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Sprach­li­che Bil­der

Ein Ge­dicht le­send er­schlie­ßen - Sprach­li­che Bil­der

Sie haben sich mit der Hör­fas­sung be­schäf­tigt, Ihre Ein­drü­cke for­mu­liert und sich mit In­for­ma­tio­nen zur Ent­ste­hung aus­ein­an­der­ge­setzt.

In einem zwei­ten Schritt wird das Ge­dicht jetzt ge­le­sen und auf der sprach­li­chen Ebene in­ter­pre­tiert.

Mar­kie­ren Sie Text­stel­len zum Ort und zur see­li­schen Ver­fas­sung des ly­ri­schen Spre­chers. Fas­sen Sie den In­halt unter die­sen bei­den As­pek­ten zu­sam­men.

Rei­se­lied

Was­ser stürzt, uns zu ver­schlin­gen, 
Rollt der Fels, uns zu er­schla­gen, 
Kom­men schon auf star­ken Schwin­gen 
Vögel her, uns fort­zu­tra­gen.
Aber unten liegt ein Land, 
Früch­te spie­gelnd ohne Ende 
In den al­ters­lo­sen Seen.
Mar­mor­stirn und Brun­nen­rand 
Steigt aus blu­mi­gem Ge­län­de, 
Und die leich­ten Winde weh´n.

(in: Quel­le: Hugo von Hof­manns­thal: Ge­sam­mel­te Werke, Ge­dich­te, Dra­men I: 1891–1898. Frank­furt am Main, 1979, S. 51)

  1. Ord­nen Sie den Stro­phen oder ein­zel­nen Ver­sen pas­sen­de Mo­ti­ve zu und be­grün­den Sie Ihre Zu­ord­nung, indem Sie die Pas­sung der Bil­der dis­ku­tie­ren. Wel­ches Motiv trifft die Aus­sa­ge einer Stro­phe oder eines Ver­ses?
  2. Wie ver­än­dert sich die At­mo­sphä­re im Ver­lauf der Stro­phen?
Stilleben

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Schlucht

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Vogel

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Italien

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Skulptur

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Trevi-Brunnen

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  1. Ord­nen Sie die In­ter­pre­ta­ti­ons­split­ter den pas­sen­den Ver­sen zu.

Was­ser stürzt, uns zu ver­schlin­gen, 

 

Er­lö­sungs­hoff­nung; Per­spek­tiv­wech­sel; Ima­gi­na­ti­on; Un­ter­schei­dung zwi­schen „oben“ und „unten“

Rollt der Fels, uns zu er­schla­gen, 

lieb­li­cher Ort; Fan­ta­sie; Ide­al­bild (Ar­ka­di­en); künst­lich

Kom­men schon auf star­ken Schwin­gen 

To­des­en­gel; Apo­ka­lyp­se; Greif­vo­gel auf der Suche nach Ka­da­vern

Vögel her, uns fort­zu­tra­gen.

Hoff­nung; pa­ra­die­sisch; Er­lö­sung

Aber unten liegt ein Land, 

un­mit­tel­bar im Ge­sche­hen; den Ele­men­ten aus­ge­lie­fert; un­aus­weich­lich

Früch­te spie­gelnd ohne Ende 

sanft; lieb­lich; be­sänf­ti­gend; ver­söhn­lich

In den al­ters­lo­sen Seen.

Ewig­keit der Land­schaft; Kon­trast zur Ver­gäng­lich­keit des Men­schen

Mar­mor­stirn und Brun­nen­rand

Frag­men­ta­ri­sche Mo­ti­vik in An­leh­nung an Goe­the

Steigt aus blu­mi­gem Ge­län­de, 

To­des­angst

Und die leich­ten Winde wehn.

To­des­angst; schreck­li­cher Ort; An­ti­zi­pa­ti­on des na­hen­den Todes

  1. Bei­spiel für eine Form­ana­ly­se, die zu einer Deu­tungs­hy­po­the­se führt.
    Mar­kie­ren Sie Re­de­wen­dun­gen, die Sie für eine Form­ana­ly­se nut­zen kön­nen.

Es liegt ein frag­men­ta­ri­sches So­nett vor, das nur aus einem Quar­tett und zwei Ter­zet­ten be­steht. Das Frag­men­ta­ri­sche zeigt sich auch in der Ver­wen­dung der Bild­mo­ti­ve „Mar­mor­stirn“ und „Brun­nen­rand“, wei­te­re aus­schnitt­haf­te Bild­mo­ti­ve stel­len die „Früch­te“, „Seen“ und dem „blu­mi­ge[n] Ge­län­de“ dar.

Je­doch folgt Hof­manns­thal für seine Kom­po­si­ti­on dem Reim­sche­ma der klas­si­schen So­nett­form. Er nutzt für das Quar­tett einen Kreuz­reim und für die Ter­zet­te einen ver­schränk­ten Reim für beide Stro­phen (abc­abc).

Für die Verse ver­wen­det er einen re­gel­mä­ßi­gen Rhyth­mus. Die Be­to­nung der Wör­ter liegt über­wie­gend auf der ers­ten Silbe wie z. B. bei „Was­ser“.

Das Quar­tett be­steht aus einem Kreuz­reim, der mit einem Chi­as­mus ver­bun­den ist, indem sich auf der Satz­ebe­ne Nomen und Ver­ben über­kreu­zen, wie z. B. in den Ver­sen 1 und 2 bei „Was­ser stürzt...“ und „Rollt der Fels...“.

Zwei Par­al­le­lis­men wie „uns zu ver­schlin­gen“ und „uns zu er­schla­gen“ fin­den wir in der ers­ten Stro­phe, die mit einem wei­te­ren im letz­ten Vers mit „uns fort­zu­tra­gen“ ab­schließt.

Fazit: Diese mehr­fa­che Drei­tei­lung in der Form spie­gelt sich auch im In­halt.

  1. Um diese Deu­tungs­hy­po­the­se zur for­ma­len Ana­ly­se zu be­le­gen, ver­wen­den Sie die Er­geb­nis­se aus der Ta­bel­le (Auf­ga­be 4) und schrei­ben Sie die In­ter­pre­ta­ti­on.

 

wei­ter zu: Ta­bel­le: Lö­sung