Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Didaktische Hinweise & Vernetzung

Bernhards Erzählung ist für die Schülerinnen und Schüler in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung, aber auch eine Abwechslung im Vergleich zu klassischer Schullektüre: Anstelle von Handlung dominieren Reflexionen des rückblickenden Erzählers den Text; es entsteht kaum eine kohärente Erzählung. Der nahezu absatzlose Monolog des Ich-Erzählers behandelt verschiedene Themen, die eher assoziativ miteinander verknüpft sind.

Die Wiederholung verschiedener Themen und Motive mit Variationen erinnert an die Komposition eines Musikstücks. Dieser für Bernhards Prosa typische Sprachstrom bietet sich für eine sprachliche Analyse an, im Rahmen derer die Schülerinnen und Schüler die Antithetik, Hyperbolik, Inversionen, Neologismen und Wiederholungen erkennen. Dieser Sprachstil wurde öfters imitiert (s. o.) und eignet sich auch für eine kreative Schreibaufgabe zu einem Thema bzw. Motiv im Unterricht.

Auch inhaltlich eröffnet die Erzählung den Schülerinnen und Schülern neue Perspektiven, wird doch das sozial prekäre Arbeitermilieu in den Blick gefasst. Die Kritik an Institutionen wie dem Gymnasium und die Entscheidung für die ,entgegengesetzte Richtung‘ sind für die Schülerinnen und Schüler ebenso ungewohnt wie die skeptische, negative Grundhaltung des Ich-Erzählers. Beide Aspekte bieten Raum für Diskussionen. Darüber hinaus können in der Unterrichtseinheit folgende Aspekte behandelt werden:

  • die Zweifel an der Möglichkeit autobiographischen Schreibens, die Vermischung von Realität und Fiktion

  • die Erzählung als Parodie des Bildungsromans und der Autobiografie: ,Entziehung‘ statt Erziehung

  • die antithetische Struktur: die Entscheidung für ,die entgegengesetzte Richtung‘

  • die Aufspaltung in erzählendes Ich und erzähltes Ich

  • die Entwicklung des Ich-Erzählers (auch: die Bedeutung der Musik und des Schreibens)

  • die Bedeutung des Kellers für den Ich-Erzähler

  • die Scherzhauserfeldsiedlung und ihre Bewohner

  • die Figuren mit Vorbildfunktion für den Ich-Erzähler: der Großvater und Podlaha, auch vergleichend

  • die Theatermetaphorik

  • die Erzählform (s.o.)

Vernetzung

  • Thomas Bernhard: Die Autobiografie (Die Ursache. Eine Andeutung 1985, Der Atem. Eine Entscheidung. 1978, Die Kälte. Eine Isolation 1981, Ein Kind 1982 )

  • Thomas Bernhard: Gehen (1971)

  • R. M. Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910): insbesondere die Thematik der von der Gesellschaft ,Fortgeworfenen‘, den sozial Ausgestoßenen

  • J. W. v. Goethe: Die Leiden des jungen Werthers (1774): auch: die Ausführungen zur Freiheit

  • Peter Handke: Kaspar (1968)

  • Deniz Ohde: Streulicht (2020)

Textausgabe:

Thomas Bernhard: Der Keller. Eine Entziehung. Salzburg 1998 (1979).

Bernhard „Der Keller“: Herunterladen [pdf][182 KB]