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Kennzeichen der katholischen Moraltheologie

Die katholische Moraltheologie kennt die […] Unterscheidung von Gesetz und Evangelium aus ihrer eigenen Tradition nicht. Sie hat in ihren traditionellen Handbüchern nach einer philosophischen, nicht aber nach einer biblischen Grundlegung der christlichen Ethik gesucht. Man spricht daher sogar von einer traditionellen Schriftvergessenheit katholischer Moraltheologie. Das Zweite Vatikanische Konzil hat deshalb zu Recht eine Erneuerung der Moraltheologie aus den biblischen Quellen gefordert. Moraltheologie soll, aus der Lehre der Schrift reicher genährt, wissenschaftlich dargelegt werden. Die Bibel enthält die Verkündigung der Heilsbotschaft des Evangeliums. Dazu gehört auch die Ethik. Die Verkündigung des Heilshandelns Gottes geht allen Geboten voran. Die Hermeneutik der Gebote muss deshalb ihren Zusammenhang mit der grundlegenden Heilsverkündigung wahren. Die Auslegung der Heiligen Schrift ist im Blick auf die ethischen Fragen auf den in der Schrift erhobenen Anspruch Gottes an den Menschen ausgerichtet. So betrachtet, ist auch der katholischen Moraltheologie der unterschiedliche Gebrauch des einen Wortes Gottes vertraut. Die Heilige Schrift enthält die Gebote der Tora, die von Jesus nicht aufgelöst, sondern erfüllt werden (Mt 5,17-20); sie überliefert die Ethik Jesu, die von seinem eigenen Verhalten geprägt ist; sie bezeugt auch die Gebote der Apostel, die das Evangelium in seinem ethischen Anspruch in einem anderen historischen Kontext neu entdecken. Die Moraltheologie bezieht diese Gebote auf die verschiedenen Lebenssituationen der Menschen. Deswegen ist auch in der katholischen Moraltheologie von einem spannungsreichen Verhältnis zwischen dem Reich Gottes, dem umfassenden Heilsbegriff, und Ethik, der konkreten Lebensorientierung, die Rede. […] Das Miteinander von Verkündigen und Lehren spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle. Wenn die katholische Theologie die positive Funktion des Gesetzes in den Vordergrund stellt, Gottes gerechten Willen zu bezeugen, geschieht dies auf der Basis des Evangeliums, das mit dem Wort Jesu zu Umkehr und Glauben fordert (Mk 1,15).

Quelle:

Bilaterale Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz u. der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Gott und die Würde des Menschen, Paderborn 2017, S. 53f

© 2017 by Bonifatius GmbH, Paderborn und Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig

 

Arbeitsaufträge:

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    Synopse

     

    Kennzeichen der katholischen Moraltheologie, Schema: Seite 2 von 2

 

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