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Dimensionen von Integration

Der vom lateinischen Wort integratio abgeleitete Begriff Integration bedeutet soviel wie Einbeziehung in ein Ganzes. Das Wort meint „zunächst die Herstellung oder Aufrechterhaltung einer Einheit oder Ganzheit aus einzelnen Elementen oder das Einbeziehen verschiedener Elemente in ein größeres Ganzes“ (Wolfgang Vortkamp). In den Sozialwissenschaften wird zwischen Sozialintegration und Systemintegration differenziert. Während Erstere die Integration der Individuen in soziale Organisationen und Institutionen bezeichnet, bezieht sich die Systemintegration auf die Integration der verschiedenen Organisationen, Institutionen bzw. Subsysteme in das Gesellschaftssystem als Ganzes.

Wenn es um Religion und gesellschaftliche Integration geht, ist vor allem die Sozialintegration von Personen und Gruppen im Blick. In der soziologischen Literatur findet sich eine Reihe von Unterscheidungen von Dimensionen der Integration. In Abwandlung eines Vorschlags des Schweizer Religionssoziologen Jörg Stolz unterscheide ich zwischen kultureller, struktureller, normativer, interaktioneller und identifikatorischer Integration.

Kulturelle Integration betrifft die Kenntnis der grundlegenden Kulturtechniken und Praktiken. Dazu gehören die Fähigkeit, die bzw. eine Landessprache zu sprechen, das nötige Wissen über die organisatorischen Abläufe sowie die Vertrautheit mit den elementaren Handlungsformen, Verhaltensweisen und habits einer Gesellschaft.

Strukturelle Integration erfolgt vor allem durch das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt. Wer nur über ein geringes Bildungsniveau verfügt, von Arbeitslosigkeit betroffen ist, kaum Aufstiegschancen hat oder aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleibt, ist strukturell eher exkludiert als integriert.

Normative Integration bezieht sich auf das Wissen um grundlegende ethische sowie rechtliche Normen der jeweiligen Gesellschaft und auf deren Akzeptanz. Dazu zählen die Kenntnis der Grundzüge der jeweiligen Regeln des Zusammenlebens, deren Befolgung und ihre zumindest grundsätzliche Anerkennung.

Interaktionelle Integration betrifft die persönlichen sowie beruflichen Beziehungen, Bekanntschaften und freundschaftlichen Kontakte, die Mitgliedschaften und Aktivitäten in Gruppen, Gemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Vereinigungen, durch welche Verbindungen mit Gleichgesinnten und Andersdenkenden sowie zuvor „Fremden“ eingegangen und aufrechterhalten werden.

Identifikatorische Integration meint die emotionale Einbindung in eine Gruppe, die affektive Bindung an eine Gemeinschaft durch Identifikation mit deren Gründerfiguren, Helden oder Repräsentanten, durch das demonstrative Tragen von signifikanten Symbolen bzw. den engagierten Einsatz für die Ziele der jeweiligen Gruppe, Gemeinschaft oder Bewegung.

 

Fachvortrag von Prof. Edmund Arens: Herunterladen [pdf][160 KB]

 

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