Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Me­ta­ko­gni­ti­on

Me­ta­ko­gni­ti­on ge­hört zu den in den letz­ten Jah­ren meist­dis­ku­tier­ten Be­grif­fen der Fach­di­dak­tik. Me­ta­ko­gni­tio­nen sind zu­nächst ko­gni­ti­ve Hand­lun­gen, die sich ih­rer­seits auf ko­gni­ti­ve Hand­lun­gen be­zie­hen. Sie sind ein „Sam­mel­be­griff für Phä­no­me­ne, Ak­ti­vi­tä­ten und Er­fah­run­gen, die mit der Be­wusst­heit, dem Wis­sen über und der Kon­trol­le, Steue­rung und Re­gu­la­ti­on ei­ge­ner ko­gni­ti­ver Funk­tio­nen zu tun haben.“ (Has­sel­horn 2010, 9)

Jedes kom­pe­ten­te Han­deln (wo­mög­lich jedes Han­deln über­haupt) setzt ein hohes Maß an Selbst­re­gu­la­ti­on vor­aus, d. h. die „Fä­hig­keit, die ei­ge­nen Ge­dan­ken […] und Hand­lun­gen ziel­ge­rich­tet zu steu­ern“ (Wild/Möl­ler 2015, 46). Ohne Me­ta­ko­gni­ti­on in dem Sinne, dass stän­dig das Ist mit dem Soll ab­ge­gli­chen wird, ist es nicht denk­bar.

Schaubild Metakognition: Handlungsschema und Handlungsvollzug der Bezugshandlung; Handlungsschema der Metakognition: Kenntnis des Handlungsschemas, Wissen um Handlungsvollzug, Abgleich
Wissen um Handlungsalternativen; Handlungsvollzug der Metakognition: Aktivieren von Handlungswissen, Beobachten des Handlungsvollzugs, Abgleichen, Anpassen des Handlungsvollzugs)

Gra­fik Ste­fan Metz­ger

Me­ta­ko­gni­tio­nen sind kom­ple­xe ko­gni­ti­ve Hand­lun­gen, die – wie jedes Han­deln – eine ko­gni­tiv-in­ten­tio­na­le und eine han­delnd-voll­zie­hen­de Seite haben. Diese las­sen sich wei­ter dif­fe­ren­zie­ren. Has­sel­horn (1992, 42) ent­wi­ckelt fol­gen­des „In­te­gra­ti­ves Klas­si­fi­ka­ti­ons­sche­ma der fünf wich­tigs­ten Sub­ka­te­go­ri­en der Me­ta­ko­gni­ti­on

  1. Sys­te­mi­sches Wis­sen

    1. Wis­sen über das ei­ge­ne ko­gni­ti­ve Sys­tem und seine Funk­ti­ons­ge­set­ze

    2. Wis­sen über Ler­n­an­for­de­run­gen

    3. Wis­sen über Stra­te­gi­en

  2. Epis­te­mi­sches Wis­sen

    1. Wis­sen über ei­ge­ne ak­tu­el­le Ge­dächt­nis­zu­stän­de bzw. Lern­be­reit­schaf­ten

    2. Wis­sen über die In­hal­te und Gren­zen ei­ge­nen Wis­sens

    3. Wis­sen über die Ver­wen­dungs­mög­lich­kei­ten ei­ge­nen Wis­sens

  3. Exe­ku­ti­ve Pro­zes­se (Kon­trol­le)

    1. Pla­nung ei­ge­ner Lern­pro­zes­se

    2. Über­wa­chung ei­ge­ner Lern­pro­zes­se

    3. Steue­rung ei­ge­ner Lern­pro­zes­se

  4. Sen­si­ti­vi­tät für die Mög­lich­kei­ten ko­gni­ti­ver Ak­ti­vi­tä­ten [d. h. „Ge­spür dafür, daß eine spe­zi­fi­sche Lern­si­tua­ti­on stra­te­gi­sche Ak­ti­vi­tä­ten er­for­dert“, ebd. 37]

    1. Er­fah­rungs­wis­sen

    2. In­tui­ti­on

  5. Me­ta­ko­gni­ti­ve Er­fah­run­gen be­züg­lich der ei­ge­nen ko­gni­ti­ven Ak­ti­vi­tät

    1. be­wuß­te ko­gni­ti­ve Emp­fin­dun­gen

    2. be­wuß­te af­fek­ti­ve Zu­stän­de“

Das Schau­bild zeigt das Zu­sam­men­spiel die­ser Hand­lungs­ele­men­te:

Übersichtsschaubild Metakognition. Es geht hierbei um Problemlösen, Selbstreflexion und Motivation. Wichtige Begriffe sind hierbei: Sensitivität, Selbsteinschätzung, systemisches Wissen, Metakognitive Erfahrung und exekutive Kontrollprozesse

Gra­fik Ste­fan Metz­ger

Her­vor­zu­he­ben ist:

  • Me­ta­ko­gni­tio­nen sind „zwar not­wen­dig, je­doch kei­nes­wegs hin­rei­chend für in­ten­tio­na­les stra­te­gi­sches Lern­ver­hal­ten“ (Has­sel­horn 1992, 46), son­dern spie­len in einer „‚Tri­pel­al­li­anz‘“ (ebd.) mit ko­gni­ti­ven und mo­ti­va­tio­na­len Kom­po­nen­ten zu­sam­men.

