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Me­dia­ti­on

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Arrivée ... - an­ge­kom­men.
Die Suche nach mei­nem Vater 1986 – 2009.


Meine El­tern be­geg­ne­ten sich 1943 in W./Thü­rin­gen. Mein Vater war in fran­zö­si­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft und ar­bei­te­te in einer Feu­er­wehr­schlauch­fa­brik. Die Be­zie­hung wurde im Au­gust 1943 ver­ra­ten und mein Vater kam in ein an­de­res Straf­la­ger. Er konn­te noch nicht wis­sen, dass meine Mut­ter schwan­ger war. Ich wurde im Mai 1944 ge­bo­ren.

vater
mutter
ich
Mein Vater
Meine Mut­ter
Ich mit mei­ner Mut­ter

Die be­son­de­re Er­schwer­nis bei der Suche nach mei­nem Vater war die, dass meine Mut­ter wegen der Sprach­schwie­rig­kei­ten sei­nen Namen und sei­nen Ge­burts­ort nicht rich­tig wie­der­ge­ben konn­te. Schrift­li­che Auf­zeich­nun­gen gab es na­tür­lich wegen der Ge­fähr­lich­keit die­ser Be­zie­hung zwi­schen einem fran­zö­si­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen und einer Deut­schen nicht. Auch bei vie­len Ge­sprä­chen mit den Ge­schwis­tern mei­ner Mut­ter konn­te ich nichts Nä­he­res über mei­nen Vater er­fah­ren, da meine Mut­ter die Be­zie­hung ge­heim hal­ten muss­te.

Die Akte mei­nes Va­ters wurde schließ­lich im No­vem­ber 2008 vom IST (In­ter­na­tio­na­ler Such­dienst des Roten Kreu­zes) im fran­zö­si­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um ge­fun­den. Lei­der ist mein Vater 1999 ge­stor­ben und ich konn­te ihn nicht mehr ken­nen ler­nen. Erst­mals er­fuhr ich sei­nen rich­ti­gen Namen und sei­nen Ge­burts­ort: F. B. geb. am 13.06.1913 in P./Loth­rin­gen. In einem wei­te­ren Schrei­ben vom April 2009 wurde er­wähnt, dass mein Halb­bru­der mit mir Kon­takt auf­neh­men möch­te. Wegen zu er­war­ten­der Sprach­schwie­rig­kei­ten bat ich meine fran­zö­si­sche Freun­din, ihn an­zu­ru­fen und sie hat gleich ein ers­tes Tref­fen für uns ver­ein­bart. Die­ses fand schon sehr bald im Mai 2009 in S./Nor­man­die bei ihr statt.

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Mit mei­nem Bru­der bei un­se­rer
ers­ten Be­geg­nung im Mai 2009
 

Bei dem ers­ten Tref­fen mit mei­nem Halb­bru­der wur­den ohne ge­gen­sei­ti­ge Ängs­te Fotos mei­nes Va­ters und sei­ner Fa­mi­lie be­trach­tet und mir eine Auf­zeich­nung mei­nes Va­ters über seine Kriegs­ge­fan­gen­schaft über­ge­ben. An die­sem Tag er­hielt ich erst­mals In­for­ma­tio­nen über das Leben mei­nes Va­ters, der im Jahr 1945 erst­mals sei­nen be­reits im Sep­tem­ber 1940 ge­bo­re­nen Sohn – mei­nen Halb­bru­der J. - sehen konn­te.

Gleich beim ers­ten ge­gen­sei­ti­gen An­schau­en sagte mein Halb­bru­der, dass mein Stirn und Au­gen­par­tie große Ähn­lich­kei­ten mit denen sei­nes Va­ters hät­ten. Beim Be­trach­ten der Fotos war die noch grö­ße­re Ähn­lich­keit zwi­schen mei­ner Toch­ter und mei­nem Vater of­fen­sicht­lich. Von die­sem Mo­ment an gab es für mei­nen Halb­bru­der und seine Frau kei­nen Zwei­fel mehr daran, dass F. unser ge­mein­sa­mer Vater ist.

 

tochter
grossvater
Die Toch­ter von Re­na­te Bauer …
... und ihr Groß­va­ter.


