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4. Bau­stein: Zu­fall – Schick­sal – oder Gott?

Ein­füh­rung in die The­ma­tik

Im Zen­trum die­ser Dop­pel­stun­de steht die in­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­tenz: die SuS kön­nen „exis­ten­zi­el­le Her­aus­for­de­run­gen (zum Bei­spiel Er­folg, Glück, Sinn, Kri­sen, Krank­heit, Ver­lust, Tod) zu Fra­gen nach Zu­fall, Schick­sal und Wir­ken Got­tes in Be­zie­hung set­zen“ [3.3.4 (1)]. Es geht also zu­nächst ein­mal darum, dass SuS be­stimm­te Her­aus­for­de­run­gen im Leben als exis­ten­zi­ell iden­ti­fi­zie­ren kön­nen. Wenn sie dann im nächs­ten Schritt diese Her­aus­for­de­run­gen mit den Be­grif­fen Zu­fall und Schick­sal in Be­zie­hung set­zen, wird man mit fol­gen­den Über­le­gun­gen rech­nen dür­fen: Die SuS …

  • dif­fe­ren­zie­ren in Be­rei­che, die sie mit einem re­gel­recht ma­the­ma­tisch-sto­chas­ti­schen Ver­ständ­nis aus­schließ­lich mit „Zu­fall“ be­grün­den, und in an­de­re Be­rei­che, die sie auch dem „Schick­sal“ zu­schrei­ben.
  • den­ken Schick­sal an­ders als Zu­fall immer asym­me­trisch: Es wird eine Größe vor­ge­stellt, die mit­tels Vor­be­stim­mung lenkt; die­ser Größe ist das Sub­jekt aus­ge­lie­fert.
  • sind dafür offen, Kon­tin­genz­er­fah­run­gen einen Sinn zu­zu­schrei­ben.
  • sind be­reit, sich mit Kon­tin­genz­er­fah­run­gen an­de­rer zu iden­ti­fi­zie­ren, was i. d. R. dazu führt, dass sie Er­eig­nis­se aus der Sicht per­sön­li­cher Be­trof­fen­heit nicht als Zu­fall be­zeich­nen.
  • ver­wen­den den Be­griff Schick­sal mit un­ter­schied­li­chen Kon­no­ta­tio­nen (z. B. Vor­be­stim­mung, aus­schließ­lich ne­ga­tiv als „Schick­sals­schlag“, hö­he­re Macht).
  • set­zen den Zu­fall als Rest­ka­te­go­rie ein, wenn an­de­re Er­klä­run­gen nicht mehr grei­fen.

Auch haben Stu­di­en zei­gen kön­nen, dass nicht we­ni­ge Ju­gend­li­che ein de­is­ti­sches Welt­bild haben, indem sie zwar an „eine hö­he­re Macht“ resp. an Gott glau­ben, aber nicht mit deren/des­sen Ein­grei­fen in die Welt und schon gar nicht in das ei­ge­ne Leben rech­nen.
Ge­mein­sa­me De­fi­ni­ti­ons­ver­su­che kön­nen die Er­kennt­nis lie­fern, dass „Schick­sal“ im Ge­gen­satz zu „Zu­fall“ durch­aus eine re­li­giö­se Di­men­si­on auf­weist. Diese Di­men­si­on wird voll­ends auf­ge­ris­sen, wenn im Un­ter­richt Kurz­fil­me wie „Der Fall Nils B.“ oder „Spin“ zum Ein­satz kom­men und die Frage nach exis­ten­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen um das Wir­ken Got­tes er­gän­zen.
Die Dop­pel­stun­de zielt dar­auf – auch in An­bin­dung an das Nach­den­ken über den Sinn von Re­li­gi­on (siehe dazu Stun­den 1-4) – den Ein­bruch der re­li­giö­sen Di­men­si­on in das Leben zu the­ma­ti­sie­ren und die SuS dar­über sprach­fä­hig zu ma­chen. Dabei kön­nen die SuS zu dem Er­geb­nis ge­lan­gen, dass es Be­rei­che gibt, etwa Kon­tin­genz­er­fah­run­gen, in denen man mit Ana­ly­se und Ra­tio­na­li­tät nur schwer wei­ter kommt. Auch sol­len sie er­läu­tern kön­nen, was sich än­dert, wenn Gott ins Spiel kommt, wenn das ei­ge­ne Welt­bild, die ei­ge­ne Kon­struk­ti­on von Wirk­lich­keit mit Gott rech­net. Am Ende könn­te (muss aber nicht) die Er­kennt­nis ste­hen, dass Re­li­gi­on zwar fürs Ganze, aber nicht für alles im Leben zu­stän­dig ist. Gott ist kein all­be­stim­men­des Schick­sal oder eine all­zu­stän­di­ge re­li­giö­se In­stanz, son­dern setzt auf die Frei­heit der Men­schen. In­so­fern ge­hö­ren of­fe­ne Si­tua­tio­nen und Zu­fäl­le sowie rein mensch­li­che Ent­schei­dun­gen zum christ­li­chen Welt­bild ge­nau­so dazu, wie der Glau­be an eine gött­li­che Vor­se­hung, nicht im Sinne einer Vor­be­stim­mung, son­dern gött­li­cher Für­sor­ge für die Men­schen. So könn­te im Sinne eines auf­bau­en­den Ler­nens auch hier die Mög­lich­keit ge­nutzt wer­den, kom­ple­men­tä­res Den­ken zu för­dern: Die The­ma­tik lädt dazu ein, über eine dop­pel­te Ko­die­rung der Wirk­lich­keit nach­zu­den­ken – es ist auch mög­lich, das ein­grei­fen­de Han­deln Got­tes nicht al­ter­na­tiv oder zu­sätz­lich zu den „na­tür­li­chen“ Ur­sa­chen, son­dern gleich­zei­tig zu den­ken.1

