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Baustein 1: Merkmale einer fundamentalistischen Gruppe

In diesem Baustein sollen die Merkmale einer fundamentalistischen Gruppe induktiv erschlossen und erfahrbar gemacht werden. Über ein Rollenspiel wird Distanz geschaffen. Aus dieser Distanz heraus spielen die Schülerinnen und Schüler die Merkmale einer fundamentalistischen Gruppe durch. In einem bilanzie­renden Gespräch (Metakognition) tauschen sie sich darüber aus, wie es sich anfühlen könnte, über län­gere Zeit einer solchen Gruppe anzugehören. Die Merkmale werden schließlich durch einen zusammenfassenden Text gesichert, der im weiteren Unterrichtsverlauf als Basistext dient. Die Anwendung des Gelernten wird in Form einer An­forderungssituation in der Hausaufgabe eingeübt.

Benötigte Materialien: Bibeln, Koran

 

Problemeröffnung:

Was fällt euch ein zu dem Begriff „Fundamentalismus“?

Schülerinnen und Schüler notieren auf Kärtchen Begriffe und clustern an der Tafel ihren Zugang zum Thema bzw. zu dem Begriff.

 

Impulse für ein Unterrichtsgespräch:

  • Wo begegnet euch Fundamentalismus?
  • Habt ihr Erfahrungen mit Fundamentalisten gemacht?
  • Wie wichtig ist das Thema für uns heute?
  • Wie lassen sich fundamentalistische Positionen erkennen?

Information über das Projekt „Fundamentalismusprävention an unserer Schule“

L: Eure Aufgabe wird es sein, eine Fortbildung für die ganze Stufe / eure Klasse durchzuführen, in der ihr diese über Fundamentalismus informiert. Der Grundgedanke ist, dass man auf etwas, das man kennt und über das man schon einmal nachgedacht hat, nicht so leicht hereinfällt. Während unseres Unterrichts werden wir immer wieder überlegen, welche Module ihr für eure Mitschüler so aufberei­ten könntet, dass daraus eine Fortbildung wird, die ihr selbst durchführt. Um Eure Mitschüler/innen zu informieren müsst natürlich ihr zunächst einiges erfahren und dieses Wissen werden wir in vier Bausteinen gemeinsam erarbeiten. Wir beginnen mit einem Rollenspiel.

 

Erarbeitung:

  1. Arbeitsauftrag (Einzelarbeit):

    Entwirf eine Rollenkarte für eine Identität, die du im Unterricht heute verkörpern möchtest. Berücksichtige dabei Geschlecht, Alter, Familie, ethnische und soziale Her­kunft, Beruf, Charakter usw. Gestalte auf einem kleinen Stück Papier ein Symbol, das zu deiner Rolle passt. Wenn du dieses Symbol angeheftet hast, schlüpfst du in die Rolle, und wenn du es ablegst, legst du damit auch die Rolle ab.

    Die Lehrkraft bildet Gruppen zu je 3-5 Schüler/innen.

  2. Gruppenarbeit – Arbeitsaufträge (nacheinander einspielen):

    1. Beschreibt in der Gruppe eure Rollenidentitäten.
    2. Wählt aus M1 drei Dinge, die ihr ablehnt und von denen ihr euch abgrenzen wollt. Wenn ihr euch nicht einigen könnt führt ihr den 3. Schritt jetzt schon aus. (Infor­mation zum 3. Schritt bei der Lehrkraft)

      Didaktischer Hinweis
      Die Lehrkraft kann den Schülerinnen und Schülern hier völlig freie Hand lassen. Dann kann es zu solchen Lösungen kommen wie: Einhörner, FC Bayern und Gummibärchen. Der ganze Prozess wird dann sehr verspielt. Wenn man von Anfang an eine ernsthaftere Auseinandersetzung anstrebt, dann wird man Begriffe vorgeben, ent­weder viele zur Auswahl, oder ein paar als Beispiele (M1).

    3. Lost in der Gruppe aus, wer von Gott berufen ist, die Gruppe anzuführen. Gott beruft leider nur Männer. Ausnahme: In Gruppen, in denen es keine Männer gibt, kann auch eine Frau Anführerin werden. Haltet euch in der Gruppe nun daran, dass die Sichtweise eures Anführers nicht hinterfragt wird.

      Hinweis für die Lehrkraft
      Dem Anführer jeder Gruppe wird nun ein geheimer zusätzlicher Auftrag „göttlichen Ursprungs“ erteilt:

      Du bist von Gott berufen und damit auch verantwortlich dafür, dass Deine Gruppe die Ziele, die ihr im Statement formuliert habt, auch aktiv verfolgt. Du musst dafür sorgen, dass deine Gruppe klare und strenge Regeln formuliert und befolgt, mit denen ihr den Kampf gegen das Böse aufnehmen und gewinnen könnt.

