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„Rote Fäden“ für eine kom­pe­tenz­ori­en­tie­re cur­ri­cu­la­re Un­ter­richts­pla­nung und Un­ter­richts­ge­stal­tung

Der Bil­dungs­plan 2016 für Evan­ge­li­sche Re­li­gi­ons­leh­re mit sei­nen 5 pro­zess­be­zo­ge­nen und 83 in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen (Klas­se 5-12 im zwei­stün­di­gen Kurs) ge­hört unter den Fach­plä­nen zu denen, die am schlan­kes­ten aus­ge­fal­len sind.1 Trotz­dem ist es nicht leicht die 83 ibKs pro Stan­dart­stu­fe [23 (in 5/6), 22 (in 7/8), 24 (in 9/10), 14 (in 11/12)] im Blick zu be­hal­ten.

Theo­lo­gie und damit Re­li­gi­ons­un­ter­richt ist immer und stets ein „ver­netz­tes“ Fach, d.h. die ver­schie­de­nen (theo­re­tisch zwar sys­te­ma­tisch trenn­ba­ren) Be­rei­che sind immer zu­gleich mit­zu­den­ken und ste­hen je­weils mit an­de­ren Be­rei­chen in Be­zie­hung. Daher kann Re­li­gi­ons­un­ter­richt immer nur als kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Un­ter­richt ge­dacht wer­den, da Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung Ver­net­zung be­inhal­tet, und ge­ra­de dies das Cha­rak­te­ris­ti­kum von Theo­lo­gie bzw. theo­lo­gi­schem Den­ken ist.

Ein Faden ist keine ge­ra­de Linie von einem Punkt zum nächs­ten. Die Me­ta­pher „Faden“ soll daher ver­an­schau­li­chen, dass der Er­werb von Kom­pe­ten­zen im Fach Re­li­gi­on kei­nem li­nea­ren, strin­gen­ten Auf­bau fol­gen muss, son­dern dass die Kom­pe­ten­zen mit Schlei­fen, Ösen, Wie­der­ho­lun­gen und Krüm­mun­gen, je nach Lern­grup­pe und Be­darf er­wor­ben wer­den kön­nen. Der Faden aber stellt trotz sei­ner Kur­ven und Schlei­fen die Mög­lich­keit be­reit, „Per­len“ (im Sinne von zu Ler­nen­des) daran auf­zu­hän­gen. Der Faden bleibt als Faden er­kenn­bar und wenn man ihm folgt, kommt man voran – so wird ein in­di­vi­du­el­ler, auf den Un­ter­richt in einer kon­kre­ten Lern­grup­pe be­zo­ge­ner, Kom­pe­tenz­auf­bau bzw. Lern­fort­schritt er­reicht (Pro­gres­si­on).

Das sich Ver­ge­gen­wär­ti­gen von „roten Fäden“ kann im meh­re­rer Hin­sicht eine Hilfe sein:

  • Das Sich-be­wusst-Ma­chen von zu ver­fol­gen­den roten Fäden hilft, eine Struk­tur durch die ibKs zu legen, indem diese ent­lang der roten Fäden leich­ter im Blick zu be­hal­ten sind.
  • Ab­spra­chen be­züg­lich der „roten Fäden“ für das Cur­ri­cu­lum in­ner­halb der Fach­schaf­ten er­leich­tern die Über­ga­be und den Wech­sel zwi­schen Lehr­kräf­ten von Klas­sen­stu­fe zu Klas­sen­stu­fe. Fer­ner kön­nen so schul­ei­ge­ne Pro­fi­le und Schwer­punk­te stär­ker be­rück­sich­tigt und sicht­bar ge­macht wer­den.
  • Das Sich-in-Er­in­ne­rung-Rufen der roten Fäden er­leich­tert die ei­ge­ne Un­ter­richts­pla­nung bei der in­halt­li­chen Aus­ge­stal­tung der Stun­de – der zen­tra­le Fokus ist sicht­bar: „Wo soll es ins­ge­samt hin­ge­hen, wenn diese oder jene ibK zu be­rück­sich­ti­gen ist?“
  • Es er­leich­tert das Auf­grei­fen spon­ta­ner Schü­le­r­äu­ße­run­gen oder Fra­gen, die als „Per­len“ an einen roten Faden ge­hängt wer­den und ab­wei­chend von der ur­sprüng­li­chen Un­ter­richts­pla­nung ver­folgt wer­den kön­nen. Die agile Ver­net­zung, das be­weg­li­che, ler­nen­de Spiel mit der Lern­grup­pe steht so im Vor­der­grund des trans­pa­rent ge­stal­te­ten Un­ter­richt­ge­sche­hens.
  • Nach­hal­tig­keit, wie­der­ho­len­des Ler­nen, theo­lo­gi­sches Ver­net­zen von In­hal­ten und das Ein­üben von Kom­pe­ten­zen ent­lang der roten Fäden.