Un­ter­richts­ver­lauf

Mög­lich­keit 12

Me­tho­di­scher Vor­spann3

L: „In die­ser Dop­pel­stun­de wer­det ihr immer wie­der in eine Part­ner­ar­beit mit je­weils an­de­rem Part­ner ein­tre­ten. Damit wir nicht jedes Mal mit der „Part­ner­su­che“ Zeit ver­lie­ren, sollt ihr be­reits jetzt einen „Da­ting Plan“ für jede Ar­beits­pha­se an­le­gen. Mit (M 4.01) be­kommt ihr einen Vor­druck. Bitte sucht für jeden Ar­beits­ab­schnitt einen an­de­ren Ar­beits­part­ner aus, der dort sei­nen Namen ein­trägt.“

Di­dak­ti­scher Hin­weis:
Zum In­halt des Films: Ein Klein­kind stürzt aus dem Fens­ter und rast in frei­em Fall auf den Boden zu. Den Auf­prall aus einer Höhe von knapp 20 Me­tern wird der klei­ne Nils B. mit al­ler­größ­ter Wahr­schein­lich­keit nicht über­le­ben – es sei denn, es ge­schieht ein Wun­der. Nils‘ wun­der­sa­me Ret­tung führt bei sei­nem Ret­ter zu einem tief­grei­fen­den Sin­nes­wan­del und wird als Zei­chen Got­tes ge­deu­tet.

Ach­tung: Da der Fall des Klein­kin­des aus dem Fens­ter in dem Film ge­zeigt wird, soll­te SuS, die auf­grund per­sön­li­cher Be­trof­fen­heit damit Schwie­rig­kei­ten haben könn­ten, die Mög­lich­keit er­öff­net wer­den, bei der Szene weg­zu­se­hen bzw. das Klas­sen­zim­mer zu ver­las­sen.

Er­ar­bei­tung I: Ein­füh­rung in den Film

  1. Film­schau „Der Fall Nils B.“4 (2012; 09:12 min.)

    Ein­stiegs­im­puls:
    „Für wie ge­eig­net hal­tet ihr den Film im Hin­blick auf die Frage nach dem Ein­bruch von Re­li­gi­on in unser Leben?“
    Oder: „Was spricht euch bei dem Film an, was stört bzw. was ir­ri­tiert euch?“

    Di­dak­ti­scher Hin­weis: Der Ein­stieg er­folgt re­zi­pi­en­ten­ori­en­tiert, um die Aus­ein­an­der­set­zung mit den in­di­vi­du­el­len Re­ak­tio­nen der Zu­schau­er auf­zu­fan­gen und einen An­stoß zur Kom­mu­ni­ka­ti­on zu er­leich­tern, da diese je­weils ei­ge­ne Ur­tei­le, Wün­sche, Ge­füh­le etc. auf die Prot­ago­nis­ten und die Hand­lung des Films über­tra­gen.