  • Me­ta­ko­gni­tio­nen set­zen immer Wis­sen vor­aus, und zwar in dop­pel­ter Hin­sicht:

    • Zen­tral ist dabei die Kennt­nis der je­wei­li­gen Hand­lungs­sche­ma­ta, d. h. ex­pli­zi­tes Wis­sen dar­über, was z. B. In­ter­pre­tie­ren, Ar­gu­men­tie­ren, Be­rich­ten, eine Ex­po­si­ti­on, ein Fazit, eine ge­lun­ge­ne Vi­sua­li­sie­rung, gutes Feed­back usw. ist.

    • Wich­tig ist aber auch das Wis­sen über Stra­te­gi­en, ihre Vor­aus­set­zun­gen, ihren Ziel­be­reich und ihren Auf­wand.

  • Me­ta­ko­gni­tio­nen blei­ben la­tent, so­lan­ge das Lesen, Schrei­ben, Spre­chen oder Zu­hö­ren un­ge­stört ab­läuft. Erst wenn Stö­run­gen auf­tre­ten, be­steht die Not­wen­dig­keit, den ko­gni­ti­ven Zu­satz­auf­wand von Me­ta­ko­gni­tio­nen zu in­ves­tie­ren und sie als ei­gen­stän­di­ge Hand­lun­gen ins Werk zu set­zen.

  • Dazu be­darf es der grund­le­gen­den Mo­ti­va­ti­on, eine Lern­hand­lung zu voll­zie­hen und sie gut und er­folg­reich zu voll­zie­hen. Dies setzt Sen­si­ti­vi­tät vor­aus, d. h. die wache Be­ob­ach­tung, ob tat­säch­lich alles rund läuft. Ha­b­i­tu­ell ver­fes­tigt würde man von einer selbst­kri­ti­schen Hal­tung spre­chen. Erst wenn eine Stö­rung als An­lass fest­ge­stellt wird, wer­den me­ta­ko­gni­ti­ve Hand­lun­gen der Kon­trol­le und Re­gu­la­ti­on in­iti­iert. An­ders ge­sagt: Me­ta­ko­gni­tio­nen sind kein Selbst­zweck, son­dern müs­sen mo­ti­viert wer­den. Das be­darf einer mehr oder we­ni­ger di­rek­ten me­tho­di­schen Ope­ra­tio­na­li­sie­rung.

  • Neben der Di­men­si­on des Pro­blem­lö­sens sind Me­ta­ko­gni­tio­nen auf der Sub­jekt­ebe­ne wirk­sam. Aus der Fülle me­ta­ko­gni­ti­ver Hand­lun­gen er­gibt sich ein Selbst­bild als Ler­ner(in). Im Ide­al­fall – d. h. auch in jeder Art der För­de­rung – ist es von der Über­zeu­gung ge­tra­gen, dass me­ta­ko­gni­ti­ves stra­te­gi­sches Vor­ge­hen ziel­füh­rend ist. Aus der Er­fah­rung me­ta­ko­gni­ti­ver Selbst­wirk­sam­keit er­wächst die Mo­ti­va­ti­on, Me­ta­ko­gni­tio­nen ein­zu­set­zen.

  • In Klas­se 5/6 be­steht hier noch das grund­le­gen­de Pro­blem, dass die not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen für me­ta­ko­gni­ti­ve Pro­zes­se, ins­be­son­de­re die Fä­hig­kei­ten der Abs­trak­ti­on (An­wen­den­kön­nen von Me­ta­ko­gni­tio­nen auf­grund des zu­grun­de­lie­gen­den Wis­sens) und Selbst­dis­tan­zie­rung (An­wen­den­wol­len von Me­ta­ko­gni­tio­nen als Akt der Selbst­kri­tik), ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gisch u. U. noch nicht aus­ge­bil­det sind. Ab­hil­fe könn­ten hier ko­ope­ra­ti­ve Un­ter­richts­for­men und auf me­tho­di­scher Ebene z. B. Ver­glei­che schaf­fen.

Zwi­schen­spurt Deutsch: Her­un­ter­la­den [pdf][2 MB]

Wei­ter zu Links