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Zwei Gedichte vergleichen


M4 Zwei Gedichte motivisch vergleichen und in ihre Epoche einordnen

info Sesenheim

Während seines Jurastudiums in Straßburg lernte Goethe 1770 Friederike Brion, Pfarrerstochter aus Sesenheim, kennen. Er verliebte sich so heftig in sie, dass er im Frühjahr 1771 mehrere Gedichte für sie schrieb, unter anderem das „Mayfest“ (später „Mailied“). Genauso schnell, wie sie begann, fand die von Goethe zusehends als problematisch empfundene Beziehung nach seiner Promotion ein knappes Jahr später ihr Ende, als er in seine Heimatstadt Frankfurt zurückkehrte, wo er als Rechtsanwalt tätig sein wollte. Friederike blieb mit gebrochenem Herzen zurück.

Johann Wolfgang von Goethe: Goethe in Sesenheim

Mayfest
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus iedem Zweig,
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,

Und Freud und Wonne
Aus ieder Brust.
O Erd o Sonne
O Glück o Lust!

O Lieb’ o Liebe,
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf ienen Höhn;

Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.

O Mädchen  Mädchen,
Wie lieb’ ich dich!
Wie blinkt dein Auge!
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmels Duft,

Wie ich dich liebe
Mit warmen Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Muth

Zu neuen Liedern,
Und Tänzen giebst!
Sey ewig glücklich
Wie du mich liebst!

(1771)

http://de.wikisource.org/wiki/Mayfest_%28Johann_Wolfgang_von_Goethe%29

 

1. Rekonstruieren Sie den Sinngehalt des Gedichts in den vorgegebenen Abschnitten.

Z. 1-10: Die Schönheit der frühlingshaften, irdischen Natur aus der Sicht des lyrischen Ichs
Z. 11-20: Verbindung der Naturschönheit mit ______________
Z. 21-34: Ausrufe der ______, Einswerden von ____________
Z. 35-36: ____________________________________________

 

2. Markieren Sie die Verben. Mit welchen Sinnen (Sehen, Hören, Riechen) nimmt das lyrische Ich die Natur in den ersten fünf Strophen wahr?

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info lyrisches Ich

Das lyrische Ich ist der/die Sprecher/in des Gedichts . Er/sie ist nicht identisch mit dem Autor . Es hat meistens ein Gegenüber oder eine/n Partner/in im Gedicht.

3. Bestimmen Sie das lyrische Ich. Wer oder was steht ihm im Verlauf des Textes gegenüber?

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4. Ab wann und wie werden Liebe und Natur zueinander in Beziehung gesetzt? Achten Sie auf Vergleiche!

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5. Sind die beiden Liebenden gleichberechtigt? Berücksichtigen Sie auch hier die Bilder (Vergleiche, Personifikationen) und beziehen Sie die biographischen Informationen des Infoteils mit in Ihre Beobachtungen ein!

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6. Markieren Sie in Goethes Text alle Begriffe, die die Natur (grün), das lyrische Ich (rot) und die Geliebte (blau) bezeichnen (Doppelfarben sind möglich). Tragen Sie diese in der Reihenfolge des Gedichtfortschrittes in folgende Skizze ein:

Begriffsspirale

weiter: Lösungen (unter 6.)

 

7. Vergleichen Sie dieses Schaubild mit der Raumskizze des vorigen Gedichts. Wo sehen Sie Unterschiede in der Naturvorstellung? Beschreiben Sie die jeweilige Rolle des Menschen in der Natur.

Gellert:
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Goethe:
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8. Leiten Sie daraus das Naturmotiv des Goethegedichts ab und vergleichen Sie es mit dem Gellert-Gedicht. Wenn Grundannahmen oder Erklärungsmodelle wechseln, spricht man von einem „Paradigmenwechsel“. Inwiefern lässt sich hier von einem Paradigmenwechsel in der Aufklärungsepoche sprechen?

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9. Markieren und interpretieren Sie Ausdrücke und Begriffe im Gedicht, die Verbindungsmöglichkeiten zu christlichen Vorstellungen nahelegen.

Stimmen aus dem Gesträuch: ________________________
Liebe segnet das Feld: _____________________________
______________ : _______________________________
______________ : _______________________________

 

10. Goethe war ein Anhänger des pantheistischen Weltbilds. Versuchen Sie eine Verbindung herzustellen zur Botschaft des Gedichts.

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info Pantheismus

griech. „Allgottlehre“; religionsphilosophische Lehre, die besagt, dass Gott und der Kosmos eine Einheit bilden. Gott offenbart sich in allen Wesen der Natur , also auch im Menschen selbst, der seinerseits integraler Bestandteil der Schöpfung ist. Eine kirchliche Vermittlungsinstanz wird somit überflüssig. Pantheistische Strömungen finden sich bereits in der Antike. Goethe war ein Anhänger dieser Lehre.

 

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