  2. Per­spek­ti­ven­über­nah­me: Die SuS be­ar­bei­ten in PA gemäß ihrem Da­ting Plan auf dem Ar­beits­blatt (M 4.02) die Auf­ga­be 1: „Zeigt auf, wie Herr Dr. Fried­berg, der Café-Be­sit­zer Herr Said und der Er­zäh­ler je­weils das Er­eig­nis um den Fall und die Ret­tung von Nils B. deu­ten.“

    Di­dak­ti­scher Hin­weis:

    • Die SuS kön­nen ggf. dar­auf auf­merk­sam ge­macht wer­den, dass der Er­zäh­ler sich zwi­schen meh­re­ren Deu­tun­gen be­wegt: Er lässt den Un­fall zu­nächst als eine Ver­ket­tung un­glück­li­cher Zu­fäl­le er­schei­nen, die er do­ku­men­ta­risch auf­lis­tet. Die Ret­tung je­doch führt er in sei­ner Er­zäh­lung als „Wun­der“ ein.
    • Falls der Be­griff „Zu­fall“ von den SuS (z. B. bei der Ana­ly­se der Deu­tung des Er­zäh­lers) noch nicht ein­ge­bracht wurde, kann der Leh­rer an die­ser Stel­le die Frage dis­ku­tie­ren las­sen: „War das, was da im Film pas­siert ist, nicht alles nur Zu­fall?“
    • Mög­li­che Er­geb­nis­si­che­rung: Siehe M 4.02* (siehe dort auch die Lö­sungs­hin­wei­se zu den wei­te­ren Auf­ga­ben).

Er­ar­bei­tung II: Be­griffs­klä­rung

  1. „Be­schrei­be aus dei­nem Er­fah­rungs­be­reich wei­te­re Si­tua­tio­nen, in denen sol­che Deu­tun­gen (Zu­fall, Schick­sal, Zei­chen bzw. Wir­ken Got­tes) vor­kom­men.“ (M 4.02, Auf­ga­be 2a)

    Die Er­ar­bei­tung er­folgt zu­nächst in EA. In PA (gemäß Da­ting Plan Auf­ga­be 2b) wer­den die Er­fah­run­gen aus­ge­tauscht.

    Im er­geb­nis­si­chern­den UG wird der Be­griff „exis­ten­zi­el­le Her­aus­for­de­rung“ ein­ge­führt (ggf. auch der Be­griff der „Kon­tin­genz­er­fah­rung“): „Kon­tin­genz­er­fah­run­gen“ sind Er­fah­run­gen oder Er­eig­nis­se, die (schein­bar) zu­fäl­lig in unser Leben her­ein­bre­chen (und uns viel­leicht vor ganz neue Fra­gen stel­len).

  2. L: „Wir sind im Ge­spräch immer wie­der auf die Be­grif­fe „Zu­fall“; „Schick­sal“ und „Wir­ken Got­tes“ ge­sto­ßen. Damit wir alle je­weils das­sel­be mei­nen, wenn wir die Be­grif­fe ver­wen­den, müs­sen wir diese de­fi­nie­ren.“

    Mit dem­sel­ben/ der­sel­ben Part­ner(in) wird eine De­fi­ni­ti­on der Be­grif­fe (M 4.02, Auf­ga­be 2b) vor­ge­nom­men.

    Di­dak­ti­scher Hin­weis: Der Schick­sals­be­griff wird er­fah­rungs­ge­mäß von den SuS (etwas) an­ders ver­wen­det als im Film von dem aus Al­ge­ri­en stam­men­den Herrn Said. Bei ihm zeigt sich eine Art (is­la­mi­scher) Volks­glau­be, der von (ara­bisch) „mak­toub“ spricht und damit an­deu­ten will, dass alles im Leben vor­her fest­ge­legt wurde. Die im Koran ge­for­der­te Un­ter­wer­fung des Men­schen unter den Wil­len Al­lahs, der den Men­schen in ihrem Leben Prü­fun­gen auf­er­legt, geht manch­mal naht­los in eine Schick­sals­er­ge­ben­heit über, die auch zu Pas­si­vi­tät und Gleich­gül­tig­keit füh­ren kann. Auch diese Pro­ble­ma­tik könn­te mit den SuS dis­ku­tiert wer­den. An­de­rer­seits will der „mak­toub“-gläu­bi­ge Herr Said sei­nem Leben mehr Be­deu­tung ver­lei­hen, indem er in­itia­tiv wird, sein Taxi ver­kauft und ein Café er­öff­net.

