Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910)
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Rilkes Aufzeichnungen des Malte Laurids Briggeentstanden in den Jahren 1904-1910 und können als einer der Wegbereiter moderner Literatur und erster moderner deutschsprachiger Roman gelten. Sie unterscheiden sich radikal von den meisten Romanen des 18. und 19. Jahrhunderts, weil ohne eine keine lineare, kohärente Handlung auskommen. Vielmehr werden im Tagebuchstil Eindrücke, Reflexionen und Erinnerungen des jungen Malte Laurids Brigge, einem verarmten Abkömmling eines dänischen Adelsgeschlechts, der in die Großstadt Paris übergesiedelt ist, unverbunden aneinandergereiht. Thematisch behandelt der Roman Maltes Großstadterfahrung, einschließlich der Begegnung mit den „Fortgeworfenen“, den Randexistenzen der Gesellschaft. Rilke entwirft ein neues Programm von Dichtung, aber auch der Dichterexistenz. Malte steht wie kein anderer für eine neues Sehen, für die Suche nach Selbsterkenntnis, für die Erfahrung des Todes und des Sterbens sowie die Liebe als eine Möglichkeit, das Dasein zu rechtfertigen. Der Roman lässt sich in 72 Abschnitte gliedern, die in heterogenen Textsorten wie dem Aperçu, sich daran anschließenden Reflexionen, Essays, Briefen, Erinnerungen und Tagebucheinträgen im klassischen Sinne verfasst sind. Die Einteilung folgt August Stahls Zählung, der allerdings das 38. Kapitel wegen des Seitenumbruchs übersah und so nur auf 71 Kapitel kommt (vgl. Pfaff 1996, Krings 2005). Sowohl inhaltlich als auch formal greifen die Aufzeichnungendamit zentrale Elemente der Literatur der Jahrhundertwende auf und können zu einem vertieften Verständnis des Epochenumbruchs beitragen.
Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910)
Literaturwissenschaftl. Einordnung & Deutungsperspektiven
Rilke: „Malte Laurids Brigge“: Herunterladen [pdf][225 KB]
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