Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Rolle des Got­tes­glau­bens für Ho­lo­caust-Über­le­ben­de

Das Bild zeigt ein Schwarz-Weiß-Porträt von Roman Cycowski. Er ist von der Seite zu sehen, mit geschlossen Augen und einem nachdenklichen Ausdruck.

Roman Cy­cow­ski (1901-1998 │ Kan­tor, Mit­glied der Co­me­di­en Har­mo­nists)

Was ist das für ein Gott, der Ausch­witz zu­ge­las­sen hat? […] Ich habe meine Schwes­ter, die in Ausch­witz war, das­sel­be ge­fragt. Sie muss­te zu­se­hen, wie mein jün­ge­rer Bru­der auf die linke Seite hin­über­ge­schickt wor­den ist und wie sie ihn zur Gas­kam­mer ge­führt haben. Dar­un­ter hat sie ihr gan­zes Leben lang ge­lit­ten. Ich habe sie ge­fragt: Glaubst du noch immer an Gott? Und sie hat ge­sagt: Ich glau­be heute noch mehr als frü­her. Weil ich Dinge ge­se­hen habe, die nur von Gott kom­men kön­nen. Das waren ihre Worte. Dass meine Schwes­ter und ich noch am Leben sind, ist auch ein Wun­der.


Das Bild zeigt ein Schwarz-Weiß-Porträt von Ida Ehre. Sie ist frontal abgebildet und hält in ihrer rechten Hand eine Tasse. Ihre linke Hand berührt ihre Stirn, was einen nachdenklichen Ausdruck vermittelt.

Ida Ehre (1900-1989│Schau­spie­le­rin und Re­gis­seu­rin)

Wieso hat Gott, wenn er all­mäch­tig ist, etwas so Schreck­li­ches wie Ausch­witz zu­ge­las­sen? […] Ich habe dazu nur ein­fa­che Ge­dan­ken. […] [V]iel­leicht woll­te Gott der Welt be­wei­sen, dass das jü­di­sche Volk, auch wenn man es so de­zi­miert, die Kraft haben wird, wie­der das zu wer­den, was es ein­mal war. Viel­leicht woll­te er das Volk auch prü­fen, und er hat sich ge­dacht, es ist zu groß und hoch­mü­tig ge­wor­den. Es sind so viele au­ßer­or­dent­li­che, be­gna­de­te Men­schen aus die­sem Volk her­vor­ge­gan­gen, dass Gott sich ge­sagt haben mag, ich will sehen, ob es einer sol­chen Prü­fung stand hält


Das Bild zeigt ein Schwarz-Weiß-Porträt von Heinz Galinski. Er sitzt und trägt einen Anzug mit Krawatte. Er hat eine Brille auf und seine Hände ruhen auf einem Tisch. Sein Gesichtsausdruck ist von einger gewissen Ernsthaftigkeit geprägt.

Heinz Ga­l­in­ski(1912-1992│1. Prä­si­dent des Zen­tral­ra­tes der Juden in Dt.)

Dass Sie über­lebt haben, war ja eine ans Wun­der­ba­re gren­zen­de Aus­nah­me. Sehen Sie das auch unter einem re­li­giö­sen As­pekt? […] Ich habe in Ausch­witz nicht einen Mo­ment daran ge­zwei­felt, dass es Gott gibt. Es war uns be­kannt, wann Jom Kip­pur und an­de­re jü­di­sche Fei­er­ta­ge waren. Dann haben zwei Drit­tel der Häft­lin­ge an einer stil­len Ecke ge­be­tet. […] Das re­li­giö­se Be­wusst­sein war in die­ser schwers­ten Zeit mei­ner Be­dräng­nis der ein­zi­ge Halt im Lager: die Hoff­nung, dass Gott es letz­ten Endes nicht zu­las­sen kann und wird, dass hier ein gan­zes Volk aus­ge­rot­tet wird.


(Aus: Her­lin­de Ko­elbl: Jü­di­sche Por­träts. Pho­to­gra­phi­en und In­ter­views, Frank­furt a.M. (Fi­scher) 1989, S. 49, 53f., 76 (ge­kürzt und der neuen Recht­schrei­bung an­ge­passt) © 1989 S. Fi­scher Ver­lag; Ab­druck der Fo­to­gra­fi­en mit freund­li-cher Ge­neh­mi­gung der Au­to­rin.)

Um­set­zungs­bei­spiel Re­li­gi­on und Re­li­gi­ons­kri­tik: Wo war Gott in Ausch­witz?: Her­un­ter­la­den [docx][3 MB]

Um­set­zungs­bei­spiel Re­li­gi­on und Re­li­gi­ons­kri­tik: Wo war Gott in Ausch­witz?: Her­un­ter­la­den [pdf][1 MB]