    4. Formuliert ein Statement, in dem ihr erklärt, weswegen diese drei Dinge, die ihr ausgewählt habt, abgrundtief böse sind. Eure Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Ablehnungen aus der Heiligen Schrift heraus begründet. Sucht in der Bibel oder dem Koran nach Argumenten, mit denen ihr Eure Ablehnung begründen könnt.

      Didaktischer Hinweis
      Bei diesem Arbeitsauftrag geht es nicht darum, die Ablehnung des Begriffs wirklich schlüssig aus der Bibel zu begründen. Im Gegenteil: Gerade der willkürliche Umgang mit einzelnen, aus ihrem Kontext gelösten Sätzen soll hier verdeutlicht werden. Dabei kann die Lehrkraft dies demonstrieren, indem sie zu einem Begriff nach dem Zufallsprinzip einen Bibelvers auswählt und eine willkürlich konstruierte Begründung abgibt.

  3. Arbeitsauftrag:

    Tragt die Statements vor der Klasse vor.

 

Impulse für ein Unterrichtsgespräch:

Metareflexion des bisherigen Prozesses (nicht aus den Rollen heraus)

  • Welche Argumentationsmuster sind aufgetaucht?
  • Kennt ihr solche Argumentationen aus eurer Erfahrung?
  • Wie erging es euch in den Gruppen?
  • Was war anders, als bei normalen Gruppenarbeiten?

 

Vertiefung:

Arbeitsauftrag (Gruppenarbeit):

Plant eine Werbeveranstaltung, in der ihr für eure Gruppe und Ziele werbt und Anhänger gewinnt. Gestaltet dafür auch ein Symbol, wählt einen Namen und ein Motto. Es ist auch möglich, die Anwer­bung einer Person nachzuspielen.

Präsentiert eure Ergebnisse vor der Klasse.

 

Impulse für ein Unterrichtsgespräch:

Metareflexion des bisherigen Prozesses (nicht aus den Rollen heraus)

    • Wie habt ihr (die anderen) diese Gruppe wahrgenommen?
    • Wofür stehen sie, wie definieren sie sich?
    • Ist ihre Argumentation aus der Perspektive der Gruppe überzeugend vorgebracht?
    • Wie erging es euch in den Gruppen?
    • Welche Probleme haben sich bei den Aufgaben im Rollenspiel ergeben?
    • Wie leicht fiel euch die argumentative Begründung eurer Meinung aus der „Heiligen Schrift“? Zeigten sich dabei Probleme?

Arbeitsauftrag:

Stelle dir vor, du würdest die nächsten Jahre in der Gruppe verbringen. Beschreibe Erwartungen, Hoff­nungen und Befürchtungen im Hinblick auf deine Zukunft.

 

Überleitung:

Impulse für ein Unterrichtsgespräch:

Nennt Merkmale, die diese Gruppen zu einer besonderen machen.

Mögliche Antworten:

  • Ablehnung von Erscheinungen der Moderne (z.B. Frauenemanzipation) von Gott erwählter Anführer mit unhinterfragbarer Autorität
  • Begründung durch den Wortlaut von Einzelsätzen aus der „Heiligen Schrift“
  • scharfe Trennung der Welt in Gut (innen) und Böse (außen) (Dualismus)

Was wir hier formuliert haben, sind Merkmale des „religiösen Fundamentalismus“.

 

Vertiefung und Ergebnissicherung:

Basistext M2

Arbeitsauftrag:

  1. Benenne für jedes Merkmal drei zentrale Begriffe.
  2. Gestaltet in Partnerarbeit eine Mindmap zum Begriff „religiöser Fundamentalismus“. Auf der ers­ten Ebene der Mindmap sollen sich die gemeinsam vereinbarten Begriffe wiederfinden.
  3. Erklärt einer anderen Partnergruppe anhand eurer Mindmap, was man unter religiösem Funda­mentalismus versteht.

Hausaufgabe:

Anforderungssituation Fundamentalismus-Check

Ein Freund erzählt dir von einer Gruppe, zu der er inzwischen immer häufiger geht. Dir kommt es so vor, als ob er sich in letzter Zeit ziemlich verändert hat. Er zieht sich immer mehr zurück und liest ver­stärkt in der „Heiligen Schrift“. Zu manchen Themen hat er so langsam Meinungen, die dir komisch vorkommen. Vielleicht hat es ja etwas mit dieser Gruppe zu tun.

Formuliere Fragen, die du ihm stellen kannst, wenn du herausfinden willst, ob die Gruppe etwas mit „religiösem Fundamentalismus“ zu tun hat.

 

Unterrichtssequenz: „Fundamentalismus: Wann wird Religion zur Gefahr?“: Herunterladen [docx][56 KB]

Unterrichtssequenz: „Fundamentalismus: Wann wird Religion zur Gefahr?“: Herunterladen [pdf][229 KB]

 

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