Didaktische Hinweise
Merkmale kompetenzorientierten Unterrichtens
(nach Andreas Feindt 1 und Sliwka)
- Lernende sollten gezielt in ihrem individuellen Lernprozess unterstützt und begleitet werden. Der Aufbau einer Kompetenz vollzieht sich in qualitativ unterscheidbaren Stufen. Daher ist es zu Beginn des Lernprozesses erforderlich, sich einen systematischen Überblick über die verschiedenen Lernausgangslagen zu verschaffen und mit Individualität sensibel umzugehen.
- In den Mittelpunkt des Unterrichts rückt der individuelle Kompetenzerwerb des Lernenden. Dabei sind ein ausgewogenes Verhältnis von Instruktion und Konstruktion hilfreich. Grundlage dafür ist, dass der Lernende im Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen aktiv in das eigene Lernen einbezogen wird.
- Für einen nachhaltigen Kompetenzaufbau bedarf es einer vertikalen und einer horizontalen Vernetzung von Wissen und Fähigkeiten. SuS müssen einerseits die rote Linie erkennen und andererseits erworbenes Wissen anwendungsbezogen in bestimmte Kontexte transferieren können.
- Vom Erwerb einer Kompetenz kann man dann sprechen, wenn SuS erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie ihr kognitives Wissen „ in unbekannten Situationen anwenden “ 2 können. Daher bilden Übung und Training wichtige Voraussetzungen für den Kompetenzerwerb.
- Für den Lernerfolg ist die kognitive Aktivierung, die Herausforderung, erworbenes Wissen aktiv und kreativ einzusetzen, ein wichtiger Faktor. Dazu müssen „ Situationen des Erkundens, Entdeckens und Erfindens geschaffen werden “ 3 . Es sind dazu Herausforderungen zu stellen und damit verbunden erwartbare Leistungen.
- Kompetenz zeigt sich nicht im „ luftleeren Raum“ 4 , sondern nur als Performanz in konkreten Situationen, in denen sie zur Anwendung kommt. Im Unterricht sollen daher Anforderungssituationen formuliert werden, die zugleich Anwendungssituationen sind und das Einbringen von Kompetenzen zur Lösung verlangen.
- Eine große Rolle spielt dabei, dass Lernen als sozialer Prozess verstanden wird. Daher sind lernförderliche Sozialsituationen zu schaffen, die die Bereitschaft und die Notwendigkeit zum Lernen motivieren.
Nachhaltigkeit erreichen
Aus dem soeben Dargelegten wird deutlich, dass kompetenzorientierter Unterricht prozesshaft zu verstehen ist. Kompetenzen bilden sich langsam aus und müssen in unterschiedlichen Unterrichtssituationen immer wieder neu eingefordert, aktiviert und weiterentwickelt werden. Von besonderer Bedeutung ist es also, diese Nachhaltigkeit zu erreichen, damit SuS ihre erworbenen Kompetenzen sowohl sach- und situationsgerecht als auch problemlösend anwenden können. Erst wenn dies geleistet wird, kann man von einem Kompetenzerwerb ausgehen – wissend, dass sich die Kompetenz hier nur in ihrer Performanz nachweisen lässt.
Für den RU ist das Erreichen von Nachhaltigkeit elementar wichtig – zumal es hier um Lerninhalte geht, die den SuS nicht unmittelbar einleuchtend sind bzw. deren Lebensrelevanz, die für den Lernerfolg wichtig ist, angesichts des Traditionsabbruchs, nicht mehr gegeben ist.
Gnandt
identifiziert für nachhaltiges Lernen im RU daher folgende grundlegende Aspekte, die konstitutiv im Unterricht umgesetzt werden müssen:
- für SuS muss das Thema nachvollziehbar bedeutsam sein
- Vorwissen muss berücksichtigt werden
- SuS sollte viel Raum zur Selbstorganisation und Selbstbeteiligung eingeräumt werden
- transparente Anknüpfung an das Bisherige und Offenlegung gesetztes Ziele
- Reflexion der Arbeits- und Lernprozesse
- Einübung und Vernetzung von Grundwissen
- Übergreifende Vernetzungen offenlegen
- Wiederholungselemente bewusst einsetzen
Als ein zentrales Element Nachhaltigkeit transparent und kognitiv aktivierend zu erreichen, helfen die 10 Säulen des Christentums und die großen Fragen, auf die die biblischen Texte antworten. Durch diese zwei Bausteine soll die vertikale und horizontale Vernetzung von Grundwissen mit dem Ziel übergeordnete Texturen zu erkennen geleistet werden. Genau dieser Gedanke wird bei der Vorstellung und Kontextualisierung der Lernsequenz genau aufgegriffen.
Heterogenität berücksichtigen
Aus dem soeben Dargelegten ergibt sich angesichts der zunehmend heterogenen Schülerschaft, forciert auch durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung und der ausgeprägten Spreizung zwischen religiös-interessiert bzw. kirchlich-gebunden SuS und religiös-distanzierten SuS, die Notwendigkeit, die Heterogenität zu berücksichtigen. Dies ist auch aus pädagogisch-didaktischen Gründen zwingend gegeben: Berücksichtigung von Individualität als Beitrag zum Kompetenzerwerb.
1 Vgl. Andreas Feindt, „Kompetenzorientierter Unterricht – wie geht das?“, in: Friedrich Jahresheft 2010, 85-89.
Umsetzungsbeispiel: Steig vom Baum herab:
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