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Pro­zess­ori­en­tier­tes Kom­pe­tenz­mo­dell des Schrei­bens

Übersichtsschaubild Kompetenzen im Schreibprozess (Anlass, Planungskompetenz, Formulierungskompetenz, Überarbeitungskompetenz)
 

Schau­bild von Ste­fan Metz­ger, aus: Zwi­schen­spurt Deutsch, S. 32

Im Zen­trum der Schreib­för­de­rung ste­hen Schreib­pro­zes­se. Sie müs­sen stets in ihrer Ge­samt­heit wahr­nehm­bar sein. De­kon­textua­li­sier­te klein­tei­li­ge oder me­cha­ni­sche Übun­gen, die sich nur auf „tech­ni­sche“ Grund­la­gen wie die Sprach­rich­tig­keit be­zie­hen, för­dern die Schreib­fä­hig­kei­ten nur recht ein­ge­schränkt. Daher wird der Fokus hier be­wusst auf die Ge­stal­tung von Tex­ten in In­halt und Aus­druck ge­legt. As­pek­te der Sprach­rich­tig­keit spie­len durch­aus eine Rolle, wer­den in die­sem An­satz aber als nach­ran­gig be­trach­tet in dem Sinne, dass Übun­gen zu Recht­schrei­bung und Gram­ma­tik immer einer funk­tio­na­len Ein­bet­tung be­dür­fen. Um es poin­tiert zu sagen: Wer nicht den Sinn des Schrei­bens er­kennt, der wird auch keine Mo­ti­va­ti­on für die Übung von des­sen ba­sa­len, aber für sich ge­nom­men lang­wei­li­gen Grund­la­gen auf­brin­gen.

Reale Schreib­pro­zes­se ver­lau­fen ma­kro­lo­gisch oft nicht nach dem Ide­al­sche­ma An­lass – Pla­nung – For­mu­lie­ren – Über­ar­bei­ten, son­dern nicht­li­ne­ar, in Loops und Sprün­gen. Den­noch ist das Sche­ma wich­tig, weil es letzt­lich das Schreib­han­deln auf der Mi­kro­ebe­ne be­schreibt und damit po­ten­ti­ell der Re­fle­xi­on zu­gäng­lich macht. Dies er­mög­licht es, z. B. an­hand von kon­kre­ten For­mu­lie­rungs­loops ziel­ge­rich­te­te klein­tei­li­ge­re Übun­gen zu ent­wi­ckeln.

Das Über­ar­bei­ten hat zu Recht im Zuge der pro­zess­ori­en­tier­ten Schreib­di­dak­tik eine Auf­wer­tung er­fah­ren. Es ist in der Tat fun­da­men­tal fürs Schrei­ben – und zwar we­ni­ger in dem Sinne, dass es als ei­ge­ne Un­ter­richts­pha­se ein­ge­plant wird (das ist si­cher­lich wich­tig, führt aber als star­res Ri­tu­al oft zu un­zu­frie­de­ner Hilf­lo­sig­keit). Im Über­ar­bei­ten ma­ni­fes­tiert sich ex­pli­zit die me­ta­ko­gni­ti­ve Kon­trol­le, ohne die kein Teil des Schreib­pro­zes­ses er­folg­reich ab­lau­fen kann. In die­sem Sinne ist jedes Schrei­ben immer auch ein per­ma­nen­tes Über­ar­bei­ten, das alle Schreibak­ti­vi­tä­ten kon­trol­lie­rend be­glei­tet und im Falle von De­fi­zi­ten (und nur in die­sem!) kor­ri­gie­rend ein­greift.

Dass sich im Schrei­ben auch das Den­ken ma­ni­fes­tiert, ist mehr als eine Binse. Indem beim Schrei­ben immer Text­pro­duk­ti­on und men­ta­le Pro­zes­se par­al­lel lau­fen, bil­det der Text immer auch den Denk­pro­zess ab (auch in sei­ner Vor­läu­fig­keit; Grund­an­nah­me der Her­me­neu­tik: Text als Ob­jek­ti­va­ti­on von Men­ta­lem). Damit re­la­ti­vie­ren sich Stu­fen­mo­del­le wie das­je­ni­ge von Be­rei­ter 1980, der das epis­te­mi­sche Schrei­ben als höchs­te Stufe der Schreib­ent­wick­lung an­sieht. Wie eng Pro­dukt und Pro­zess hier Hand in Hand gehen, zeigt auch der An­satz der Text­pro­ze­du­ren, der Hand­lungs- und Aus­drucks­ebe­ne se­mio­tisch ver­bun­den denkt.

Zwi­schen­spurt Deutsch: Her­un­ter­la­den [pdf][2 MB]