Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

M17

Kir­chen und Got­tes­dienst in der Sy­risch-Or­tho­do­xen Kir­che

M17.1 Kir­chen­bau und Kir­chen­raum der Sy­risch-Or­tho­do­xen Kir­che

Wer in Deutsch­land den Raum be­tritt, in dem sy­risch-or­tho­do­xer Got­tes­dienst ge­fei­ert wird, be­tritt häu­fig eine evan­ge­li­sche und ka­tho­li­sche Kir­che. Diese Ei­gen­tüm­lich­keit hat einen Grund. Immer wie­der sind sy­risch-or­tho­do­xe Ge­mein­den in Kir­chen­ge­bäu­den an­de­rer Kon­fes­sio­nen zu Gast. Auch wer­den Kir­chen­ge­bäu­de, die von deutsch­spra­chi­gen Ge­mein­den nicht mehr ge­braucht wer­den, von sy­risch-or­tho­do­xen Ge­mein­den voll­stän­dig über­nom­men, zum Bei­spiel in Ber­lin.Vor allem nach den jüngs­ten Flücht­lings­be­we­gun­gen kamen viele sy­risch-or­tho­do­xe Chris­ten nach Deutsch­land, so dass man­che Ge­mein­den rasch an­wuch­sen.
So gut wie mög­lich ver­sucht man dann, die not­wen­di­gen Be­son­der­hei­ten in der Aus­stat­tung für den­sy­risch-or­tho­do­xen Got­tes­dienst in den Kir­chen­raum zu in­te­grie­ren. Be­son­ders wich­tig sind dabei fol­gen­de De­tails:

  1. Es soll­te eine mög­lichst deut­li­che Un­ter­schei­dung zwi­schen drei Be­rei­chen geben: dem Be­reich des Al­tars (=Al­tar­raum), dem Chor­raum (=Be­reich des Cho­res) und dem sog. Kir­chen­schiff (wo sich die Ge­mein­de auf­hält). Der Al­tar­raum wird dabei als das "Al­ler­hei­ligs­te" be­zeich­net.
  2. Der Altar ist das wich­tigs­te Ele­ment für den sy­risch-or­tho­do­xen Got­tes­dienst. An ihm wird die Eu­cha­ris­tie, das hei­li­ge Abend­mahl, ge­fei­ert. Der Altar wird bis­wei­len auch als „Tisch des Le­bens“, manch­mal auch als "Thron (Got­tes)" be­zeich­net. Gemäß einer lan­gen Tra­di­ti­on soll­te sich über dem Altar ein Bal­da­chin be­fin­den. Er sym­bo­li­siert den Him­mel, was auch durch den Schmuck mit En­geln (Che­ru­bi­nen) aus­ge­drückt wird. Eine oder manch­mal auch drei Al­tar­stu­fen gren­zen das "Al­ler­hei­ligs­te" vom üb­ri­gen Kir­chen­raum ab. Diese Stu­fen und den Al­tar­raum dür­fen nur die ze­le­brie­ren­den Pries­ter und die ihnen as­sis­tie­ren­den Per­so­nen be­tre­ten.
  3. Eine be­deu­ten­de Rolle spielt das Pult, auf dem das reich ver­zier­te und kost­ba­re Evan­ge­li­en­buch (sog. Evan­ge­li­ar) liegt. Die­ses Pult (in einer ge­samt­christ­li­chen Tra­di­ti­on auch als Ambo [griech. ei­gent­lich „er­höh­ter Rand“] be­zeich­net)hat in der sy­risch-or­tho­do­xen Tra­di­ti­on einen in­ter­es­san­ten "Zu­satz­na­men". Es kann auch "Gol­go­tha" ge­nannt wer­den. Damit er­in­nert das Pult an den Berg, auf dem Jesus ge­kreu­zigt wurde.
  4. Durch einen gro­ßen Al­tar­vor­hang kann der Al­tar­raum vom üb­ri­gen Kir­chen­raum ab­ge­trennt wer­den. Die­ser Vor­hang wird zu be­stimm­ten Zei­ten des Got­tes­diens­tes auf- und zu­ge­zo­gen. Auch er bil­det da­durch eine Schran­ke vor dem "Al­ler­hei­ligs­ten". In frü­he­ren Zei­ten dien­te der Vor­hang auch dazu, den Ka­techu­me­nen (= den noch nicht Ge­tauf­ten) den Blick auf Brot und Wein beim Abend­mahl zu ver­sper­ren. Denn erst nach voll­zo­ge­ner Taufe ist es mög­lich, an der Eu­cha­ris­tie teil­zu­neh­men. Diese stren­ge Auf­glie­de­rung ist heute aber prak­tisch nicht mehr nötig, da für ge­wöhn­lich alle Teil­neh­men­den an einem Got­tes­dienst im sy­risch-or­tho­do­xen Glau­ben ge­tauft sind.

