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3.2.1 Denk- und Ar­beits­wei­sen in NwT: Sys­te­me und Pro­zes­se

Die Stan­dards der in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen be­gin­nen mit dem Be­reich „Sys­te­me und Pro­zes­se“. An den vie­len im NwT-Un­ter­richt the­ma­ti­sier­ten Sys­te­men und Pro­zes­sen sol­len die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ler­nen, in Sys­te­men und Pro­zes­sen abs­trakt zu den­ken. Sys­tem­den­ken er­mög­licht ihnen, kom­ple­xe An­ord­nun­gen in Na­tur­wis­sen­schaft wie Tech­nik ge­schickt in Teil­sys­te­me zu un­ter­tei­len und so zu ver­ste­hen. Ein Sys­tem bzw. Teil­sys­tem kann in sei­nen „äu­ße­ren Funk­tio­nen“ un­ab­hän­gig von der „in­ne­ren Funk­ti­ons­wei­se“ als so­ge­nann­te Black-Box ver­stan­den wer­den (vgl. VDI 2222):

Systemdenken

zum Bei­spiel „mo­bi­ler Elek­tro­ly­seur“:

Systemdenken Beispiel

Diese Dar­stel­lung liegt auch den in­halt­li­chen Stan­dards des Bil­dungs­plans zu­grun­de, wes­halb er nach dem Be­reich „Sys­te­me und Pro­zes­se“ in Be­rei­che mit Bezug zu „En­er­gie­strö­men“, „Stoff­strö­men“ und „In­for­ma­ti­ons­strö­men“ ge­glie­dert ist.

(1) Sys­te­me ana­ly­sie­ren und durch Sys­tem­gren­zen und Teil­sys­te­me be­schrei­ben (zum Bei­spiel Le­be­we­sen, Ma­schi­nen, Son­nen­sys­tem)

Sys­tem­gren­zen un­ter­schei­den zwi­schen dem Äu­ße­ren eines Sys­tems und sei­nem In­ne­ren. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ler­nen, zwi­schen äu­ße­ren Wir­kun­gen und Ei­gen­schaf­ten (den sog. „äu­ße­ren Funk­tio­nen“) eines Sys­tems und des­sen in­ne­rer Ar­beits­wei­se (der sog. „in­ne­ren Funk­tio­nen“) zu un­ter­schei­den.

Un­ter­richt­lich wer­den sich hier bei jedem Cur­ri­cu­lum zahl­rei­che Be­zü­ge er­ge­ben, zum Bei­spiel die Be­trach­tung einer ein­zel­nen Zelle, eines Ver­suchs­auf­baus, einer Ma­schi­ne, eines Öko­sys­tems, einer Stadt oder des Son­nen­sys­tems. Die Dar­stel­lung eines Sys­tems aus Teil­sys­te­men kann gra­fisch z. B. als Block­schalt­bild er­fol­gen.

(2) En­er­gie-, Stoff- und In­for­ma­ti­ons­strö­me zwi­schen Teil­sys­te­men er­klä­ren (zum Bei­spiel Treib­haus­ef­fekt, Stoff­wech­sel, GPS)

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler sol­len Sys­te­me in Teil­sys­te­me zer­le­gen, um die in­ne­re Funk­ti­ons­wei­se des Ge­samt­sys­tems durch En­er­gie-, Stoff und In­for­ma­ti­ons­strö­me zwi­schen den Teil­sys­te­men zu be­schrei­ben.

In der Regel wird bei einem Sys­tem der „En­er­gie­strom“, der „Stoff­strom“ oder der „In­for­ma­ti­ons­strom“ do­mi­nie­ren. So kön­nen bei­spiels­wei­se bei der Be­trach­tung des Treib­haus­ef­fekts En­er­gie­strö­me, bei der Be­trach­tung des Stoff­wech­sels und von Wind­sys­te­men Stoff­strö­me und bei der Be­trach­tung eines GPS-Emp­fän­gers In­for­ma­ti­ons­strö­me im Vor­der­grund ste­hen. Davon aus­ge­hend be­ginnt man dann, die an­de­ren Strö­me zu ana­ly­sie­ren und so das Sys­tem näher zu ver­ste­hen.

