Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

sehr gut

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Graf Kuno von West­arp cha­rak­te­ri­siert die So­zi­al­de­mo­kra­ten in sei­ner Reichs­tags­re­de im Ja­nu­ar 1913 als eine Par­tei, die auf eine ge­walt­sa­me Ver­än­de­rung der be­ste­hen­den po­li­ti­schen Ver­hält­nis­se ab­zie­le.
Graf von West­arp hält die So­zi­al­de­mo­kra­tie für wenig ver­trau­ens­voll, da sie ent­ge­gen ihrer Be­haup­tung eine Re­vo­lu­ti­on wolle (Z. 10f.). Die So­zi­al­de­mo­kra­tie gren­ze sich ganz klar von den üb­ri­gen Par­tei­en ab und eine Zu­sam­men­ar­beit sei nicht mög­lich und auch nicht er­wünscht (Z. 2ff.). Wegen der „Staats­ge­fähr­lich­keit der So­zi­al­de­mo­kra­tie“ for­dert von West­arp, eine star­ke und ein­deu­ti­ge Stel­lung der SPD ge­gen­über zu be­zie­hen. Zu­nächst for­dert er den Reichs­kanz­ler und des­sen Ver­tre­ter auf, immer daran fest­zu­hal­ten, dass ein So­zi­al­de­mo­krat nie­mals Staats­be­am­ter sein könne. Ein Be­am­ten­ver­trag sei unter an­de­rem ein Treue­eid an den König und ein sol­cher Eid sei mit der Zu­ge­hö­rig­keit zur SPD un­ver­ein­bar (Z. 11ff.) Dann rich­tet Graf von West­arp seine For­de­run­gen an die Be­hör­den des Rei­ches und der Län­der: Auch die Be­hör­den dürf­ten in kei­nem Falle von die­sem Grund­satz ab­wei­chen. An­dern­falls, be­fürch­tet er, könn­te es der SPD ge­lin­gen, Sym­pa­thie bei der Be­völ­ke­rung und im Be­am­ten­tum zu er­lan­gen (Z. 19ff.). Zu­letzt for­dert er die bür­ger­li­chen Par­tei­en und die Reichs­ge­setz­ge­bungs­fak­to­ren auf, „Schrit­te gegen die Ge­walt­herr­schaft der So­zi­al­de­mo­kra­tie“ zu un­ter­neh­men (Z. 26). Er for­dert also, ge­setz­lich hart gegen die So­zi­al­de­mo­kra­tie vor­zu­ge­hen. Dies sei die Pflicht der bür­ger­li­chen Par­tei­en, denn man könne es nicht län­ger dul­den, dass ein „Staat im Staa­te mit Ge­walt­herr­schaft“ re­gie­re (Z. 32).
Graf Kuno von West­arp be­ur­teilt die So­zi­al­de­mo­kra­tie als etwas durch­aus Ne­ga­ti­ves und die kai­ser­li­che Ord­nung Ge­fähr­den­des. Diese kon­ser­va­ti­ve Hal­tung spie­gelt sich nicht nur in der Tat­sa­che, dass er der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der Deutsch-Kon­ser­va­ti­ven Par­tei ist. Mit sei­ner For­de­rung, ge­setz­lich gegen die SPD vor­zu­ge­hen, steht er in di­rek­ter Ver­bin­dung mit dem kai­ser­treu­en Bis­marck, der die So­zi­al­de­mo­kra­ten be­reit 1878 per Ge­setz mas­siv ein­schränk­te.

Kom­men­tar:
Der Text ist nach Be­ur­tei­lung und For­de­rung struk­tu­riert.
Die von der Auf­ga­ben­stel­lung ge­for­der­ten In­hal­te sind selbst­stän­dig und fast voll­stän­dig her­aus­ge­ar­bei­tet. Die For­de­run­gen wer­den stets mit Ar­gu­ment be­grün­det. Al­ler­dings fällt die Be­ur­tei­lung der So­zi­al­de­mo­kra­tie etwas knapp aus. So fehlt die Ar­gu­men­ta­ti­on, dass eine Par­tei, die die Re­pu­blik an­stre­be, not­wen­di­ger­wei­se zum Mit­tel der Ge­walt grei­fen müsse, selbst wenn sie dies ab­strei­te (Z. 4-10). Die wich­ti­gen Text­pas­sa­gen sind auf­ge­nom­men. Zi­ta­te sind sinn­voll aus­ge­wählt. (Der Text­be­zug wird durch Be­le­ge deut­lich ge­macht. [Darf nach ak­tu­el­lem Stand nicht Ge­gen­stand der Be­wer­tung sein.])
Sprach­lich rich­ti­ge und klare Aus­drucks­wei­se. Kor­rek­te Hand­ha­bung der Re­de­wie­der­ga­be.
Der Schü­ler leis­tet im letz­ten Teil der Auf­ga­be eine über die Auf­ga­ben­stel­lung hin­aus­ge­hen­de his­to­ri­sche Ein­ord­nung, die sein Text­ver­ständ­nis un­ter­streicht.
Ein­schät­zung: sehr gut (14 NP) => 8 VP