Ei­ni­ge Grund­zü­ge des sy­risch-or­tho­do­xen Got­tes­diens­tes

Der sy­risch-or­tho­do­xe Got­tes­dienst wird in der Regel in ara­mä­i­scher Spra­che ge­fei­ert. Da­durch wer­den die zum Teil sehr alten got­tes­dienst­li­chen Ge­sän­ge und Ge­be­te sowie die Spra­che der ara­mä­i­schen Bi­bel­über­set­zung in der Ge­gen­wart wei­ter prä­sent ge­hal­ten.
Ein wei­te­res we­sent­li­ches Cha­rak­te­ris­ti­kum des Got­tes­diens­tes ist die Mit­wir­kung eines Cho­res. Ge­sun­gen wer­den tra­di­tio­nel­le und zum Teil aus der Früh­zeit der Sy­risch-Or­tho­do­xen Kir­che stam­men­de Lie­der und Hym­nen.
Der Got­tes­dienst be­steht immer aus zwei gro­ßen Tei­len, dem Wort­got­tes­dienst und der Feier der Eu­cha­ris­tie.
Vor Be­ginn des Got­tes­diens­tes voll­zie­hen der Pries­ter und an­de­re am Got­tes­dienst Mit­wir­ken­de vor­be­rei­ten­de Hand­lun­gen hin­ter dem ge­schlos­se­nen Al­tar­vor­hang. Dazu ge­hö­ren be­son­ders das An­le­gen der präch­ti­gen und kost­ba­ren got­tes­dienst­li­chen Ge­wän­der und die Vor­be­rei­tung der so­ge­nann­ten "eu­cha­ris­ti­schen Ele­men­te" (Brot und Wein). Mit dem Öff­nen des Vor­hangs be­ginnt der so­ge­nann­te Wort­got­tes­dienst. In des­sen Zen­trum ste­hen neben Ge­be­ten in der Regel drei bi­bli­sche Le­sun­gen in ara­mä­i­scher Spra­che.
Die Eu­cha­ris­tie­fei­er ist das ei­gent­li­che Zen­trum und der Hö­he­punkt des Got­tes­diens­tes. Die be­son­de­re Be­deu­tung der Eu­cha­ris­tie kommt zum Bei­spiel durch die Ver­wen­dung von Weih­rauch und die sehr aus­führ­li­chen Ge­bets­ge­sän­ge (sog. Ana­pho­ren) zum Aus­druck.

Ab­bil­dung: Sy­risch-or­tho­do­xer Got­tes­dienst in der Ma­ri­en­kir­che/Augs­burg mit dem Pa­tri­ar­chen Moran Mor Igna­ti­us Aphrem II. Karim.
[Bild­quel­le des ge­druck­ten ZPG Ma­te­ri­als für die in­ter­nen Fort­bil­dun­gen: https://​beth­nah­rin.​de/​wp-​con­tent/​uploads/​2017/​02/​Pa­tri­arch-​Mor-​Igna­ti­us-​Aphrem-​II-​Karim-​Mar​ienk​irch​e-​Augs­burg-​1024x597.​jpg]

M17.2 Aus zwei Ge­be­ten der sy­risch-or­tho­do­xen Lit­ur­gie (=Got­tes­dienst­ord­nung)

  1. Aus dem Gebet des Pries­ters beim An­le­gen der got­tes­dienst­li­chen Klei­dung, ge­spro­chen bei ge­schlos­se­nem Al­tar­vor­hang

    Der Pries­ter betet darum, dass die durch Satan in schlech­te Taten be­schmutz­ten Klei­dern ab­ge­legt wer­den kön­nen und die Klei­der des Heils an­ge­zo­gen wer­den kön­nen.
    [Zu­sam­men­fas­sung des Ge­bets durch Ul­rich Löff­ler. Quel­le des gri­gi­na­len Tex­tes : An­dre­as Heinz, Feste und Fei­ern im Kir­chen­jahr nach dem Ritus der Sy­risch-Or­tho­do­xen Kir­che von An­tio­chi­en (=So­phia. Quel­len öst­li­cher Theo­lo­gie. Bd. 31), Pau­li­nus-Ver­lag Trier 1998, S. 127; der ori­gi­na­le Text fin­det sich in den in­ter­nen Ar­beits­ma­te­ria­li­en für die ZPG-Fort­bil­dun­gen]

  2. Aus einem Lob­preis Jesu in der Lit­ur­gie zum Weih­nachts­fest

    Das Gebet preist Jesus Chris­tus, der durch seine Mensch­wer­dung den Eh­ren­platz bei Gott ver­las­sen hat. Ge­prie­sen wird die jung­fräu­li­che Emp­fäng­nis Jesu Chris­ti durch Maria und seine Ge­burt, durch die er als wah­rer Gott und wah­rer Mensch in die Welt ge­kom­men ist.
    [Zu­sam­men­fas­sung des Weih­nachts­ge­bets durch Ul­rich Löff­ler. Quel­le des Ori­gi­nal­tex­tes: An­dre­as Heinz, Feste und Fei­ern im Kir­chen­jahr nach dem Ritus der Sy­risch-Or­tho­do­xen Kir­che von An­tio­chi­en (=So­phia. Quel­len öst­li­cher Theo­lo­gie. Bd. 31), Pau­li­nus-Ver­lag Trier 1998, S. 199; der ori­gi­na­le Text fin­det sich in den in­ter­nen Ar­beits­ma­te­ria­li­en für die ZPG-Fort­bil­dun­gen]

Ar­beits­auf­ga­ben:

  1. Über­prüft in M16, an wel­chen De­tails man er­ken­nen kann, dass es sich bei den ab­ge­bil­de­ten Kir­chen um Räume han­delt, in denen sy­risch-or­tho­do­xer Got­tes­dienst statt­fin­det! Kri­te­ri­en und Hin­wei­se­fin­den sich in M17.1.
  2. Un­ter­sucht an­hand von M17.2, Gebet (1), in­wie­fern deut­lich wird, dass der Pries­ter mit dem Wech­seln der Ge­wän­der in einen „neuen Zu­stand“ ver­setzt wird!
  3. Be­ur­teilt, wel­che Ele­men­te des Ge­be­tes (2) in M17.2 in einem evan­ge­li­schen Weih­nachts­got­tes­dienst vor­kom­men könn­ten, wel­che eher nicht. Be­grün­det eure Ent­schei­dung!

 

Ma­te­ria­li­en M7 – M24: Her­un­ter­la­den [docx][232 KB]

Ma­te­ria­li­en M7 – M24: Her­un­ter­la­den [pdf][332 KB]

 

Wei­ter zu M17*