Sprachliche Bilder
Ein Gedicht lesend erschließen - Sprachliche Bilder
Sie haben sich mit der Hörfassung beschäftigt, Ihre Eindrücke formuliert und sich mit Informationen zur Entstehung auseinandergesetzt.
In einem zweiten Schritt wird das Gedicht jetzt gelesen und auf der sprachlichen Ebene interpretiert.
Markieren Sie Textstellen zum Ort und zur seelischen Verfassung des lyrischen Sprechers. Fassen Sie den Inhalt unter diesen beiden Aspekten zusammen.
Reiselied
Wasser stürzt, uns zu verschlingen,
Rollt der Fels, uns zu erschlagen,
Kommen schon auf starken Schwingen
Vögel her, uns fortzutragen.
Aber unten liegt ein Land,
Früchte spiegelnd ohne Ende
In den alterslosen Seen.
Marmorstirn und Brunnenrand
Steigt aus blumigem Gelände,
Und die leichten Winde weh´n.
- Ordnen Sie den Strophen oder einzelnen Versen passende Motive zu und begründen Sie Ihre Zuordnung, indem Sie die Passung der Bilder diskutieren. Welches Motiv trifft die Aussage einer Strophe oder eines Verses?
- Wie verändert sich die Atmosphäre im Verlauf der Strophen?
- Ordnen Sie die Interpretationssplitter den passenden Versen zu.
Wasser stürzt, uns zu verschlingen, |
|
Erlösungshoffnung; Perspektivwechsel; Imagination; Unterscheidung zwischen „oben“ und „unten“ |
Rollt der Fels, uns zu erschlagen, |
lieblicher Ort; Fantasie; Idealbild (Arkadien); künstlich |
|
Kommen schon auf starken Schwingen |
Todesengel; Apokalypse; Greifvogel auf der Suche nach Kadavern |
|
Vögel her, uns fortzutragen. |
Hoffnung; paradiesisch; Erlösung |
|
Aber unten liegt ein Land, |
unmittelbar im Geschehen; den Elementen ausgeliefert; unausweichlich |
|
Früchte spiegelnd ohne Ende |
sanft; lieblich; besänftigend; versöhnlich |
|
In den alterslosen Seen. |
Ewigkeit der Landschaft; Kontrast zur Vergänglichkeit des Menschen |
|
Marmorstirn und Brunnenrand |
Fragmentarische Motivik in Anlehnung an Goethe |
|
Steigt aus blumigem Gelände, |
Todesangst |
|
Und die leichten Winde wehn. |
Todesangst; schrecklicher Ort; Antizipation des nahenden Todes |
Beispiel für eine Formanalyse, die zu einer Deutungshypothese führt.
Markieren Sie Redewendungen, die Sie für eine Formanalyse nutzen können.
Es liegt ein fragmentarisches Sonett vor, das nur aus einem Quartett und zwei Terzetten besteht. Das Fragmentarische zeigt sich auch in der Verwendung der Bildmotive „Marmorstirn“ und „Brunnenrand“, weitere ausschnitthafte Bildmotive stellen die „Früchte“, „Seen“ und dem „blumige[n] Gelände“ dar.
Jedoch folgt Hofmannsthal für seine Komposition dem Reimschema der klassischen Sonettform. Er nutzt für das Quartett einen Kreuzreim und für die Terzette einen verschränkten Reim für beide Strophen (abcabc).
Für die Verse verwendet er einen regelmäßigen Rhythmus. Die Betonung der Wörter liegt überwiegend auf der ersten Silbe wie z. B. bei „Wasser“.
Das Quartett besteht aus einem Kreuzreim, der mit einem Chiasmus verbunden ist, indem sich auf der Satzebene Nomen und Verben überkreuzen, wie z. B. in den Versen 1 und 2 bei „Wasser stürzt...“ und „Rollt der Fels...“.
Zwei Parallelismen wie „uns zu verschlingen“ und „uns zu erschlagen“ finden wir in der ersten Strophe, die mit einem weiteren im letzten Vers mit „uns fortzutragen“ abschließt.
Fazit: Diese mehrfache Dreiteilung in der Form spiegelt sich auch im Inhalt.
- Um diese Deutungshypothese zur formalen Analyse zu belegen, verwenden Sie die Ergebnisse aus der Tabelle (Aufgabe 4) und schreiben Sie die Interpretation.
weiter zu: Tabelle: Lösung