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In­halt

Franz, der sich von der Natur auf­grund sei­ner kör­per­li­chen Miss­ge­stalt und sei­nes Sta­tus als Zweit­ge­bo­re­ner be­nach­tei­ligt fühlt, ver­sucht mit­hil­fe einer heim­tü­cki­schen Brief-In­tri­ge den Erst­ge­bo­re­nen vor dem alten Vater Moor als Nichts­nutz schlecht zu ma­chen, damit die­ser sei­nen Lieb­lings­sohn ver­stößt. Zu­gleich ver­folgt er das Ziel, den Vater wie­der­um durch den Ver­lust des ge­lieb­ten Soh­nes in die tiefs­te Ver­zweif­lung zu stür­zen, damit er vor Gram stirbt. Fran­zens Wunsch ist es, die Stel­lung als neues Fa­mi­li­en­ober­haupt ein­zu­neh­men. Der un­be­darf­te Vater fällt auf diese In­tri­ge leicht­gläu­big her­ein, un­ter­zeich­net einen fol­gen­schwe­ren Brief an Karl, in dem er des­sen Gna­den­ge­such auf­grund sei­nes las­ter­haf­ten Lot­ter­le­bens als Stu­dent in Leip­zig un­er­bitt­lich zu­rück­weist und vor­gibt, ihn end­gül­tig zu ver­sto­ßen. Der idea­lis­ti­sche Schwär­mer Karl, der nach Frei­heit strebt und den es vor dem „tin­ten­kleck­sen­den Sä­ku­lum“ (I, 2) ekelt, geht der Brief­in­tri­ge des Bru­ders mit der fin­gier­ten vä­ter­li­chen Ver­sto­ßung um­ge­hend auf den Leim. Er zwei­felt am Ver­ge­bungs­wil­len des Va­ters und gibt den Glau­ben an die vä­ter­li­che Ord­nung an sich auf. Außer sich vor Wut und Ent­täu­schung leis­tet Karl sei­nen Räu­bern in den böh­mi­schen Wäl­dern den Schwur, ihr Räu­ber­haupt­mann bis in den Tod zu blei­ben.

Wäh­rend so­wohl der Vater als auch der Sohn Karl auf die ein­fach ge­strick­te Brief-In­tri­ge her­ein­fal­len, er­weist sich Karls Ge­lieb­te Ama­lia hin­ge­gen als stand­fest. Sie wi­der­steht den schmei­chel­haf­ten Wer­bun­gen und Lü­gen­ge­schich­ten Fran­zens und hält ihrem Ge­lieb­ten Karl be­din­gungs­los die Treue.

Franz in­stru­men­ta­li­siert den Die­ner Her­mann für seine Zwe­cke, indem er ihm die Ge­lieb­te Karls ver­spricht, damit er als Frem­der ver­klei­det die fal­sche Nach­richt vom Tode Karls dem Vater über­bringt. Wie von Franz scharf­sin­nig kal­ku­liert, treibt diese Nach­richt den ge­schwäch­ten Vater in eine sol­che Ver­zweif­lung, dass er dar­auf­hin bei­na­he stirbt. Nach­dem der Vater wider Er­war­ten sei­nen kör­per­li­chen Zu­sam­men­bruch auf­grund der fin­gier­ten To­des­nach­richt über­lebt, ver­steckt ihn Franz in einem Hun­ger­turm, wo er sei­nen Tod fin­den soll. Nach der Tot­er­klä­rung sei­nes Va­ters über­nimmt Franz die Herr­schaft im vä­ter­li­chen Schloss. Ama­lia, die er sich zur Frau neh­men will, bleibt stand­haft und er­fährt von Her­mann, den das schlech­te Ge­wis­sen plagt, dass Karl und sein Vater noch leben.

Als Räu­ber­haupt­mann kul­ti­viert Karl seine Vi­sio­nen vom ge­nia­len Kraft­men­schen und ver­strickt sich dabei in die Fall­stri­cke einer pro­ble­ma­ti­schen Selbst­jus­tiz. Dies führt je­doch nicht zu einem Ein­len­ken: Die Räu­ber ver­wei­gern es, ihren Haupt­mann an die statt­li­che Ob­rig­keit aus­zu­lie­fern, nach­dem ein Pater das An­ge­bot eines Ge­ne­ral­par­dons im Ge­spräch mit dem Haupt­mann un­ter­brei­tet. Karls Selbst­ver­ständ­nis als edler Räu­ber­haupt­mann, der für mehr so­zia­le Ge­rech­tig­keit kämp­fen will, wird den­noch er­schüt­tert. Karl pla­gen zeit­wei­se Ge­wis­sens­bis­se, da es etwa bei der Be­frei­ung des Räu­bers Rol­ler un­schul­di­ge Opfer gibt, und er er­kennt, dass er als „Un­ge­heu­er“ (III, 2) die na­tür­li­che Ord­nung der har­mo­ni­schen Welt stört. Fer­ner re­flek­tiert er, dass er den idyl­li­schen Frie­den sei­ner Kind­heits­jah­re, wo­nach er sich zu­rück­sehnt, als Ver­bre­cher nicht mehr wie­der­er­lan­gen kann.

