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In­halt

Der Roman be­ginnt damit, dass der na­men­lo­se Er­zäh­ler den Prot­ago­nis­ten Jac­ques Aus­ter­litz in den 1960er Jah­ren in einem Bahn­hof in Ant­wer­pen trifft. Die bei­den, die sich immer wie­der zu­fäl­lig be­geg­nen, ent­wi­ckeln eine Freund­schaft, und Aus­ter­litz be­ginnt sei­ner neuen Be­kannt­schaft seine Le­bens­ge­schich­te zu er­zäh­len: Aus­ter­litz wurde als etwa fünf­jäh­ri­ges Kind von sei­nen El­tern wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs nach Wales eva­ku­iert. Er wird von sei­nen Pfle­g­el­tern von einem Bahn­hof ab­ge­holt und wächst bei ihnen auf, ohne über seine ei­ge­ne Her­kunft Be­scheid zu wis­sen.

Im Laufe der Hand­lung be­ginnt Aus­ter­litz, seine ei­ge­ne Fa­mi­li­en­ge­schich­te zu er­for­schen. Er ent­deckt, dass er als Kind jü­di­scher El­tern in Prag ge­bo­ren wurde und dass seine El­tern von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­folgt wur­den. Seine Mut­ter war Schau­spie­le­rin, wurde zu­nächst nach The­re­si­en­stadt de­por­tiert und schließ­lich in Ausch­witz er­mor­det; sein Vater, ein so­zi­al­de­mo­kra­ti­scher Po­li­ti­ker, konn­te zu­nächst nach Frank­reich flie­hen, doch ver­schwand er spur­los.

Aus­ter­litz reist nach Prag, be­sucht dort sein frü­he­res Kin­der­mäd­chen Věra, um mehr über seine Wur­zeln zu er­fah­ren: „Wir um­arm­ten uns, hiel­ten ein­an­der bei den Hän­den, um­arm­ten uns wie­der, ich weiß nicht, wie oft, bis Věra mich durch das dunk­le Ves­ti­bül in das Zim­mer führ­te, in dem alles ge­ra­de­so war wie vor bei­na­he sech­zig Jah­ren.“ Věra ent­hüllt suk­zes­si­ve die tra­gi­sche Ge­schich­te sei­ner Fa­mi­lie. Nach­dem er die Orte sei­ner Kind­heit be­sucht hat, kehrt er nach Eng­land zu­rück und bricht schließ­lich zu­sam­men: „In­mit­ten der ein­fachs­ten Ver­rich­tun­gen, beim Schnü­ren der Schuh­bän­der, beim Ab­wa­schen des Tee­ge­schirrs oder beim War­ten auf das Sie­den des Was­sers im Kes­sel, über­fiel mich diese schreck­li­che Angst. In kür­zes­ter Zeit trock­ne­ten die Zunge und der Gau­men mir aus, so als läge ich seit Tagen schon in der Wüste, muss­te ich schnel­ler und schnel­ler um Atem rin­gen, be­gann mein Herz zu flat­tern und zu klop­fen bis unter den Hals, brach mir der kalte Schweiß aus am gan­zen Leib, sogar auf dem Rü­cken mei­ner zit­tern­den Hand, und war alles, was ich an­blick­te, ver­schlei­ert von einer schwar­zen Schraf­fur.“

Der Roman ent­hält zahl­rei­che Re­fle­xio­nen über Ar­chi­tek­tur, Ge­schich­te und Er­in­ne­rung. Aus­ter­litz selbst ist Ar­chi­tek­tur­his­to­ri­ker, und seine Be­geg­nun­gen mit ver­schie­de­nen Orten und Ge­bäu­den lösen Ge­dan­ken über das Ver­ges­sen, die Ver­gan­gen­heit und das Wesen der Er­in­ne­rung aus.

Se­bald: „Aus­ter­litz“: Her­un­ter­la­den [pdf][204 KB]