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Lukas Bär­fuss Par­zi­val (2010)

Emp­feh­lung für die Ori­en­tie­rungs­stu­fe und das Ba­sis­fach

Kurz­in­for­ma­ti­on

Lukas Bärfuss, Kurator des FORUMS beim Münchner Literaturfest 2023. Begrüßung bei den Veranstaltungen

Lu­kas_Bär­fuss,_Be­grü­ßun­g_beim_­Münch­ner_­Li­te­ra­tur­fes­t_2023.jpg von Amrei-Marie (Own work) [CC BY-SA 4.0] via Wi­ki­me­dia

Lukas Bär­fuss’ Thea­ter­stück Par­zi­val greift die zen­tra­le Hand­lung des gleich­na­mi­gen mit­tel­hoch­deut­schen Vers­ro­mans von Wolf­ram von Eschen­bach (ca. 1200) auf. Von der Mut­ter in ein Nar­ren­kleid ge­steckt, be­geg­net Par­zi­val der Welt zu­nächst als nai­ver Tor und so­lip­sis­ti­scher Strei­ter. Es ver­ge­hen viele Jahre, bis er sich mehr oder we­ni­ger si­cher in der Welt zu be­we­gen weiß und dem rit­ter­li­chen Ideal na­he­kommt. Seine Nai­vi­tät bleibt nicht fol­gen­los. Er scha­det un­ge­wollt an­de­ren Men­schen und bringt sie in un­heil­vol­le Si­tua­tio­nen. Beim ers­ten Auf­tritt am Ar­tus­hof ver­fällt er in Schwei­gen, als An­for­tas ihn fle­hend um Er­lö­sung bit­tet. Erst nach vie­len Irr­we­gen und wenig ziel­füh­ren­den Bil­dungs­an­läu­fen ge­langt er ein zwei­tes Mal an den Hof des lei­den­den Grals­kö­nigs, um ihn end­lich die er­lö­sen­de Mit­leids­fra­ge zu stel­len, die er bei der ers­ten Be­geg­nung nicht aus­zu­spre­chen ver­moch­te. Bär­fuss’ In­ter­es­se, sich dem Par­zi­val-Stoff wie­der zu wid­men und neu zu ak­zen­tu­ie­ren, gilt dabei vor allem der Frage, wie sich die un­güns­ti­ge Ver­ket­tung von ver­schie­de­nen Sta­tio­nen in­ner­halb der So­zia­li­sa­ti­ons­ge­schich­te des Par­zi­val doch noch zu einem un­er­war­te­ten Hö­he­punkt stei­gern kann. Par­zi­val re­üs­siert ohne we­sent­li­ches ei­ge­nes Zutun und – zu­min­dest in Bär­fuss’ Drama – ohne er­kenn­ba­re Ent­wick­lung der Per­sön­lich­keit. Wie er im ent­schei­den­den Mo­ment doch das Rich­ti­ge fragt und Mit­leid zei­gen kann, bleibt ein Rät­sel. Bär­fuss lässt offen, ob es denn nun au­ßer­ge­wöhn­li­chem Starr­sinn, Be­harr­lich­keit, hö­he­re Ge­rech­tig­keit, Gnade oder ein­fach Glück und Zu­fall ge­we­sen sind, die Ret­tung er­mög­licht haben. Am Ende des Dra­mas stellt er dem Pu­bli­kum eine ein­fa­che, an Brecht er­in­nern­de Frage: „Warum?“

Text­aus­ga­be:

Lukas Bär­fuss: Par­zi­val. In: Lukas Bär­fuss: Ma­la­ga. Par­zi­val. Zwan­zig­tau­send Sei­ten. Göt­tin­gen 2012, 49-122.

Bär­fuss „Par­zi­val“: Her­un­ter­la­den [pdf][182 KB]

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