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M12 – M13

M12: Andreas Suchanek: Ökonomische Unternehmensethik: Vertrauen als Leitwert

Andreas Suchanek (geb. 1961) ist Volkswirt und Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik. Er gilt als Mitbegründer der Ökonomischen Unternehmensethik oder Interaktionsethik.

Tatsächlich lässt sich argumentieren, dass sich verantwortliches Verhalten als Investition

darstellen lässt, genauer als Investition in Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil. Aus gesellschaftlicher Sicht besteht der Grund für die Existenz von Unternehmen darin, dass durch sie eine effektivere gesellschaftliche Wertschöpfung möglich wird. Diese Wertschöpfung geschieht in Form einer Mehrzahl konkreter Kooperationen zum gegenseitigen Vorteil: mit Mitarbeitern, Kunden, Investoren, Zulieferern etc. Genau deshalb erweist sich Vertrauenswürdigkeit als Vermögenswert, der sich kurzgefasst dadurch manifestiert, dass niemand freiwillig mit einem Unternehmen kooperiert, dem er nicht vertraut.

  • Vertrauen senkt Transaktionskosten, das heißt die Kosten des Zustandekommens von Kooperationen, der Vertragsgestaltung und -durchsetzung, der Überwachung und Kontrolle etc.
  • Vertrauen stärkt die Gesinnung ebenso wie die Bindungen von Kunden, Mitarbeitern und anderen Stakeholdern
  • Vertrauen stärkt die Motivation von Mitarbeitern, erlaubt mehr Flexibilität und Freiräume, und beeinflusst Teamarbeit und deren Ergebnisse positiv
  • Vertrauen hilft, Konflikte rasch und konstruktiv zu lösen und erhöht die Akzeptanz von Entscheidungen
  • Vertrauen fördert Innovationsprozesse
  • Vertrauen entlastet davon, sich um ansonsten nötige Vorkehrungen, Absicherungen und anderes mehr kümmern zu müssen und reduziert Komplexität

Doch ist Vertrauen beziehungsweise Vertrauenswürdigkeit nicht kostenlos zu haben. Man muss in diesen Vertrauenswert investieren. Ebendarin besteht auch die Verantwortung des Unternehmers: in der Erfüllung legitimer Vertrauenserwartungen. Darin liegt zugleich eine Investition in die eigene Wertschöpfungsfähigkeit.

Diese Investitionen äußern sich vor allem in drei Grundsätzen:

  1. Dem Halten von Versprechen
  2. Der Einhaltung von Regeln
  3. Der Respektierung von moralischen Werten wie Respekt, Fairness oder Nachhaltigkeit

Suchanek, Andreas: Ökonomische Unternehmensethik, in: van Aaken, Dominik, Schreck, Philipp (Hrsg.): „Theorien der Wirtschafts- und Unternehmensethik“, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2015, S. 50-79, hier S. 59-62, stark gekürzt

Aufgaben (M12)

  1. Geben Sie kurz wieder, wie man Vertrauen erreichen kann und welche Folgen Vertrauen für ein Unternehmen haben kann.
  2. Erläutern Sie die Aussage „Vertrauensbildung ist eine Investition“ aus ethischer Perspektive.
  3. Ulrich Thielemann, der Autor von M10 behauptet, dass „Vertrauen“ ein höherer Wert für ein Unternehmen ist, als der Gewinn, den es macht. Es wäre also falsch, Vertrauensbildung als Investition zu sehen, sondern sie ist vielmehr eine Grundlage, die nicht mehr hinterfragt werden sollte. Erläutern und diskutieren sie seine These im Vergleich zu Suchaneks These.

M13: Peter Ulrich: Die integrative Unternehmensethik – Was sie nicht ist

Peter Ulrich (geb. 1948) war der erste Professor für Wirtschaftsethik an einer deutschsprachigen Wirtschaftsfakultät (ab 1987 in Sankt Gallen). Er gilt als Begründer einer „integrativen Wirtschaftsethik. Er tritt unter anderem für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein.

Korrektive Unternehmensethik: Hier steht Gewinnmaximierung so lange im Mittelpunkt, bis eine Grenze überschritten wird (zum Beispiel in Umweltschutzhinsicht, sozialer Hinsicht). Dieses Überschreiten wird dann mit Mitteln des Unternehmens korrigiert. Grundsätzlich wird an die Macht des Marktes geglaubt, so lange im Notfall korrigiert werden kann.

Karitative Unternehmensethik: Auch hier wird an die Macht des Marktes geglaubt. Allerdings sollen Gewinne teilweise gesellschaftlich relevanten Zwecken zukommen, die nichts unmittelbar mit dem Unternehmen zu tun haben.

Instrumentalistische Unternehmensethik: Hier wird ethisches Verhalten zur Geschäftsstrategie: „Sound ethics is good business in the long run“. Es gilt: Rücksichtnahme auf andere ist solange Gebot, solange es dem Unternehmen nützt.

Nach: Ulrich, Peter: Unternehmensethik – integrativ gedacht. Was ethische Orientierung für die gute Unternehmensführung bedeutet. In: van Aaken, Dominik, Schreck, Philipp (Hrsg.): „Theorien der Wirtschafts- und Unternehmensethik“, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2015, S.237-262, hier Seite 244.

Aufgaben (M13)

  1. Erläutern Sie die unterschiedlichen Ansätze anhand eines oder mehrerer Beispiele.
  2. Ordnen Sie die Position von Suchanek (M13) in dieses Raster ein.
  3. Laut Ulrich sind alle diese Ansätze (die so in Reinform wohl nie existieren) moralisch und ökonomisch unbefriedigend. Erläutern Sie, was sich gegen sie anführen ließe.

 

Umsetzungsbeispiel Unternehmensethik: Herunterladen [docx][77 KB]

Umsetzungsbeispiel Unternehmensethik: Herunterladen [pdf][323 KB]

 

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