Mein Vater kehr­te nach sei­ner Kriegs­ge­fan­gen­schaft zu sei­ner Frau und sei­nem Sohn zu­rück. 1946 wurde meine Halb­schwes­ter ge­bo­ren. Da sich mein Vater in einer sehr schwie­ri­gen Si­tua­ti­on be­fand, gab es von sei­ner Seite keine Suche nach mei­ner Mut­ter oder mir, von der er nicht wis­sen konn­te.

Vom ers­ten Tref­fen an ent­wi­ckel­te sich ein sehr herz­li­ches und in­ni­ges Ver­hält­nis zu mei­nem Halb­bru­der und sei­ner Frau. An­fang Ok­to­ber 2009 fand ein gro­ßes, drei­tä­gi­ges Fa­mi­li­en­tref­fen in sei­nem Haus in der Au­ver­gne statt. Meine Halb­schwes­ter, ihr Ehe­mann, ihre Toch­ter und alle Söhne und Enkel mei­nes Halb­bru­ders waren an­we­send. Es war für mich über­wäl­ti­gend, mit 65 Jah­ren end­lich meine Wur­zeln ge­fun­den zu haben und in einer Fa­mi­lie an­ge­kom­men zu sein, die mich sehr lie­be­voll auf­nahm.

 

  grab
 
Re­na­te Bauer am Grab ihres Va­ters

Es ent­wi­ckel­te sich – na­tür­lich mit vie­len Sprach­pro­ble­men – ein reger Schrift­wech­sel per Mail. Mein Halb­bru­der und seine Frau ler­nen Deutsch, mein Mann und ich Fran­zö­sisch. Wir be­such­ten schließ­lich im Au­gust 2010 meine Halb­schwes­ter in G., die im Haus der Groß­el­tern vä­ter­li­cher­seits wohnt, in dem mein Vater auf­ge­wach­sen ist. Wir be­such­ten dort das Fa­mi­li­en­grab, in dem auch mein Vater be­stat­tet wurde. In die­ser Um­ge­bung wurde für mich sehr deut­lich, wel­che Ent­beh­run­gen ich in mei­nem Leben ohne Vater er­lit­ten hatte.

Im April 2011 waren wir bei mei­ner Halb­schwes­ter in Paris ein­ge­la­den. Nach an­fäng­li­cher Vor­sicht woll­te sie sehr viel über meine Mut­ter und über die Um­stän­de, wie wir in der DDR ge­lebt hat­ten, wis­sen. Trotz man­cher Sprach­pro­ble­me, die mit Hilfe der Über­set­zun­gen mei­ner Freun­din etwas er­leich­tert wur­den, war es ein Ge­spräch, bei dem ich spü­ren konn­te, dass auch sie mich jetzt in ihre Fa­mi­lie auf­ge­nom­men hatte. Als ich er­wähn­te, dass ich mei­nen Ge­burts­tag im Mai 2011 an der Loire ver­brin­gen würde, mie­te­ten sich die Fa­mi­lie mei­ner Halb­schwes­ter und die mei­nes Halb­bru­ders spon­tan im glei­chen Hotel ein, so­dass wir alle mit­ein­an­der fei­ern konn­ten. Dies war für mich eine wei­te­re lie­be­vol­le Geste, die mir die An­nah­me in mei­ner neuen Fa­mi­lie be­stä­tig­te.

Wö­chent­lich tau­schen wir jetzt Mails aus, und das nächs­te Tref­fen ist schon für An­fang Ok­to­ber ge­plant – si­cher nicht das letz­te!

Re­na­te Bauer, Karls­ru­he im Jahr 2010, Vor­trag für den IST, leicht ge­kürzt.

 

Média­ti­on zu „Un été ou­tre­mer“ ohne Ana­ly­se.

Résume en français la re­cher­che du père de Re­na­te Bauer.

Média­ti­on zu „Un été ou­tre­mer“ ver­knüpft mit einer Ana­ly­se.

Com­pa­re la re­cher­che de Re­na­te Bauer avec celle de Féli­ci­en de „Un été ou­tre­mer“.


Alle Bil­der in hoher Auf­lö­sung [4,2 MB]


Arrivée … - an­ge­kom­men. Die Suche nach mei­nem Vater 1986 – 2009:
Her­un­ter­la­den [docx] [13 MB]

Ad­op­tiert – na und? - Film: Her­un­ter­la­den [mp4] [37,0 MB]