Fördern am Gymnasium
Ein Förderkonzept für das Gymnasium wird sich in vielen Aspekten nicht grundsätzlich von denjenigen anderer Schularten unterscheiden. Daher finden sich auch immer wieder Hinweise auf vorliegende Förderangebote, die für den gymnasialen Förderunterricht genutzt werden können. (z. B. Starke Basis)
Gleichwohl gibt es am Gymnasium einige spezifische Bedürfnisse zu berücksichtigen. Hier will der
Zwischenspurt ein komplementäres Angebot zu den vorhandenen Förderkonzepten machen. Er legt das Gewicht auf folgende Aspekte:
- Fokus auf hierarchiehöheren komplexeren Kompetenzen: Um es am Beispiel der Schreibdidaktik zu erläutern: Während in vielen Fördermaterialien das Verschriften (also Schreibflüssigkeit, Leserlichkeit, Rechtschreibung und flüssiges Formulieren) als hierarchieniedrige Kompetenzstufe im Vordergrund steht, soll hier auch das Vertexten gefördert werden, also das Planen, Formulieren und Überarbeiten kohärenter und funktionaler Texte, der Aufbau von Textsortenwissen und schreibbezogenem Wissen, zu dem u. a. das Anwenden von Strategien zählt. Gegenstand sind auch komplexere Schreibformen.
- Dass der Fokus des Zwischenspurts auf hierarchiehöheren Kompetenzen gelegt wird, impliziert nicht, dass kein Förderbedarf in Bezug auf hierarchieniedrige Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums unterstellt würde. Erstens lassen sich diese nicht von den hierarchiehohen Kompetenzen abtrennen; zweitens haben auch Schüler(innen) des Gymnasiums Förderbedarf in diesem Bereich. Einerseits trägt der Zwischenspurt diesem Umstand Rechnung, indem in den Aufgabenstellungen an geeigneten Stellen auch hierarchieniedrige Kompetenzen (z. B. Schreibflüssigkeit, Rechtschreibung, grammatikalische Korrektheit) berücksichtigt werden. Andererseits gibt es für die Förderung hierarchieniedrigerer Kompetenzen mittlerweile schon sehr viele Angebote. Hier möchte der Zwischenspurt ein ergänzendes Angebot machen, das sich auf die Förderung der hierarchiehöheren Kompetenzen konzentriert.
- Die Verschränkung der Teilkompetenzen eines komplexen Handlungszusammenhanges impliziert das Angebot von integrierten Förder-Arrangements (Schreib-, Lese- und Kommunikationsarrangements), die auf einen Unterrichtszusammenhang zielen. Dieser Ansatz versteht sich auch als Alternative zu der Vielzahl an kleinteiligen Übungsangeboten, die man auf dem Fördermarkt vorfindet.
- Es fällt auf, dass die Mehrzahl von Förderangeboten sich auf pragmatische Texte konzentriert. Im gymnasialen Unterricht kommt indes seit jeher und nach wie vor den literarischen Texten ein hohes Gewicht zu. Dem soll hier Rechnung getragen werden. Dies betrifft das Lesen (Analysieren und Interpretieren; einfache Formen der Sinnzuschreibung sind auch in niedrigen Klassenstufen möglich). Es betrifft aber auch das Schreiben (gestaltendes Schreiben, literarisches Schreiben).
- Der Umsetzungsoptionen) Zwischenspurt bietet hohe Flexibilität in der Umsetzung. Die Randbedingungen der Unterrichtsgestaltung sind in einer strikt nach dem Fachprinzip organisierten Schulform andere als an anderen Schulformen. Eine ritualisierte Umsetzung des Förderns, wie es etwa „Die Textprofis“ konsequent ins Werk setzen, ist in dieser Form nicht ohne Weiteres möglich; hier wäre auch die Schulentwicklung tangiert. Solange es noch kein etabliertes einheitliches Förderkonzept für das Gymnasium in Baden-Württemberg gibt, muss hier ein flexibleres Angebot formuliert werden. In diesem Sinn sind die Aufgaben des Zwischenspurts umsetzungsoffen konzipiert (
- Schließlich zielt auch die hier versuchte ausführlichere fachdidaktische Einführung auf eine Pro- fessionalisierung der Lehrkräfte. Sie sollen in der eigenständigen Weiterentwicklung von Förderunterricht unterstützt und exemplarisch angeregt werden.
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