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Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise (1779)

Empfehlung für die Orientierungsstufe, das Basisfach und das Leistungsfach

Kurzinformation

Ludwig Wüllner als Nathan in Lessings 'Nathan der Weise' aus dem Jahr 1890

Meininger Museen: Theatermuseum "Zauberwelt der Kulisse": "MMT IV 0675 B: Ludwig Wüllner als Nathan in Lessings "Nathan der Weise", Fotoatelier H. Meffert, zuletzt bearbeitet 2023-10-06. [CC BY-NC-SA 4.0] via Meininger Museen

Gotthold Ephraim Lessings „Dramatisches Gedicht“ Nathan der Weise gehört zu den bekanntesten Bühnenwerken der deutschen Literatur. Nur wenige Stücke verbinden in derart eingängiger Weise eine facettenreiche Hauptfigur mit einem moralischen Appell. Lessings Plädoyer für einen friedlichen Ausgleich zwischen den drei abrahamitischen Religionen hat denn auch nach fast 250 Jahren seit dem Erscheinen des Dramas nichts von seiner Gültigkeit verloren. Das Gleiche gilt für die im Schauspiel verhandelten Problemkontexte des religiösen Fanatismus und Fundamentalismus sowie die von theologischer Seite bis heute am Nathan kritisierte Privatisierung und Rationalisierung von Religion. Unter den veränderten historischen Vorzeichen, vor allem nach den Erfahrungen des Holocaust und den damit verbundenen Debatten wird Lessings Schauspiel, das wie höchstens noch Goethes Faust eine Ausnahmestellung in der kanonischen Dramenliteratur einnimmt, zunehmend auf den Prüfstand gestellt. Dies zeigt ein Blick auf die jüngere Rezeptionsgeschichte. Als die deutschen Theater in der Saison 1945/46 ihren Spielbetrieb wieder aufnahmen, setzte man gleich in 26 Häusern Nathan-Inszenierungen auf den Spielplan. Lessings Drama diente offensichtlich als Feigenblatt, mit dem sich das deutsche Theater auf sein (vermeintliches) Erbe der Toleranz und das „wahre Deutschtum“ (Frankfurter Rundschau, 1.7.1947) berufen konnte. Abgesehen von einzelnen kritischen Stimmen in dieser Zeit (Erwin Piscator, Hessisches Landestheater Marburg 1952, zuerst Belasco Theatre New York, 1942) dauerte es bis in die 1980er Jahre, bevor kritische Regisseure wie Claus Peymann (Schauspielhaus Bochum 1981) oder der Holocaust-Überlebende George Tabori gegen diese Instrumentalisierung Lessings, aber auch gegen eine oberflächliche und banalisierende Deutung des Dramas, v. a. der Ringparabel, Einspruch erhoben und Widersprüche zwischen moralischem Anspruch und politischer Wirklichkeit aufzeigten. Neue Perspektiven auf das Drama eröffnen seitdem auch postkoloniale Lektüreansätze.

Textausgaben:

G.E. Lessing: Nathan der Weise: Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen. Hg. v. Wilhelm Große. Suhrkamp Basis Bibliothek. Frankfurt 2003

G. E. Lessing: Nathan der Weise. Textausgabe mit Kommentar und Materialien. Hg. v. Thorsten Krause. Reclam XL – Text und Kontext. Stuttgart 2021

Lessing: „Nathan“: Herunterladen [pdf][245 KB]

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