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Die Epoche der Klassik


Sinnliche Natur und natürliche Ordnung

M7 Die Einheit von Inhalt und Form erkennen

Au_Halbinsel_-_Zürichsee_-_Albis_Baldern_IMG_5318.jpg

Bildquelle: Au Halbinsel - Zürichsee - Albis Baldern. Roland zh (cc-by-sa 3.0) http://commons.wikimedia.org/

info Schweizreise

Goethe schrieb die erste Fassung des Gedichts anlässlich einer Bootspartie, die er während einer Schweizreise 1775 auf dem Zürichsee mit Freunden unternahm. Seine endgültige Form erhielt der Text 1789, als der achte Band seiner „Schriften“ erschien. Die ursprüngliche, also noch zur Sturm-und-Drang-Zeit entstandene Version bestand aus zwei Gedichten. Sie ist der Liebesbeziehung zu Lili Schönemann, einer Frankfurter Bankierstochter, zuzuordnen. Ähnlich wie die Liebe zu Friederike Brion empfand er auch dieses Verhältnis als problematisch, weshalb es ebenfalls nur wenige Monate anhielt. Die Schweizreise war auch eine Art Beziehungsflucht.

 

Johann Wolfgang von Goethe

Auf dem See
     Und frische Nahrung, neues Blut
Saug’ ich aus freyer Welt;
Wie ist Natur so hold und gut,
Die mich am Busen hält!
Die Welle wieget unsern Kahn
Im Rudertakt hinauf,
Und Berge, wolkig himmelan,
Begegnen unserm Lauf.

     Aug’, mein Aug’, was sinkst du nieder?
Goldne Träume kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so Gold du bist;
Hier auch Lieb’ und Leben ist.

     Auf der Welle blinken
Tausend schwebende Sterne,
Weiche Nebel trinken
Rings die thürmende Ferne;
Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht,
Und im See bespiegelt
Sich die reifende Frucht.

(1789)

http://de.wikisource.org/wiki/Auf_dem_See

1. In der ursprünglichen Fassung im Reisetagebuch von 1775 beginnt das erste Gedicht mit den Zeilen: „Ich saug an meiner Nabelschnur/Nur Nahrung aus der Welt./Und herrlich rings ist die Natur/Die mich am Busen hält.“ In welcher Rolle sieht sich das lyrische Ich und wie empfindet es die Natur? Ordnen Sie diese Rolle in den Kontext des Sturm und Drang ein.

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2. Prüfen Sie das Anfangsbild auf seine Logik hin und vergleichen sie es mit dem Anfang der Endfassung von 1789. Was wurde verändert?

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3. Versetzten Sie sich in die Situation des lyrischen Ichs und rekonstruieren Sie den inhaltlichen Gedichtablauf in eigenen Worten. Beachten Sie dabei besonders seine sich verändernde Position gegenüber der Natur. Lassen Sie sich von der Abbildung des Zürichsees inspirieren und nehmen Sie die folgende Tabelle als Hilfe:

Strophe Lyrisches Ich Natur
1. Strophe Es liegt wie ein Säugling passiv in einem schaukelnden Boot auf dem See und blickt nach oben. Es sieht Wolken und Berge. Sie erscheint groß, als übermächtiges Subjekt wie eine Mutter.
2. Strophe Völlig entspannt versinkt es in sich selbst, in einen Tagtraum von ...................., den es verscheucht mit dem Hinweis, dass ....................
....................
....................
Sie spielt hier keine Rolle.
3. Strophe Sein Blick richtet sich nun nach außen auf ....................und in die ....................
Es sieht, wie der Morgenwind die ....................
wie sich die Bucht wie eine
....................
....................
Natur erscheint als ....................
....................
....................
....................
....................
....................

 

4. Analysieren Sie das Gedicht metrisch und verstechnisch. Stellen Sie Verbindungen zu den folgenden Gefühlslagen des lyrischen Ichs her:

Erste Strophe: sich schaukeln lassen ↔ gleichmäßig durchgehende Jamben mit drei Hebungen in geraden und vier Hebungen in ungeraden Verszeilen; ausschließlich männliche Kadenzen und ineinander verkreuzte Reime sowie Enjambements und Alliterationen (V. 5) erwecken das Gefühl von wiegendem Gleichmaß.

Zweite Strophe: träumen und erwachen ↔ __________________
________________________________________________künden etwas Neues an, das klar in zwei Teile getrennt ist. Ernüchterung durch Unterbrechung des alternierenden Versmaßes in den Zeilen ______________________________

Dritte Strophe: etwas aufnehmen und verarbeiten ↔_______
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Die variantenreiche formale Gestaltung zeigt _________
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info Form

Das Versmaß bestimmt den Wechsel zwischen betonten und unbetonten Silben (alternierend). Die wichtigsten metrischen Figuren sind: Jambus (regelmäßiger Wechsel zwischen unbetonter und betonter Silbe: v -), Trochäus (- v); Daktylus (-v v) und  Anapäst (v v –).
Das Reimschema stellt den Gleichklang der Endreime in einem Gedicht dar. Die wichtigsten Reimschemata sind: Kreuzreim , Paarreim , Schweifreim und umschließender Reim . Gleich klingende Endreime werden mit Buchstaben belegt; sich reimende Versenden erhalten identische Buchstaben (z. B. ab/ab beim Kreuzreim).
Die Kadenz bezieht sich auf die betonten (männlich) und unbetonten Ausklänge (weiblich) eines Verses.
Wenn ein Satz über die Verszeile hinaus in die nächste geht, dann nennt man dies einen Zeilensprung oder ein Enjambement.
Alliterationen oder Stabreime sind Gleichklänge im Anlaut der Worte in einem Vers.

5. Beschreiben Sie nun, wie sich das Verhältnis des lyrischen Ichs zur Natur im Verlauf des Gedichtes entwickelt, indem sie Inhalt und Form zueinander in Bezug setzen.

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