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Di­dak­ti­sche Hin­wei­se & Ver­net­zung

Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Auf die Frage, wel­che 10 oder 12 Werke deut­sche Ab­itu­ri­en­ten ge­le­sen haben soll­ten, nann­te Reich-Ra­ni­cki in einem Spie­gel-Ge­spräch im Jahre 2001 ohne zu zö­gern Goe­thes Die Lei­den des jun­genWer­t­hers. Der Brief­ro­man, der in be­son­de­rer Weise das Le­bens­ge­fühl jün­ge­rer Ge­ne­ra­tio­nen aus­drückt, ge­hört zum klas­si­schen Schul­ka­non und kann im Zu­sam­men­hang mit der Li­te­ra­tur des Sturm und Drang und der Emp­find­sam­keit be­han­delt wer­den. Ge­ra­de Wer­t­hers Be­zie­hung zur Natur kann für heu­ti­ge junge Le­se­rin­nen und Leser eben­so in­ter­es­sant sein wie das Auf­be­geh­ren gegen ein­schrän­ken­de Re­geln und Kon­ven­tio­nen und die Lie­bes­the­ma­tik. Mit der Sui­zid-The­ma­tik soll­te bei Be­darf be­son­ders sen­si­bel um­ge­gan­gen wer­den. Ein Hin­weis auf die the­ra­peu­ti­sche Wir­kung des Schrei­bens sei­nes Brief­ro­mans für Goe­the kann in die­sem Zu­sam­men­hang sinn­voll sein.

In der Un­ter­richts­ein­heit soll­ten so­wohl

  • the­ma­ti­sche und mo­ti­vi­sche Blö­cke (Na­tur­er­fah­rung und ihr Wan­del, Pan­the­is­mus, Lie­bes­the­ma­tik, z.B. pla­to­ni­sche Liebe vs. ero­ti­sche Liebe, Selbst­mord­mo­tiv, Ver­hält­nis Frei­heit vs. Not­wen­dig­keit/Re­geln, Kunst/Künst­ler: Wer­t­hers Un­fä­hig­keit, seine Ein­drü­cke in Zeich­nun­gen aus­zu­drü­cken),

  • li­te­ra­tur­his­to­ri­sche Be­zü­ge (Ge­nie­äs­the­tik, Lyrik des Sturm und Drang und der Emp­find­sam­keit),

  • in­ter­tex­tu­el­le Be­zü­ge (wie z.B. Homer, Klopstocks Früh­lings­fei­er, Les­sings Emi­lia Ga­lot­ti),

  • die Fi­gu­ren­kon­stel­la­ti­on ins­be­son­de­re Wer­t­her, Lotte und Al­bert, Wer­t­hers Ent­wick­lung, Wer­t­hers Ver­hält­nis zur Ge­sell­schaft, Wer­t­her und die Kin­der,

  • die ein­ge­scho­be­nen Epi­so­den (Ge­schich­te vom Bau­ern­bur­schen, Blu­men­su­cher, er­trun­ke­nes Mäd­chen, Nuss­bäu­me und Pfar­re­rin, ei­fer­süch­ti­ger Lieb­ha­ber der Pfar­rers­toch­ter),

  • die Er­zähl­form (Brief­ro­man, Funk­ti­on des Her­aus­ge­bers, Spra­che (z.B. Ver­gleich von Wer­t­hers ge­fühls­be­ton­ter Spra­che, wie sie für die Li­te­ra­tur des Sturm und Drang ty­pisch ist, mit der sach­lich-nüch­ter­nen und sehr mo­dern an­mu­ten­den Dar­stel­lung des Endes durch den fik­ti­ven Her­aus­ge­ber) be­han­delt

  • als auch ein­zel­ne zen­tra­le Text­stel­len (z. B. Brief vom 10. Mai, Ver­gleich mit Brief vom 18. Au­gust, Dis­kus­si­on über Selbst­mord zwi­schen Al­bert und Wer­t­her vom 12. Au­gust) in­ter­pre­tiert wer­den.

  • Die Re­zep­ti­on(Wer­t­her-Fie­ber)

be­han­delt wer­den.

Ver­net­zung

  • Li­te­ra­tur des Sturm und Drang und der Emp­find­sam­keit

  • Ul­rich Ple­nz­dorf: Die neuen Lei­den des jun­gen W.(1972)

  • F. G. Klopstock: Die Früh­lings­fei­er(1759)

  • G. E. Les­sing: Emi­lia Ga­lot­ti (1772)

  • E. T. A. Hoff­mann: Der Sand­mann (1816) (Kon­traf­ak­tur auf den Wer­t­her)

  • Tho­mas Mann : Lotte in Wei­mar (1939)

  • Jo­hann Wolf­gang Goe­the: Faust I (1808)

Text­aus­ga­ben:

Jo­hann Wolf­gang Goe­the: Die Lei­den des jun­gen Wer­t­her. Stutt­gart, durch­ge­se­he­ne Aus­ga­be 1986 (1948).

Jo­hann Wolf­gang Goe­the: Die Lei­den des jun­gen Wer­t­her. In: Ham­bur­ger Aus­ga­be in 14 Bän­den, Band 6. Hrsg. v. Erich Trunz. Mün­chen, über­ar­bei­te­te Aus­ga­be 1996 (1981).

Pro­jekt Gu­ten­berg: Pro­jekt Gu­ten­berg

Goe­the: „Wer­t­her“: Her­un­ter­la­den [pdf][204 KB]