Häu­fig sind auch zwei der drei Grö­ßen mit­ein­an­der ge­kop­pelt: Bei­spiels­wei­se sind beim Stoff­wech­sel oder Vor­gän­gen der At­mo­sphä­re En­er­gie- und Stoff­strö­me ver­bun­den, Bo­ten­stof­fe sind ein Bei­spiel für die Ver­knüp­fung von Stoff- und In­for­ma­ti­ons­strö­men, ein klas­si­scher Laut­spre­cher er­hält über das Laut­spre­cher­ka­bel In­for­ma­ti­on und En­er­gie ge­kop­pelt.

(3) Wech­sel­wir­kun­gen (po­si­ti­ve und ne­ga­ti­ve Rück­kopp­lung) zwi­schen Teil­sys­te­men be­schrei­ben (zum Bei­spiel Atem­fre­quenz­an­pas­sung, che­mi­sches Gleich­ge­wicht, Dreh­zahl­re­ge­lung, Kli­ma­wan­del)

Kenn­grö­ßen ver­schie­de­ner Teil­sys­te­me ste­hen in vie­len Fäl­len in „selbst ver­stär­ken­den“ (po­si­ti­ve Rück­kopp­lung bzw. Mit­kopp­lung) oder „selbst schwä­chen­den“ (ne­ga­ti­ve Rück­kopp­lung bzw. Ge­gen­kopp­lung) di­rek­ten oder in­di­rek­ten Ab­hän­gig­kei­ten zu­ein­an­der. Bei­spiels­wei­se wirkt er­höh­ter Sau­er­stoff­be­darf po­si­tiv rück­kop­pelnd auf die Atem­fre­quenz. Im Räu­ber-Beute-Mo­dell wirkt die Räu­ber­zahl ne­ga­tiv rück­kop­pelnd auf die Zahl der Beu­te­tie­re.

(4) Ver­än­de­run­gen in Sys­te­men als Pro­zes­se be­schrei­ben (Pro­zess­schritt, Teil­pro­zess, Ein­ga­be-Ver­ar­bei­tung-Aus­ga­be-Prin­zip)

Pro­zess­den­ken er­mög­licht den Schü­le­rin­nen und Schü­lern, kom­ple­xe Vor­gän­ge in (ggf. zu­ein­an­der par­al­le­le) Teil­pro­zes­se und diese in ein­zel­ne Pro­zess­schrit­te zu un­ter­tei­len und so zu ver­ste­hen.

Das im Stan­dard ge­nann­te Ein­ga­be-Ver­ar­bei­tungs-Aus­ga­be-Prin­zip (EVA-Prin­zip) ist der Grund­typ des Pro­zes­ses zur Si­gnal­ver­ar­bei­tung und be­schreibt die Rei­hen­fol­ge, in der Si­gna­le ver­ar­bei­tet wer­den: In­for­ma­ti­on wird ein­ge­ge­ben, ver­ar­bei­tet und an­de­re In­for­ma­ti­on wird wie­der aus­ge­ge­ben.

(5) Teil­sys­te­me durch ihre äu­ße­ren Funk­tio­nen be­schrei­ben (Black-Box-Den­ken; zum Bei­spiel Sin­nes­zel­le, Bat­te­rie)

In vie­len Fäl­len ge­nügt es im NwT-Un­ter­richt Teil­sys­te­me zu­nächst als Black-Box zu be­han­deln und sie nur durch ihre äu­ße­ren Funk­tio­nen zu be­schrei­ben. So kön­nen sie im Un­ter­richt be­reits ver­wen­det wer­den, noch bevor die ein­zel­nen na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­pli­nen deren in­ne­re Funk­ti­ons­wei­se un­ter­su­chen oder er­klä­ren. Neben Sin­nes­zel­le oder Bat­te­rie ist das bei­spiels­wei­se auch bei Halb­lei­ter­bau­ele­men­ten in der Elek­tro­nik oder bei So­lar­zel­len der Fall.

Ein Kenn­zei­chen tech­ni­schen Den­kens ist es, die Kom­ple­xi­tät von Fra­ge­stel­lun­gen ziel­ge­rich­tet zu re­du­zie­ren, indem Teil­sys­te­me ge­trennt be­trach­tet und ge­prüft wer­den und dann ohne die Be­trach­tung in­ne­rer Funk­tio­nen viel­fäl­tig ge­nutzt wer­den.

 

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Wei­ter zu 3.2.1 En­er­gie und Mo­bi­li­tät