Ver­tie­fung I: Trans­fer

Im­puls­fra­gen für ein kur­zes UG Ge­spräch im An­schluss an die Er­geb­nis­si­che­rung:

  • „Be­sitzt der Be­griff ‚Schick­sal‘ schon eine re­li­giö­se Deu­tung?“
  • „Ist ‚Schick­sal‘ ein Er­satz­be­griff für ‚Gott‘?“

Ver­tie­fung II: Si­tua­ti­ons­be­ur­tei­lung – kom­ple­men­tä­res Den­ken

  1. Durch Be­ar­bei­tung von M 4.02, Auf­ga­be 3 neh­men die SuS ihre ei­ge­ne Deu­tung des Falls Nils B. vor.

    Vor­ge­schla­ge­ne Me­tho­de:
    Be­ar­bei­tung in EA, Aus­tausch in Klein­grup­pen oder (bei klei­ne­ren Lern­grup­pen) im „Ku­gel­la­ger“.

    Di­dak­ti­scher Hin­weis: Die SuS wol­len sich er­fah­rungs­ge­mäß nicht für eine Deu­tung ent­schei­den und er­ken­nen, dass hier auch meh­re­re Deu­tun­gen gleich­zei­tig mög­lich sind, wobei sie al­ler­dings eine un­ter­schied­li­che Wer­tung – in wel­che Rich­tung auch immer – vor­neh­men (für die einen ist es „mehr Schick­sal oder Wir­ken Got­tes“, für die an­de­ren „mehr Zu­fall“).

  2. L: „Wir er­in­nern uns: Beim Thema ‚Schöp­fung‘ in Klas­se 6 oder auch bei der Be­hand­lung bi­bli­scher Wun­der­ge­schich­ten in Klas­se 7 haben wir mit der Me­ta­pher des Bil­der­rah­mens ge­ar­bei­tet, um zu ver­ste­hen, dass wir Dinge un­ter­schied­lich deu­ten kön­nen.“ In PA (gemäß Da­ting Plan) er­ar­bei­ten die SuS M 4.02, Auf­ga­be 4.

    Wei­ter­füh­ren­der Im­puls im UG: „Ist es prin­zi­pi­ell auch mög­lich, dass das ret­ten­de Han­deln Got­tes nicht al­ter­na­tiv oder zu­sätz­lich zu den „na­tür­li­chen“ Ur­sa­chen ge­dacht wird, son­dern gleich­zei­tig?“

    Di­dak­ti­scher Kom­men­tar:

    • Auf­bau­en­des Ler­nen durch Fort­set­zung der För­de­rung kom­ple­men­tä­ren Den­kens (vgl. https://​leh​rerf​ortb​ildu​ng-​bw.​de/​u_​gewi/​re­li­gi­on-​ev/​gym/​bp2016/​fb4/​3_​hil­fen/​2_​auf­bau/​index.​html
    • Die SuS kön­nen die Kom­ple­men­ta­ri­tät/ das Ne­ben­ein­an­der-Ste­hen ver­schie­de­ner Bil­der­rah­men auch mit dem Hin­weis auf die Re­ak­ti­on Dr. Fried­bergs un­mit­tel­bar nach dem Auf­fan­gen des Klein­kin­des nach­voll­zie­hen: Er „be­trach­tet“ den klei­nen Nils, „staunt, un­ter­sucht, alles okay“. Er be­trach­tet und un­ter­sucht (als Arzt) das Kind (wis­sen­schaft­li­che Per­spek­ti­ve), doch die Ret­tung ver­setzt ihn gleich­zei­tig in Stau­nen (nicht-wis­sen­schaft­li­che Per­spek­ti­ve).

Er­ar­bei­tung III: Um­gang mit exis­ten­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen

Die SuS be­ar­bei­ten in PA (gemäß Da­ting Plan) M 4.02, Auf­ga­be 5.

Emp­feh­lung: Zur Ver­ge­gen­wär­ti­gung soll­te hier­für der Film ein zwei­tes Mal ge­zeigt wer­den.

