Kein neues Menschenbild
- "Wir hätten also eigentlich schon Jahrhunderte lang Zeit gehabt, uns an den Preis einer Erkenntnis zu gewöhnen, die uns nicht erst die Hirnforschung gebracht hat, sondern die Teil unserer jüdisch-christlichen-abendländischen Tradition sind. Der von Metzinger postulierte »von der Hirnforschung herbeigeführte endgültige Zusammenbruch des metaphysischen Menschenbilds« gleicht also aus verschiedenen Gründen dem Warnruf vor einem imaginären Wolf: nicht die Hirnforschung bedroht unser Menschenbild, weil sie zum einen metaphysisch nichts Neues gebracht hat und zum anderen dieses Neue selber gar nicht begründen kann - dazu müsste die Hirnforschung selbst metaphysische Aussagen machen."
- "Der wahre »Preis der Selbsterkenntnis« besteht also nicht aus den Entdeckungen der Hirnforschung, sondern höchstens aus unserer eigenen geistigen Mühe, kritisch und reflektiert mit uns, der Welt und den wissenschaftlichen Entdeckungen in ihr umzugehen. Metzingers Forderung nach einer Neuroanthropologie stellen wir daher die Forderung nach einer Neurophilosophie entgegen, welche die »Erkenntnisse« der Neurowissenschaften sowie ihre impliziten Vorannahmen kritisch überprüft."
Stephan Schleim & Christina Aus der Au,
Selbsterkenntnis
hat ihren Preis
,
Gehirn&Geist 2006, Replik auf Metzingers
Der Preis
der Selbsterkenntnis
.