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Ver­ant­wor­tungs­ethik

Jede ethi­sche Ori­en­tie­rung sucht da­nach, der Ver­ant­wor­tung des Men­schen für sei­nen und ihren Nächs­ten ge­recht zu wer­den. Wäh­rend natur- oder ver­nunft­recht­lich ge­präg­te Ethik stär­ker die Prin­zi­pi­en­ori­en­tie­rung des Han­delns ein­for­dert, rückt eine Ver­ant­wor­tungs­ethik die Be­geg­nung mit dem An­de­ren in den Mit­tel­punkt. Der Be­griff der Ver­ant­wor­tung rich­tet sich des­halb an der Re­la­ti­on aus. In die­sem Sinne ori­en­tiert sich evan­ge­li­sche Ethik stär­ker an der Leit­ka­te­go­rie der Ver­ant­wor­tung als an Prin­zi­pi­en oder Nor­men. Damit will sie zur Gel­tung brin­gen, dass das je­wei­li­ge mensch­li­che In­di­vi­du­um mit sei­ner kon­kre­ten Not der pri­mä­re Adres­sat des guten Han­delns ist. Sie be­fürch­tet, dass bei einer zu star­ken Prin­zi­pi­en­ori­en­tie­rung der Nächs­te ob einer Ori­en­tie­rung an all­ge­mei­nen Pflich­ten, der ei­ge­nen Tu­gend oder dem zu er­rei­chen­den Gut leicht über­se­hen wer­den kann. Eben­so wie für die evan­ge­li­sche Ethik ge­hört auch für die ka­tho­li­sche Mo­ral­theo­lo­gie der Be­griff Ver­ant­wor­tung zu den ethi­schen Leit­be­grif­fen einer zu­kunfts­ori­en­tier­ten Ethik.

Ver­ant­wort­lich zu sein heißt re­chen­schafts­pflich­tig sein. Ge­gen­über einer ma­te­ria­len Ori­en­tie­rung an Sa­chen, Gü­tern und Wer­ten stellt Ver­ant­wor­tungs­ethik die Re­chen­schaft des Men­schen vor Gott, dem Nächs­ten oder der Ge­sell­schaft in den Vor­der­grund. Ver­ant­wort­lich zu sein heißt, die Fol­gen sei­nes Han­delns im Vor­aus zu be­den­ken zu ver­su­chen und für die ent­spre­chen­de Ent­schei­dung ein­zu­ste­hen. Dabei las­sen sich viel­fäl­ti­ge Re­la­tio­nen un­ter­schei­den. Ver­ant­wor­tungs­ethik sucht Ant­wor­ten auf fol­gen­de Fra­gen zu fin­den: Wer ist ver­ant­wort­lich wofür, wes­we­gen, vor wem, wann und wie? Ent­schei­dend bei der Be­ant­wor­tung die­ser Fra­gen ist die Er­kennt­nis, die un­ter­schied­li­chen Fra­ge­rich­tun­gen mit­ein­an­der kom­bi­nie­ren zu kön­nen, um dabei die Ver­ant­wor­tungs­si­tua­ti­on, in der der ein­zel­ne oder In­sti­tu­tio­nen ste­hen, schär­fer in den Blick zu neh­men. Ver­ant­wor­tungs­ethik soll sich nicht in einem blo­ßen Ap­pell an das Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein er­schöp­fen, son­dern muss auch auf die ethi­schen Kon­kre­tio­nen hin­wei­sen.

Quel­le:

Bi­la­te­ra­le Ar­beits­grup­pe der Deut­schen Bi­schofs­kon­fe­renz u. der Ver­ei­nig­ten Evan­ge­lisch-Lu­the­ri­schen Kir­che Deutsch­lands, Gott und die Würde des Men­schen, Pa­der­born 2017, S. 59f

© 2017 by Bo­ni­fa­ti­us GmbH, Pa­der­born und Evan­ge­li­sche Ver­lags­an­stalt GmbH, Leip­zig

 

 

Ver­ant­wor­tungs­ethik: Her­un­ter­la­den [docx][18 KB]

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Wei­ter zu Dis­kurs­ethik