Di­dak­ti­scher Hin­weis: M 4.03 kann ggf. als Al­ter­na­ti­ve oder zu­sätz­li­che Hil­fe­stel­lung die­nen.

Op­tio­na­le Im­pul­se zur wei­te­ren Ver­tie­fung:

  • Der Film sug­ge­riert: Es fügt sich alles - es gibt sich. Gibt es also gar kei­nen Zu­fall?
  • Ist die Er­fah­rung Got­tes nur in Si­tua­tio­nen mög­lich, in denen wir vor exis­ten­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen ste­hen?
  • Viele ken­nen das Ge­fühl: Es ist noch ein­mal gut ge­gan­gen. Wie lässt sich die­ses Ge­fühl näher be­schrei­ben? (Glück­li­cher Zu­fall? Dank­bar? „Gott sei Dank“? …)
  • Was wäre, wenn das Kind ge­fal­len wäre? Wie hätte sich das auf die Le­bens­ein­stel­lung von Herrn Dr. Fried­berg aus­ge­wirkt? Hätte er den­noch zum Glau­ben an Gott fin­den kön­nen (oder ge­ra­de des­halb)?

Ver­tie­fung III: Die Wirk­lich­keits­deu­tung be­ein­flusst das Leben kon­kret

Ein­stiegs­im­puls:
„Wir haben ge­se­hen, dass die Deu­tung eines Er­eig­nis­ses den per­sön­li­chen Um­gang damit und sogar das ge­sam­te Leben be­ein­flus­sen kann. Was kann es bei Men­schen be­wir­ken, wenn sie bei exis­ten­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen offen für eine re­li­giö­se Sicht­wei­se auf das Leben sind?“

SuS be­ar­bei­ten in PA (gemäß Da­ting Plan) M 4.02, Auf­ga­be 6.

Auf der Grund­la­ge der Er­geb­nis­se er­gibt sich im an­schlie­ßen­den UG die Mög­lich­keit des „Theo­lo­gi­sie­rens mit Schü­lern“.

Op­tio­na­le Ver­tie­fung: Aus­ein­an­der­set­zung mit einem kur­zen theo­lo­gi­schen Text, der Got­tes Vor­se­hung als Für­sor­ge ex­po­niert und das kom­ple­men­tä­re Den­ken ex­em­pla­risch vor Augen führt (M 4.04).

Me­ta­ko­gni­ti­on

Im­puls: „Wie kann Re­li­gi­on in unser Leben ein­bre­chen?“ Die SuS no­tie­ren ihre in­di­vi­du­el­len Ant­wor­ten (und ggf. Fra­gen) in das dafür vor­ge­se­he­ne Feld auf dem Ad­van­ce Or­ga­ni­zer.

Ggf. ab­schlie­ßen­des UG über of­fe­ne Fra­gen und neu ge­won­ne­ne Denk­an­stö­ße zum Um­gang mit exis­ten­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen.

Mög­lich­keit 2

Di­dak­ti­scher Hin­weis: Mög­lich­keit 2 kann einer Vor­ent­las­tung die­nen, durch die eine nä­he­re Er­läu­te­rung der Deu­tun­gen Zu­fall, Schick­sal und Wir­ken Got­tes be­reits im Vor­feld der Film­schau er­mög­licht wer­den kann.

Pro­ble­mer­öff­nung mit einer An­for­de­rungs­si­tua­ti­on

Nur ganz knapp ent­geht Mi­cha­el einem Un­fall mit sei­nem Mo­tor­rad. Er konn­te ge­ra­de noch recht­zei­tig brem­sen, sonst wäre er von einem Auto er­fasst wor­den, das plötz­lich um die Ecke ge­schos­sen kam. „Da muss­te Got­tes Schutz­en­gel sich ganz schön an­stren­gen“, meint seine Freun­din San­dra. „Ach Un­sinn!“, schal­tet sich Stef­fen ein, „das war rei­ner Zu­fall: Wäre Mi­cha­el nur ein paar Stun­den­ki­lo­me­ter schnel­ler ge­fah­ren, wür­den wir jetzt viel­leicht an sei­nem Grab ste­hen.“ Nun mel­det sich auch Mi­cha­el zu Wort: „Am Ende war es wahr­schein­lich ein Wink des Schick­sals, dass ich aus­ge­rech­net ver­gan­ge­ne Woche zum TÜV muss­te und des­halb zuvor meine Brem­sen er­neu­ern ließ.“
(nach G. Bütt­ner, Pro­vi­denz-Ver­ständ­nis als Kom­pe­tenz, in: ent­wurf 1/2012, S. 17)

