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Aus­zü­ge aus einem Ar­ti­kel zu SOL

Vor­be­mer­kun­gen

Ein glei­cher­ma­ßen zu­kunfts- wie auch leis­tungs­ori­en­tier­ter Un­ter­richt stellt den ak­ti­ven selb­stän­di­gen und selbst­ver­ant­wort­li­chen Ler­nen­den in den Mit­tel­punkt; er zielt auf fach­li­chen und über­fach­li­chen Kom­pe­ten­z­er­werb, auf die Si­che­rung eines an­schluss­fä­hi­gen Grund­la­gen- und Ori­en­tie­rungs­wis­sens und somit auf die Ent­wick­lung einer nach­hal­ti­gen Lern­fä­hig­keit und Lern­be­reit­schaft. Pra­xis­be­zug und Hand­lungs­ori­en­tie­rung sind we­sent­li­che und un­ver­zicht­ba­re Ele­men­te einer mo­der­nen Un­ter­richts­pra­xis. Es gilt, ge­sell­schaft­li­che Werte und fach­li­che Grund­la­gen zu ver­mit­teln, fä­cher­über­grei­fen­de Ar­ran­ge­ments, zum Bei­spiel in Lern- oder The­men­fel­dern zu ge­stal­ten, zu ver­netz­tem Den­ken an­zu­re­gen und Be­rufs­fä­hig­keit auf­zu­bau­en. Die di­dak­ti­sche sowie die me­tho­di­sche Pla­nung und Ver­wirk­li­chung von Un­ter­richt muss auf die ge­nann­ten Ziel­set­zun­gen ab­ge­stimmt sein. Tra­dier­te Lehr- und Lern­for­men be­dür­fen der Wei­ter­ent­wick­lung und der Er­gän­zung.

Es gibt zahl­rei­che An­läs­se und Mo­ti­ve, die Un­ter­richts­pra­xis zu ver­än­dern, wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und zu mo­der­ni­sie­ren. Schu­le kann in­mit­ten eines dy­na­mi­schen Um­felds hin­sicht­lich ihrer päd­ago­gi­schen Wirk­lich­keit nicht sta­tisch blei­ben. Kul­tu­rel­le, so­zia­le, öko­no­mi­sche sowie ge­sell­schafts­po­li­ti­sche Ver­än­de­run­gen prä­gen und mo­di­fi­zie­ren das Selbst­ver­ständ­nis und die An­sprü­che des Ge­mein­we­sens, als des­sen Teil sich Schu­le be­grei­fen muss.
Schul­ent­wick­lung und Un­ter­richts­ent­wick­lung sind daher auch Spie­gel einer ge­sell­schaft­li­chen Dy­na­mik. Schließ­lich sind sich die meis­ten Leh­ren­den dar­über einig, dass die Ler­nen­den mit zu­neh­men­dem Alter ver­mehrt zur Selb­stän­dig­keit und Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit ge­führt wer­den soll­ten - nicht nur, aber auch, zur ei­ge­nen Ent­las­tung der Leh­re­rin­nen und Leh­rer.

Für SOL gibt es keine schul­art­spe­zi­fi­sche Ex­klu­si­vi­tät, son­dern eine un­ein­ge­schränk­te Gel­tung für alle Schul­ar­ten. Das Kon­zept SOL stellt einen di­dak­tisch und me­tho­disch sys­te­ma­tisch be­grün­de­ten Rah­men be­reit, wel­cher sich aus ver­schie­de­nen päd­ago­gi­schen, lern- und so­zi­al­psy­cho­lo­gi­schen sowie di­dak­ti­schen Quel­len speist. Im Kon­zept SOL ver­ei­ni­gen und be­rei­chern sich An­sprü­che an die fach­li­chen Kom­pe­ten­zen sowie Po­ten­tia­len einer so­zia­len, me­tho­di­schen und di­dak­ti­schen Struk­tur des Ler­nens.

