Inhalt
Im Mittelpunkt der in Lille spielenden Komödie steht Marie Wesener, die Tochter des Galanteriehändlers Wesener. Marie steht zwar kurz vor der Verlobung mit dem Tuchhändler Stolzius, lässt sich aber auf eine Beziehung mit dem Offizier Desportes ein, um aus der bürgerlichen Enge auszubrechen. Ist der Vater zunächst gegen diese Liaison, lässt er den Kontakt schließlich naiv zu, da er soziale Aufstiegschancen für seine Tochter erkennt. Stolzius erfährt jedoch davon und nimmt die Stellung des Bediensteten des Offiziers Mary an, einem Freund von Desportes. Nachdem sich Desportes von Marie abgewendet hat, wirbt Major Mary um sie.
Marie lernt schließlich die Gräfin La Roche kennen, die sie zu ihrer Gesellschafterin auf ihrem Schloss macht, allerdings unter der Bedingung, dass sie sich ein Jahr lang mit keinem Mann treffen dürfe. Diese asketische Vereinbarung bricht sie jedoch. Marie sucht Desportes, welcher aber kein Interesse mehr an ihr hat, da sie für ihn nur eine Affäre war. Er lässt sie von seinem Jäger abfangen, der sich ihr mit erotischem Begehren nähert; Desportes bemerkt: „ Nun mein Jäger ist ein starker robuster Kerl, die Zeit wird ihnen schon lang werden auf einer Stube allein. Was der nun aus ihr macht, will ich abwarten (lacht höhnisch) ich hab ihm unter der Hand zu verstehen gegeben, dass es mir nicht zuwider sein würde.“ Nachdem Desportes Stolzius von diesem Vorgehen berichtet hat, vergiftet Stolzius den Offizier. Stolzius nimmt ebenso Gift und klagt den Stand des Adels an, dass dieser bürgerliche Mädchen verführen und in die gesellschaftliche Ächtung führen würden. Beide sterben auf offener Bühne. Wesener hat sich zwischenzeitlich auf die Suche nach seiner Tochter begeben und findet sie als hungernde Bettlerin.
In der letzten Szene sinnieren die Repräsentanten des Adels darüber, wie man die Verführung von bürgerlichen Mädchen in Zukunft verhindert könne; ein Obrist konstatiert: „Ich habe allezeit eine besondere Idee gehabt, wenn ich die Geschichte der Andromeda gelesen. Ich sehe die Soldaten an wie das Ungeheuer, dem schon von Zeit ein unglückliches Frauenzimmer freiwillig aufgeopfert werden muss, damit die übrigen Gattinnen und Töchter verschont bleiben. […] Wenn der König eine Pflanzschule von Soldatenweiber anlegte; die müssten sich aber freilich denn schon dazu verstehen, den hohen Begriffen, die sich ein junges Frauenzimmer von ewigen Verbindungen macht zu entsagen.“
Lenz: „Soldaten“: Herunterladen [pdf][183 KB]