Er­ar­bei­tung I

Die SuS er­ar­bei­ten im Pla­ce­mat-Ver­fah­ren fol­gen­de Auf­ga­ben:

  1. Be­wer­tet die drei Be­grün­dun­gen für Mi­cha­els Be­wah­rung vor dem Un­fall: Wer hat Recht?
  2. Be­schreibt eine ähn­li­che Si­tua­ti­on, die ihr oder je­mand, den ihr kennt, er­lebt habt/hat.
  3. Ar­bei­tet da­nach her­aus, was das Be­son­de­re an sol­chen Si­tua­tio­nen ist.

Nach der Vor­stel­lung der Er­geb­nis­se (mög­li­che Me­tho­de: One stay – three stray) soll­te in einem an­schlie­ßen­den UG eine Ziel­t­rans­pa­renz be­züg­lich der zu be­ar­bei­ten­den IBK her­ge­stellt wer­den: Die SuS kön­nen die Be­grif­fe Zu­fall, Schick­sal und Wir­ken Got­tes näher er­klä­ren und sie als ver­schie­de­ne Deu­tun­gen von Wirk­lich­keit wahr­neh­men und be­grün­den. Sie kön­nen er­klä­ren, wie sich die Deu­tung des Wir­kens Got­tes von den an­de­ren un­ter­schei­det, und zu den ver­schie­de­nen Deu­tun­gen einen ei­ge­nen Stand­punkt ver­tre­ten.

Er­ar­bei­tung II

Die SuS er­ar­bei­ten De­fi­ni­tio­nen zu den Be­grif­fen „Zu­fall“, „Schick­sal“ und „Got­tes Wir­ken“. Dabei soll­te auch deut­lich wer­den, wann und warum man wel­chen Be­griff be­vor­zugt ver­wen­det.

Mög­li­che Er­geb­nis­si­che­rung: s. o.

Trans­fer und theo­lo­gi­sche Ver­tie­fung mit einem Kurz­film

Hier kann so­wohl der Film „Der Fall Nils B.“ als auch „Spin“ (s.u.) ge­wählt wer­den.

Al­ter­na­ti­ve: Der Kurz­film „Spin“5

Di­dak­ti­scher Hin­weis:

Zum In­halt: Ein DJ fällt vom Him­mel. Mit Hilfe sei­ner Plat­ten­tel­ler ist er in der Lage, in den Ab­lauf der Dinge ein­zu­grei­fen. Ein auf die Stra­ße rol­len­der Ball ver­ur­sacht einen schwe­ren Un­fall. Der DJ ver­sucht das Ge­sche­hen rück­gän­gig zu ma­chen und gibt dem Ball, der den Un­fall ver­ur­sacht hat, einen an­de­ren Drive. Doch ganz so ein­fach ist es nicht: Die ver­än­der­te Bahn des Balls ruft eine neue Ka­ta­stro­phe her­vor. Erst nach einer Reihe von Ver­su­chen, bei denen er letzt­lich zum Mit­tel der We­sens­ver­än­de­rung der be­tei­lig­ten Per­so­nen grei­fen muss, hat er die Si­tua­ti­on im Griff, den Un­fall ver­hin­dert und - ganz ne­ben­bei - noch eine „heile Welt“ ge­schaf­fen. Doch dann fällt einem klei­nen Mäd­chen die Puppe aus der Hand und zer­bricht. Soll er er­neut ein­grei­fen?

Für eine Aus­ein­an­der­set­zung mit den Pro­blem­fel­dern Prä­des­ti­na­ti­on vs. mensch­li­che Au­to­no­mie sowie gött­li­che All- oder Ohn­macht ist die­ser Kurz­film eher ge­eig­net als „Der Fall Nils B.“.

