Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Der Traum vom besseren Gedächtnis

Dieses uneindeutige Bild weist daraufhin, dass man in den entsprechenden Studien noch nicht alle relevanten Faktoren im Griff hat.

Problematisch ist auch, von Einmalgaben bei geringen Versuchspersonenzahlen, wie sie in pharmakologischen Studien üblich sind, gleich allgemeine Empfehlungen für den Einsatz von "cognitiven Enhancern" auszusprechen.

Doch existieren auch Studien nach regelmäßiger Einnahme. So hat beispielsweise Georg Grön mit seinen Kollegen an der Universität Ulm gesunden Versuchspersonen über 30 Tage hinweg jeweils 5 mg Donepezil (Aricept®), ein Medikament zur Behandlung bei Alzheimer-Demenz, oder Placebo verabreicht (14). Durch die medikamentöse Behandlung verbesserten sich die Versuchspersonen signifikant in den Tests für verbales und visuelles episodisches Gedächtnis. Diese Verbesserungen waren selektiv, das heißt, andere kognitive Leistungen wie Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächinis oder semantisches Gedächtnis verbesserten sich nicht.

Jedoch widersprechen diesen Ergebnissen die Resultate einer ähnlich aufgebauten Studie von Beglinger und Kollegen am Indiana Universiiy Hospital (15). Hier schnitten die Versuchspersonen der Donepezilgruppe - die allerdings nur halb so groß war wie die der Studie Gröns - in der dritten bis vierten Woche des Experiments in einigen Tests sogar signifikant schlecher ab als die Kontrollgruppen.

Schon längst existieren zahlreiche Firmen, die an der Entwicklung gedächinisverbessernder Substanzen arbeiten, so etwa die bereits 1996 gegründete Firma Memory Pharmaceuticals des in New York arbeitenden Psychiaters, Neurowissenschaftlers und Nobelpreisträgers Eric Kandel. Hier werden verschiedene Substanzen zur Behandlung der Alzheimer-Demenz entwickelt und getestet, die auch altersbedingten Gedächtnisschwund beeinflussen sollen, wie etwa das MEM1414, ein Hemmer der Phosphodiesterase 4, das in den molekularen Stoffwechsel von CREB eingreift (16). CREB steht für "cAMP response element-binding protein" und spielt eine Rolle bei der Gedächtnisbildung. Seine Aktivierung führt zu einer vermehrten Synapsenbildung.

Die Hoffnungen, die bei solchen Forschungen mitschweben, liegen nicht allein im therapeutischen Sektor der Behandlung Kranker, sondern auch im Einsatz als Leistungsverbesserer - als "cognitive Enhancer". Dafür müssten solche Substanzen aber nicht nur zuverlässig wirken, sondern auch im Nebenwirkungsprofil sehr gut verträglich sein.

Weiter: Der Markt hat schon längst reagiert


Schleim, S; Walter, H.; Cognitive Enhancement. Fakten und Mythen; in: Nervenheilkunde 1-2 / 2007, S. 83-87.

Nervenheilkunde

Copyright-Genehmigung Nr: 125/05/2009

Rights and Permissions Schattauer GmbH
www.schattauer.de
Verlag für Medizin und Naturwissenschaften
Hölderlinstr. 3
70174 Stuttgart
Tel. 0711/229 87-14
Fax 0711/229 87-7