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Didaktische Hinweise & Vernetzung

Didaktische Hinweise

Handkes Kaspar bricht mit Lesegewohnheiten von Schülerinnen und Schülern ebenso wie mit konventionellen didaktischen Konzepten: Im Drama wird keine Handlung im klassischen Sinne dargestellt; auch die Figur Kaspar Hauser tritt entgegen der Erwartung nicht als psychologisch ausdifferenzierter Charakter, der sich in einem sozialen Gefüge bewegt und in Beziehung zu anderen Figuren steht, auf. Die Bühne suggeriert keine Lebenswirklichkeit, sondern stellt sich als Kulissa aus. Auch die eher abstrakte sprachkritische Thematik stellt eine Herausforderung sowohl für Lehrende als auch für Lernende dar.

Gerade die Andersartigkeit des Dramas sowie die ungewöhnliche Thematik der Sprachreflexion können aber auch als Chance und Abwechslung für den Unterricht gesehen werden, sofern die didaktisch-methodischen Konzepte entsprechend angepasst werden.

Insbesondere bietet sich eine handlungsbezogene Herangehensweise an, die den sprachspielerischen Aspekt ebenso aufgreift wie Möglichkeiten des szenischen Spiels. Auch das Groteske des Stücks kann auf diese Art erfahrbar gemacht werden. Zum Beispiel eignet sich Kaspars Gebrauch seines Satzes (vgl. Szenen 4-17) für eine Methode, die im szenischen Spiel üblich ist: Der Satz wird auf verschiedene Arten und mit unterschiedlicher Intonation inszeniert und erhält nur durch die Inszenierung eine Bedeutung, nicht durch die wörtliche Aussage. Ebenso können die Schülerinnen und Schüler sprachspielerisch eigene, unsinnige Sätze nach dem Vorbild der Satzmodelle der Einsager bilden und erhalten so einen Einblick in die linguistischen Prinzipien der Modelle (indem z.B. Metaphern oder Verben auf andere, unpassende Bereiche übertragen werden).

Die handlungsbezogene Herangehensweise sollte durch linguistische, gerade auch grammatikalische Analysen verschiedener Stadien des Spracherwerbs ebenso ergänzt werden wie durch zusätzliche Texte zur Sprachkritik, Sprachphilosophie und zum Spracherwerb . Einblicke in den historischen Kaspar Hauser-Stoff können für die Unterrichtseinheit ebenso ergiebig sein wie weitere literarische Texte , die diesen rezipieren, oder mediale Umsetzungen. Für die Deutung können Äußerungen des Autors zu seinem Stück ebenso herangezogen werden wie Deutungsthesen aus der Forschung erörtert werden können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vorstellung von Theater , die in dem Stück zum Ausdruck kommt, sowie ein Exkurs zu exemplarischen Theatertheorien. Eine konkrete Aufführung , auch in Ausschnitten kann im Unterricht reflektiert werden.

Vernetzung

  • Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910)

  • Thomas Bernhard: Der Keller (1976)

  • Adalbert Stifter: Turmalin (1853)

  • Franz Kafka: Ein Bericht für eine Akademie (1917)

Textausgaben:

Peter Handke: Kaspar. Frankfurt a. M. 1967 (1968).

Peter Handke: Kaspar. In: Ders.: Die Theaterstücke. Frankfurt a. M. 1992. S. 87-190.

Handke: „Kaspar“: Herunterladen [pdf][207 KB]