Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

M14d: Der barm­her­zi­ge Sa­ma­ri­ter

Grup­pe 4: Das Gleich­nis „Der barm­her­zi­ge Sa­ma­ri­ter“ in Lk 10

Wer ist ei­gent­lich mein „Nächs­ter“? Und was heißt das, sei­nen Nächs­ten zu lie­ben? Das ist eine Frage, die sich am bes­ten durch eine Ge­schich­te be­ant­wor­ten lässt. Jesus ant­wor­tet auf die Frage eines Ge­set­zes­leh­rers, indem er fol­gen­des Gleich­nis er­zählt:

10 29 Der Ge­set­zes­leh­rer [...] sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächs­ter?

30 Dar­auf ant­wor­te­te ihm Jesus: Ein Mann ging von Je­ru­sa­lem­nach Je­ri­cho hinab und wurde von Räu­bern über­fal­len. Sie plün­der­ten ihn aus und schlu­gen ihn nie­der; dann gin­gen sie weg und lie­ßen ihn halb­tot lie­gen.

31 Zu­fäl­lig kam ein Pries­ter den­sel­ben Weg herab; er sah ihn und ging wei­ter.

32 Auch ein Levit kam zu der Stel­le; er sah ihn und ging wei­ter.

33 Dann kam ein Mann aus Sa­ma­ri­en, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mit­leid,

34 ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wun­den und ver­band sie. Dann hob er ihn auf sein Reit­tier, brach­te ihn zu einer Her­ber­ge und sorg­te für ihn.

35 Am an­dern Mor­gen holte er zwei Den­a­re her­vor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir be­zah­len, wenn ich wie­der­kom­me.

36 Was meinst du: Wer von die­sen drei­en hat sich als der Nächs­te des­sen er­wie­sen, der von den Räu­bern über­fal­len wurde?

37 Der Ge­set­zes­leh­rer ant­wor­te­te: Der, der barm­her­zig an ihm ge­han­delt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und hand­le ge­nau­so!

Lk 10, 29-37

Wem kann ich zum Nächs­ten wer­den?

Das Gleich­nis vom barm­her­zi­gen Sa­ma­ri­ter ge­hört zu den ein­drück­lichs­ten Gleich­nis­sen Jesu, da es in ein­fa­chen Bil­dern sitt­li­ches Han­deln dar­stellt und mit einem ethi­schen Ap­pell an die Zu­hö­rer endet. Um das Be­son­de­re die­ses Gleich­nis­ses zu ver­ste­hen, muss man die Si­tua­ti­on der Zeit ken­nen. Die jü­di­schen Erst­hö­rer hören in Jesu Er­zäh­lung von einem bru­ta­len Über­fall auf einen Men­schen, den sie auf­grund der Orts­an­ga­be als Juden iden­ti­fi­zie­ren. Die Hörer sind sich si­cher, dass dem Ver­letz­ten durch seine nächs­ten Volks­ge­nos­sen, durch den Pries­ter und den Le­vi­ten, ge­hol­fen wird. Doch diese sehen ihn und gehen wei­ter. Dann kommt ein Sa­ma­ri­ter, aus­ge­rech­net einer, der aus Sicht der jü­di­schen Hörer ein Feind der Juden ist. Die pro­vo­zie­ren­de Aus­sa­ge des Gleich­nis­ses be­steht nun darin, dass eben die­ser Mann dem über­fal­le­nen Juden hilft, ob­wohl er aus der Per­spek­ti­ve der jü­di­schen Hörer ge­ra­de kein Nächs­ter, son­dern eher ein Feind ist. Von einem Sa­ma­ri­ter kann man keine Hilfe er­war­ten, so mögen viele ge­dacht haben. Doch ge­ra­de die­ser re­agiert so, wie ein Mensch re­agie­ren muss, der nicht nur auf sich selbst ach­tet. Die Not des an­de­ren hat ihn zum Nächs­ten ge­macht. Die an­fäng­li­che Frage Jesu „Wer ist nun dein Nächs­ter?“ nimmt so nicht mehr nur das Ob­jekt der Liebe, son­dern das Sub­jekt der­sel­ben wahr: Wem kann ich zum Nächs­ten wer­den?

Nächs­ten­lie­be ist die Hal­tung oder Be­reit­schaft einer Per­son, jedem Mit­men­schen zu hel­fen und sich für alle un­ei­gen­nüt­zig und aktiv ein­zu­set­zen. Die Aus­wei­tung des Ge­bo­tes der Nächs­ten­lie­be zeigt sich dar­über hin­aus auch in Jesu ei­ge­nem Ver­hal­ten. Er wen­det sich den Aus­ge­schlos­se­nen der Ge­sell­schaft zu. Er teilt die Ge­mein­schaft mit Zöll­nern, Ehe­bre­chern, Be­trü­gern und Aus­sät­zi­gen und macht damit deut­lich: Unter dem Nächs­ten ist nicht nur der Volks­ge­nos­se zu ver­ste­hen, son­dern jeder, der in Not ist und Hilfe braucht, ohne An­se­hen der Per­son und egal wie sie zu uns ste­hen.

Ein­zel­ne Pas­sa­gen sind ent­nom­men aus: Leben ge­stal­ten 3, S. 148f.

Auf­ga­be:

  1. Be­schreibt, worin die pro­vo­zie­ren­de Aus­sa­ge des bi­bli­schen Gleich­nis­ses be­steht.

  2. Er­klärt den Un­ter­schied zwi­schen einer dir na­he­ste­hen­den Per­son und dem, was Jesus mit dem„Nächs­ten“ meint und be­grün­de­tes an einem Bei­spiel aus dem All­tag.

  3. For­mu­liert ge­mein­sam einen Leit­satz, der den bi­bli­schen Ge­dan­ken die­ser Bi­bel­stel­le (vgl. Frage 1) und eure Ideen (vgl. Frage 2) zum Aus­druck bringt. For­mu­liert eine kurze bi­bli­sche Be­grün­dung zu Eurem Leit­satz. Schreibt bei­des in die ent­spre­chen­den Spal­ten auf Eurem ge­mein­sa­men DinA3-Blatt.

 

Quel­le M14d: AB ge­stal­tet nach einer Vor­la­ge aus: Dr. Ca­ri­na Abs. Wenn Soft­ware über Leben und Tod ent­schei­det. Ethi­sche Grund­sät­ze für „au­to­no­mes Fah­ren“ – eine hand­lungs­ori­en­tier­te Ein­heit zum The­men­feld Werte und Nor­men in Klas­se 10. DUE am Stu­di­en­se­mi­nar Frei­burg 2016/17

 

 

M14d: Der barm­her­zi­ge Sa­ma­ri­ter: Her­un­ter­la­den [docx][15 KB]

M14d: Der barm­her­zi­ge Sa­ma­ri­ter: Her­un­ter­la­den [pdf][703 KB]

 

Wei­ter zu M15: A3-Blät­ter zur bi­blisch-christ­li­chen Ethik