Im Mit­tel­punkt steht als Ziel der hand­lungs­kom­pe­ten­te, d. h. der fach­lich und über­fach­lich qua­li­fi­zier­te Ler­nen­de. Bil­dung voll­zieht sich als Selbst­bil­dung, als ak­ti­ver Pro­zess der An­eig­nung und Aus­übung von Wis­sen und Kön­nen. Al­lein die kluge An­ord­nung von Pha­sen der Ein­zel-, Grup­pen- und Ple­nums­ar­beit zeigt, dass SOL kei­nes­wegs Ler­nen als Ver­ab­so­lu­tie­rung der Ei­gen­ak­ti­vi­tä­ten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­greift. Rich­tig und ent­schei­dend ist viel­mehr, dass sich gleich­zei­tig die Rolle des Leh­ren­den ent­schei­dend wan­delt.

Be­stand bis­her eine der Haupt­auf­ga­ben der Leh­ren­den darin, Wis­sen di­dak­tisch auf­zu­be­rei­ten und zu ver­mit­teln, so ver­än­dert sich diese in SOL-Ar­ran­ge­ments:
Lern­si­tua­tio­nen schaf­fen, Lern­pro­zes­se in­iti­ie­ren, be­glei­ten, eva­lu­ie­ren und ab­schlie­ßen - so könn­te die neue Auf­ga­be der Leh­re­rin­nen und Leh­rer um­schrie­ben wer­den. Dabei kommt der in­di­vi­du­el­len Lern­be­ra­tung eine be­son­de­re Be­deu­tung zu. Der (fron­ta­le) Leh­rer­vor­trag dient vor allem der Über­sicht und der fach­wis­sen­schaft­li­chen Zu­sam­men­fas­sung. Die Ge­samt­ver­ant­wor­tung für den Un­ter­richt liegt trotz oder ge­ra­de wegen der er­höh­ten Selb­stän­dig­keit und Ei­gen­ak­ti­vi­tät der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in den Hän­den der Leh­ren­den.

Zur Ge­samt­ver­ant­wor­tung der Lehr­kräf­te zählt un­strit­tig auch die Auf­ga­be der Leis­tungs­be­ur­tei­lung. Diese er­füllt aus päd­ago­gi­scher Sicht in aller ers­ter Linie einen for­ma­ti­ven und ent­wick­lungs­ori­en­tier­ten Zweck im Sinne einer Lern­ent­wick­lungs­be­glei­tung. Ziel ist es, im Zuge einer dif­fe­ren­zier­ten Ein­schät­zung und Rück­mel­dung die wei­te­ren Lern­pro­zes­se zu struk­tu­rie­ren und zu sti­mu­lie­ren. Eine zen­tra­le Vor­aus­set­zung dafür stellt die Kon­gru­enz von Un­ter­richts­kon­zep­ten und Kon­zep­ten der Leis­tungs­be­ur­tei­lung dar. Im Blick auf die Po­ten­tia­le und In­ten­tio­nen von SOL be­deu­tet dies, dass Ver­fah­ren und For­men der Leis­tungs­be­ur­tei­lung ge­fun­den wer­den, die so­wohl die fach­li­chen als auch die über­fach­li­chen Kom­pe­ten­zen er­fas­sen und zu be­ur­tei­len er­lau­ben. Mit an­de­ren Wor­ten: SOL er­mög­licht die För­de­rung und Stär­kung von schu­li­schen Leis­tun­gen in einem um­fas­sen­den Sinn; zu­gleich for­dert SOL trag­fä­hi­ge Kon­zep­te der Leis­tungs­be­ur­tei­lung ein, wel­che dem zu­grun­de lie­gen­den er­wei­ter­ten Lern- und Leis­tungs­be­griff Rech­nung tra­gen.

Si­cher­lich stellt SOL kein All­heil­mit­tel für alle Fälle von päd­ago­gi­schen Kon­zept­de­fi­zi­ten dar. SOL bie­tet je­doch einen sys­te­mi­schen An­satz in­halt­li­cher, di­dak­ti­scher und me­tho­di­scher Ele­men­te, der im Sinne einer an­wen­dungs- und kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Päd­ago­gik Wege zu einer in­no­va­ti­ven Pra­xis von Schu­le und Un­ter­richt weist. Be­son­de­re Be­ach­tung ver­dient SOL im Blick auf die Be­wäl­ti­gung viel­schich­ti­ger An­for­de­run­gen in Aus­bil­dung, Stu­di­um und Beruf.
Quel­le: Dr. Gün­ther Klein, Mi­nis­te­ri­um für Kul­tus, Ju­gend und Sport Stutt­gart,(2003)