Entstehungsgeschichte
Das FabLab hat seinen Ursprung am "Center for Bits & Atoms" des MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den USA. Der Mathematiker und Physiker Neil Gershenfeld leitete dort im Jahr 2002 ein Seminar unter dem Titel "How to Make (Almost) Anything" - "Wie man (beinahe) alles herstellt". Er richtete hierfür auf dem Gelände des MIT eine eigene Werkstatt (Fabrication Laborytory) ein, die mit verschiedenen rechnergesteuerten Maschinen modernster Fertigungsverfahren ausgestattet war. Diese kleine Mini-Fabrik konnte es mit den neuesten Standards aus der Industrie, insbesondere im Bereich des "Rapid Manufacturing" durchaus aufnehmen: die Möglichkeit zur schnellen und flexiblen Fertigung von Einzelstücken war geschaffen. Die Studenten konnten nun ihre individuellen Ideen kreativ und produktiv verwirklichen. Die schnelle und kostengünstige Herstellung von Prototypen und Endprodukten war ab sofort auch außerhalb industrieller Umgebung möglich. Digitale Produktion
Der Ansturm auf das Angebot war riesig und markiert für viele den Beginn der sogenannten "Maker- Bewegung". Die Idee des FabLabs verbreitete sich rasant. Etwa ein Jahrzehnt nach dem legendären Kurs von Neil Gershenfeld war unter dem Dach der Fab Foundation des MIT ein globales Netzwerk an FabLabs entstanden. Weltweit wurden inzwischen über 1000 FabLabs in fast 80 Ländern gegründet. Das erste FabLab in Deutschland entstand 2009 an der RWTH Aachen. Inzwischen haben sich deutschlandweit fast 50 FabLabs auf einer zentralen Karte der Fab Foundation registriert, auch in Baden-Württemberg lassen sich mehrere Fablabs finden. Standorte
"Maker"- und "Do-It-Yourself"-Bewegung
Zu beachten ist, dass sich innerhalb der "Maker"-Bewegung oder auch "Do-It-Yourself"-Bewegung mehrere Strömungen und Definitionen entwickelt haben, die inhaltlich oft eine große Nähe zueinander aufweisen:- Fablabs bieten Zugang zu modernen Produktionsverfahren:
- Makerspaces sind Werkstätten, die wie FabLabs aktuelle Technik für die breite Bevölkerung zugänglich machen möchten:
- Hackerspaces sind Räume, die sich als Schnittstelle zwischen Mensch, Kultur und Technik begreifen. Der Schwerpunkt liegt hier im Entwickeln von Code für typische Geräte und Maschinen der digitalen Produktion:
- Offene Werkstätten organisieren sich im "Verbund Offener Werkstätten". Hier findet sich alles von klassischen Heimwerkereinrichtungen über Urban Gardening Projekte bis hin zu Hightech-Werkstätten wie den Fablabs:
- Repair-Cafés bzw. Reparatur-Initiativen definieren sich als nicht-kommerzielle Organisationen, in denen Laien von Experten unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" angeleitet werden. Repariert werden Gebrauchsgegenstände, elektronische Geräte, Spielzeug, Fahrräder und mancherorts auch Kleidung:
Große Bedeutung haben diese "Mini-Fabriken" nicht nur in den klassischen Industrienationen, sondern vor allem in strukturschwachen Ländern. FabLabs gewähren hier einen Zugang zu (technikorientierter) Bildung außerhalb von eventuell kaum vorhandenen Schulstrukturen - unabhängig von Einkommen, Geschlecht, Alter oder kulturellem Hintergrund. Schulbezug
Weiterführende Informationen
- Mehr Infos zu FabLabs:
- Interview mit Neil Gershenfeld (Niels Boeing: "Das Feuer der Renaissance neu entfachen" - 24.03.2011)
- TED-Talk von Neil Gershenfeld ("Unleash your creativity in a FabLab", 2006)
- Artikel in der Süddeutschen Zeitung (Tobias Moorstedt: "Du bist die Fabrik" vom 10./11. April 2010 - via Fablab Aachen)
- Artikel zum Thema Offene Werkstatt:
- Nur noch kurz die Welt reparieren (Marius Hasenheit in derFreitag, Ausgabe 13/2017)
- Makerspaces und Repaircafés: "Das sind postindustrielle Akteure" (Christa Müller im Corso-Gespräch mit Tanja Runow im Deutschlandfunk, 18.11.2016)
- Reparaturkultur (Anja Humburg in Make 05/2015 via anstiftung)
- Neuer Boom bei Do it yourself (Mathilda Jordanova-Duda am 30.01.2017, veröffentlicht auf DW)
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