Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

In­halt

Men­del Sin­ger, ein got­tes­fürch­ti­ger jü­di­scher Leh­rer, lebt mit sei­ner Frau De­bo­rah und sei­nen drei Kin­dern Jonas, Sche­mar­jah und Mir­jam in be­schei­de­nen Ver­hält­nis­sen im fik­ti­ven Schtetl Zuch­now in Ost­ga­li­zi­en. Seine Frau wird wie­der schwan­ger und Me­nu­chim kommt zur Welt. Er lei­det je­doch unter einer Ent­wick­lungs­stö­rung, wird im Roman als „Krüp­pel“ und „Epi­lep­ti­ker“ be­zeich­net. Im Fol­gen­den lernt er nicht spre­chen, son­dern lallt nur und kann le­dig­lich das Wort „Mama“. Seine Brü­der Jonas und Sche­mar­jah schä­men sich für ihren Bru­der und wol­len ihn sogar er­trän­ken. De­bo­rahs Schoß blieb „tro­cken und frucht­los“. Ein Rabbi hat aber zuvor pro­gnos­ti­ziert, dass Me­nu­chim wie­der „ge­sund wer­den“ würde.

Zehn Jahre spä­ter wer­den Jonas und Sche­mar­jah zum Mi­li­tär ein­ge­zo­gen, doch De­bo­rah ge­lingt es mit der Hilfe Kap­tu­raks für Sche­mar­jah eine Fah­nen­flucht zu or­ga­ni­sie­ren. Er de­ser­tiert, flieht schließ­lich bis nach Ame­ri­ka und ge­langt dort unter sei­nem neuen Namen Sam zu ge­wis­sem Wohl­stand. Hat­ten sich Men­del und De­bo­rah zuvor zu­neh­mend ent­frem­det, ent­schlie­ßen sich den­noch zur ge­mein­sa­men Fahrt nach Ame­ri­ka: „Me­nu­chim muß zu­rück­blei­ben. Wir müs­sen Mir­jam mit­neh­men. Ein Un­glück schwebt über uns, wenn wir blei­ben.“ Denn Mir­jam hatte sich mit meh­re­ren Ko­sa­ken ein­ge­las­sen. Den kran­ken und nicht rei­se­fä­hi­gen Me­nu­chim las­sen sie in der Tat zu­rück. Der zum Mi­li­tär­dienst ein­be­ru­fe­ne Jonas ver­bleibt eben­so in Russ­land.

Nach der An­kunft in Ame­ri­ka lebt sich die Fa­mi­lie zu­nächst gut ein, doch zu­neh­mend er­greift Men­del Sin­ger eine Sehn­sucht nach sei­nem Hei­mat­land und ins­be­son­de­re nach dem zu­rück­ge­las­se­nen Sohn. In Eu­ro­pa bricht der Erste Welt­krieg aus, so dass eine Rück­kehr un­mög­lich wird: „Jonas war im Krieg und Me­nu­chim in Ruß­land.“ Nach­dem das rote Kreuz mit­ge­teilt hat, dass Jonas ver­schol­len sei, er­eilt die Fa­mi­lie die Nach­richt, dass Sam, der sich frei­wil­lig zum Mi­li­tär­dienst ge­mel­det hatte, ge­fal­len ist. Diese Nach­richt führt zu einer Art Wahn­sinn­s­an­fall De­bo­rahs und schließ­lich zu deren Tod. Men­del Sin­gers Toch­ter Mir­jam ver­fällt dem Wahn­sinn und wird in die Psych­ia­trie ein­ge­wie­sen. Men­del Sin­ger sum­miert re­si­gniert, mit Gott ha­dernd: „Er hat kei­nen Sohn, er hat keine Toch­ter, er hat kein Weib, er hat keine Hei­mat, er hat kein Geld. Gott sagt: ich habe Men­del Sin­ger ge­straft; wofür straft er, Gott? […] Nur Men­del straft er! Men­del hat den Tod, Men­del hat den Wahn­sinn, Men­del hat den Hun­ger, alle Gaben Got­tes hat Men­del. Aus, aus, aus ist es mit Men­del Sin­ger.“ Er zwei­felt an Gott und möch­te ihn sinn­bild­lich ver­bren­nen.

Nach dem Ende des Krie­ges er­hält Men­del Sin­ger von einem heim­ge­kehr­ten Sol­da­ten eine Schall­plat­te, auf der sich Me­nu­chims Lied be­fin­det. Er hört die­ses Lied auf einem Gram­mo­phon und ge­winnt wie­der Le­bens­mut. Dies nährt den Wunsch, vom Schick­sal sei­nes Soh­nes Me­nu­chim zu er­fah­ren. Gegen Ende er­fährt Men­del Sin­ger nicht nur, dass Jonas noch lebt, son­dern er be­kommt über­dies von Ale­xej Kossak, dem Kom­po­nis­ten von Me­nu­chims Lied, Be­such.Die­ser Kom­po­nist ist sein Sohn Me­nu­chim; er kam in ein Pe­ters­bur­ger Kran­ken­haus, dann zur za­ris­ti­schen Mi­li­tär­mu­sik und nach der Re­vo­lu­ti­on konn­te er als Mu­si­ker in das Aus­land gehen. Der Roman schließt mit den Wor­ten: „Und er [=Men­del] ruhte aus von der Schwe­re des Glücks und der Größe der Wun­der.“

Text­aus­ga­ben:

Hiob. Roman eines ein­fa­chen Man­nes. Mün­chen 2002. [die hier ver­wen­de­te Aus­ga­be]

Hiob. Roman eines ein­fa­chen Man­nes. Mit Nach­wort, Ma­te­ria­li­en, Zeit­ta­fel und Kom­men­tar von Mar­tin Low­sky. Husum 2010.

Hiob. Roman eines ein­fa­chen Man­nes. Kom­men­tiert von He­ri­bert Kuhn. Frank­furt am Main 2011.

Roth: „Hiob“: Her­un­ter­la­den [pdf][184 KB]