeugen.
- Lobrede (genus demonstrativum): Diese Redeform diente der öffentlichen Würdigung oder Kritik von Personen oder Taten. Ein typisches Beispiel ist die Grabrede, in der die Verdienste und Tugenden eines Verstorbenen hervorgehoben werden.
- Beratungsrede (genus deliberativum): Diese Art der Rede war im politischen Kontext von Bedeutung, insbesondere in Versammlungen und Räten. Ein Beispiel hierfür wäre eine Rede eines Politikers, der eine bestimmte politische Maßnahme vorschlägt und die Zuhörer von deren Notwendigkeit und Nutzen zu überzeugen versucht.
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