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M22 + M23

M22

In­des­sen ver­die­nen zwei Stel­len noch be­son­ders her­vor­ge­ho­ben zu wer­den: 6,50-52 und 8,14-21. Ein­mal zei­gen sie uns so aus­ge­zeich­net, was Mar­kus den Jün­gern zu­zu­trau­en ver­mag. Und viel wich­ti­ger, als die Stel­len zu strei­chen, ist es in der Tat, aus ihnen den Autor bes­ser ken­nen zu ler­nen. So­dann ist es immer be­son­ders zu schät­zen, wenn wir ein­mal ge­ra­de­zu er­klä­ren kön­nen: hier sehen wir, wie der Autor aus sei­nen Vor­stel­lun­gen Ge­schich­te macht. Und das ist hier mög­lich.

Volk­mar sagt wi­der­holt, der Evan­ge­list schil­de­re den »Blöd­sinn« der Jün­ger. Das ist derb, aber sach­lich zu­tref­fend. In der Tat legt er ihnen 6,52 aus­drück­lich den Un­ver­stand bei, sie hät­ten nach der vor­an­ge­gan­ge­nen Spei­sung noch nicht ge­merkt, dass Jesus Wun­der­kraft be­sit­ze. Denn an­ders kann die Stel­le nicht ge­fasst wer­den. Die Schluss­be­mer­kung sagt auch ganz be­stimmt: ihr Herz war ver­stockt. Eben­so stark ist es, wenn sie beim Sau­er­teig der Pha­ri­sä­er und des He­ro­des mei­nen, Jesus hätte ihren Man­gel an Brot im Auge. Man denke sich das Bild der wirk­li­chen Jün­ger und lege ihnen die Vor­stel­lung bei, Jesus wolle sie war­nen, von »den« Pha­ri­sä­ern oder von He­ro­des Sau­er­teig zu holen! Dabei kehrt die an­de­re Vor­stel­lung wie­der. Jesus setzt vor­aus, dass sie hm nicht zu­trau­en Brot zu schaf­fen (8,17). Sie haben eben in ihrer Ver­här­tung sogar beide wun­der­ba­re Spei­sun­gen ganz ver­ges­sen, und doch müs­sen sie sich unter den Fra­gen Jesu daran er­in­nern. Wie kommt es, dass ei­gent­lich Nie­man­dem recht be­wusst ist, dass sol­che Dinge in un­se­rem äl­tes­ten Evan­ge­li­um zu lesen sind?

Ar­beits­auf­trag: Ar­bei­tet her­aus, wie Wrede die Jün­ger im Mk-Ev ver­steht.

 

M23

In der weis­heit­li­chen Tra­di­ti­on Is­ra­els mein­te man noch: »Böse Leute ver­ste­hen nichts vom Recht; die aber nach dem Herrn fra­gen, ver­ste­hen alles« (Prov. 28,5). Nur hatte diese from­me Ge­wiss­heit nicht lange Be­stand. Hiob ant­wor­te­te dar­auf: »Wer will aber den Don­ner sei­ner Macht ver­ste­hen?« (Hiob 26,14). Gott ver­ste­hen? Wäre ein ver­stan­de­ner Gott noch ein Gott? Das Nicht­ver­ste­hen Got­tes konn­te kein Zu­fall sein. Des­we­gen mein­te Je­sa­ja, es sei von Gott ge­wollt: »Ver­sto­cke das Herz die­ses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch ver­ste­hen mit ihren Her­zen…« (Jes 6,10). In die­ser Tra­di­ti­on konn­te man (ver­meint­lich) ver­ste­hen, warum Chris­tus nicht ver­stan­den wurde, zu­min­dest von sei­nen Jün­gern eben­so­we­nig wie von sei­nen üb­ri­gen Zeit­ge­nos­sen. So legte ihm der ver­spä­te­te Evan­ge­list Mat­thä­us in den Mund: »Darum rede ich zu ihnen in Gleich­nis­sen. Denn mit se­hen­den Augen sehen sie nicht und mit hö­ren­den Ohren hören sie nicht; und sie ver­ste­hen es nicht« (Matt 13,13). Chris­tus auf die­sem Wege doch noch zu ver­ste­hen, scheint selbst­wi­der­sprüch­lich. Seine »Rät­sel­re­de« in Gleich­nis­sen wird im Rück­blick für alle Spät­ge­bo­re­nen ver­meint­lich trans­pa­rent, als wäre ihnen alles klar. Um den Preis al­ler­dings, dass die >drin­nen< auf ein­mal>alles ver­ste­hen<, die>drau­ßen< aber nie und nichts. Es ret­tet einen hei­li­gen Rest der Ver­ste­hen­den, der Er­leuch­te­ten; die An­de­ren aber blei­ben drau­ßen im Dun­kel. – Wenn es denn so ein­fach wäre. Als wären die Er­leuch­te­ten trans­pa­ren­te Geis­ter, in denen nichts mehr Dun­kel ist und denen nichts mehr dun­kel bleibt.

Ar­beits­auf­trag: Ar­bei­tet her­aus, wie Sto­ell­ger er­klärt, warum Jesus nicht ver­stan­den wurde.

 

Un­ter­richts­se­quenz: „Die Bibel öff­net Räume“: Her­un­ter­la­den [docx][2 MB]

Un­ter­richts­se­quenz: „Die Bibel öff­net Räume“: Her­un­ter­la­den [pdf][1005 KB]

 

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