Unter http://​www.​mat​eria​lser​ver.​film­werk.​de/​arb​eits​hilf​en/​spin_​ah.​pdf (zu­letzt ge­prüft am 14.08.2018) fin­den sich aus­führ­li­che di­dak­ti­sche Über­le­gun­gen zum Ein­satz des Films. Er­fah­run­gen damit haben ge­zeigt, dass es den SuS leich­ter fällt den Film in ein­zel­nen Se­quen­zen zu sehen. Hier­bei könn­ten je­weils fol­gen­de As­pek­te be­dacht wer­den:

  • 1. Se­quenz (0.00-1.07): Prä­zi­sie­rung des Be­griffs „Zu­fall“
  • 2./3. Se­quenz (1.08-1.49): Prä­zi­sie­rung des Be­griffs „Schick­sal“
  • 4./5./6. Se­quenz (1.49-4.20): Aus­ein­an­der­set­zung mit gött­li­cher Ohn­macht
  • 7. Se­quenz (4.21-6.56): Gött­li­ches Ein­grei­fen / gött­li­cher Plan vs. Frei­heit des Men­schen
  • 8. Se­quenz (6.57-7.33): Aus­ein­an­der­set­zung mit der Uto­pie einer „hei­len“ Welt; Rolle der mensch­li­chen Hoff­nung; Mög­lich­keit einer „hei­len“ Welt nur durch gött­li­ches Ein­grei­fen?

Wei­te­re Ideen zur Ver­tie­fung:

  • Was könn­te es po­si­tiv hei­ßen, wenn man sagt: „Das ei­ge­ne Leben liegt in Got­tes Hand“?
  • Um­deu­tung: Der DJ könn­te auch als Bei­spiel des „Alles-unter-Kon­trol­le-haben-wol­len­den Men­schen“ ver­stan­den wer­den. Was sind die Fol­gen des­sen, dass wir alles unter Kon­trol­le haben möch­ten?
  • Wenn der DJ in die Wirk­lich­keit ein­greift, ver­än­dert er je­weils die Men­schen. Frage: „Muss man die Men­schen auf Kos­ten ihrer Frei­heit ver­än­dern, um alles zum Guten zu wen­den?“
  • Wenn wir wis­sen, dass es in der Rea­li­tät nicht so läuft wie am Ende des Films: Was mo­ti­viert uns, uns so zu ver­än­dern, dass wir uns darum be­mü­hen, etwas zum Guten zu wen­den?

 

1 Vgl. zum Gan­zen G. Bütt­ner, „Der Wol­ken, Luft und Win­den gibt Wege, Lauf und Bahn …“ Was leis­tet der Ge­dan­ke der „Pro­vi­den­tia Dei“ für den RU, in ent­wurf 1/2012, S. 6ff.; ders., Pro­vi­denz-Ver­ständ­nis als Kom­pe­tenz. Das Nach­den­ken über Got­tes Han­deln för­dern, in: a.a.O., S. 16f. – Im ent­wurf 1/2012, Pro­vi­den­tia Dei. „Wer nur den lie­ben Gott lässt wal­ten …“, fin­den sich meh­re­re Un­ter­richts­ide­en, die sich mit Zu­fall, Schick­sal und Got­tes Wir­ken be­schäf­ti­gen.

2 Einen al­ter­na­ti­ven Zu­gang stellt Mög­lich­keit 2 (s.u.) dar. Statt di­rekt mit einem Film ein­zu­stei­gen, führt man die Be­grif­fe „Zu­fall“, „Schick­sal“ und „Wir­ken Got­tes“ durch eine An­for­de­rungs­si­tua­ti­on ein. Wählt man die­sen Ein­stieg, müs­sen die Fra­gen und Schrit­te der Er­ar­bei­tungs­pha­se ent­spre­chend an­ge­passt bzw. va­ri­iert wer­den.

3 Diese Me­tho­de fin­det man unter dem Be­griff „Ver­ab­re­dungs­kar­ten“ bzw. „Ver­ab­re­dungs­ka­len­der“ beim ko­ope­ra­ti­ven Ler­nen. Vgl. hier­zu https://​www.​epshl.​de/​gfx/​info/​leh​rera​usbi​ldun​g/​zr04112009/​zr04112009.​pdf (letz­ter Zu­griff am 15.10.2019), Folie 19.

4 Der Film fin­det sich auf der FWU-DVD 46 11053: „Engel“ (2013) oder im In­ter­net auf https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=3ii​ffcU​9qfs.

5 https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=oP59t­Qf_​njc.

 

„Ist Re­li­gi­on (un)sin­nig?“: Her­un­ter­la­den [docx][68 KB]

„Ist Re­li­gi­on (un)sin­nig?“: Her­un­ter­la­den [pdf][184 KB]

 

Wei­ter zu 5. Bau­stein