Kos­ins­ky, der in die Räu­ber­ban­de auf­ge­nom­men wer­den will, er­zählt Karl, wie er seine Ge­lieb­te durch eine In­tri­ge an einen Fürs­ten ver­lo­ren hat. Karl er­kennt ge­rührt die Par­al­le­len zu sei­nem ei­ge­nen Schick­sal und rät Kos­ins­ky ab, auch Räu­ber zu wer­den. Karl selbst be­gibt sich dar­auf­hin ins vä­ter­li­che Schloss, um seine Ge­lieb­te wie­der­zu­se­hen. Er mas­kiert sich als frem­der Graf und er­fahrt so von Ama­lie, die ihn nicht er­kennt, dass man ihn für tot hält. Ihre Trau­er wer­tet Karl als An­zei­chen dafür, dass sie ihn noch immer liebt. Bald schöpft je­doch Franz Ver­dacht und be­auf­tragt den alten Die­ner Da­ni­el, den Karl äh­neln­den Gra­fen um­zu­brin­gen. Die­ser er­kennt indes im Gra­fen sei­nen Schütz­ling Karl an einer alten Narbe und be­rich­tet ihm, was wäh­rend sei­ner Ab­we­sen­heit ge­sche­hen ist. Dar­auf­hin gibt sich Karl Ama­lia beim ge­mein­sa­men Spiel auf der Laute zu er­ken­nen. Als er sei­nen aus­ge­mer­gel­ten alten Vater im Hun­ger­turm vor­fin­det, er­fährt er von den Mord­plä­nen Franz’, und dass der von Ge­wis­sens­bis­sen ge­plag­te Her­mann den hun­gern­den Vater heim­lich mit Was­ser und Brot ver­sorgt. Ent­setzt über die Bos­haf­tig­keit sei­nes Bru­ders be­auf­tragt er seine Räu­ber, ihm den Bru­der le­bend zur Be­stra­fung aus­zu­lie­fern. Der kalt­blü­ti­ge Franz be­geht je­doch, bevor die Räu­ber sei­ner hab­haft wer­den kön­nen, Selbst­mord. Die­sem geht ein Ge­spräch mit dem Pas­tor Moser vor­aus, der ihm die größ­ten Sün­den (Vater- und Bru­der­mord) vor­stellt, so dass ihn Ge­wis­sens­bis­se in Form von Träu­men vom Jüngs­ten Ge­richt pla­gen und er seine ni­hi­lis­ti­sche Welt­sicht in Frage ge­stellt sieht. Als der im Hun­ger­turm sit­zen­de, ge­schwäch­te Vater von Karl be­freit wird und er ihn un­wis­send über seine Iden­ti­tät seg­net, stirbt er, als er den für tot ge­glaub­ten Sohn Karl er­kennt und ent­deckt, dass er ein ehr­lo­ser Räu­ber­haut­mann ist.

Nach­dem fer­ner Karl von Ama­lia als ver­bre­che­ri­scher Räu­ber­haupt­mann er­kannt wird, tötet er zu­letzt seine stand­haf­te Ge­lieb­te. Ihren Tod stellt Karl als Opfer für seine Räu­ber dar, da er sei­nem Eid den Räu­bern ge­gen­über ge­recht wer­den will. Ab­schlie­ßend ver­ur­teilt er selbst­kri­tisch seine Taten als Räu­ber­haupt­mann und be­schließt, die durch ihn „be­lei­dig­te[n] Ge­set­ze“ und die „miss­han­del­te Ord­nung“ (V, 2) durch sein ei­ge­nes in­sze­nier­tes Selbstop­fer, seine Aus­lie­fe­rung an die Ge­richts­bar­keit, die ein Kopf­geld auf ihn aus­ge­setzt hat, wie­der gut zu ma­chen.

Text­aus­ga­ben:

Schil­ler, Fried­rich: Die Räu­ber. Ein Schau­spiel. An­mer­kun­gen von Chris­ti­an Grawe. Stutt­gart, durch­ge­se­he­ne Aus­ga­be 2001.

Schil­ler, Fried­rich: Die Räu­ber. In: Fried­rich Schil­ler. Sämt­li­che Werke. Auf Grund der Ori­gi­nal­dru­cke her­aus­ge­ge­ben von Ger­hard Fri­cke und Her­bert G. Göp­fert in Ver­bin­dung mit Her­bert Stu­ben­rauch. Ers­ter Band: Ge­dich­te / Dra­men I. Mün­chen 1980, 481-635.

Schil­ler: „Räu­ber“: Her­un­ter­la­den [pdf][184 KB]