Ins­ge­samt soll die Idee von „roten Fäden“ der Selbst­ver­ge­wis­se­rung der Lehr­kraft bzw. der Fach­schaft die­nen, was im Fokus des Un­ter­richt­ge­sche­hens über Stan­dard­zeit­räu­me hin­weg ste­hen soll: Was ist mir/uns be­son­ders wich­tig, das ich/wir ver­stärkt im Blick haben will/wol­len von Klas­se 5 bis zum Ab­itur?

Die Art der Fäden kann durch­aus un­ter­schied­lich sein z.B. mal stär­ker an pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen an­ge­lehnt, oder mal auf ein Bün­del von in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen be­zo­gen, oder eine Mi­schung aus bei­den. Die ZPG-Ma­te­ria­li­en für die ver­schie­de­nen Stan­dard­räu­me haben stets ver­sucht, ver­schie­de­ne Ele­men­te (als roter Faden) in den Un­ter­richts­ma­te­ria­len immer wie­der auf­zu­grei­fen, je­weils auf die ibKs der ein­zel­nen Stan­dard­räu­me be­zo­gen.

Als Ide­en­samm­lung für mög­li­che „rote Fäden“ könn­te neben vie­len an­de­ren Mög­lich­kei­ten z.B. die­nen:

  • kom­ple­men­tär den­ken zu kön­nen (Kom­ple­men­tä­res Den­ken in Bezug zur Wahr­neh­mung der Wirk­lich­keit in ihrer Viel­schich­tig­keit, be­son­ders unter Be­rück­sich­ti­gung der re­li­giö­sen Di­men­si­on der Wirk­lich­keit),
  • her­me­neu­tisch an­ge­mes­sen mit bi­bli­schen Tex­ten und Aus­sa­gen um­ge­hen zu kön­nen,
  • die Be­deu­tung der re­for­ma­to­ri­schen Er­kennt­nis (Recht­fer­ti­gung, Frei­heit eines Chris­ten­men­schen) für ver­schie­de­ne Le­bens­be­rei­che und –si­tua­tio­nen sicht­bar ma­chen zu kön­nen. (Was ist evan­ge­lisch?)
  • (evan­ge­lisch) christ­lich ur­tei­len zu kön­nen (Ethi­sche Ur­teils­bil­dung in evan­ge­lisch-christ­li­cher Per­spek­ti­ve)
  • Ant­wort­mög­lich­kei­ten auf die Frage nach der Iden­ti­tät des Men­schen aus christ­li­cher Per­spek­ti­ve auf­zei­gen zu kön­nen (Leben als Gabe bzw. Ge­schenk Got­tes, das zu­gleich Dank und An­spruch be­inhal­tet)
  • usw.

 

„Rote Fäden“ für die Un­ter­richts­pla­nung und Un­ter­richts­ge­stal­tung: Her­un­ter­la­den [docx][140 KB]

„Rote Fäden“ für die Un­ter­richts­pla­nung und Un­ter­richts­ge­stal­tung: Her­un­ter­la­den [pdf][151 KB]

 

Wei­ter zu Mög­li­ches Bei­spiel 1