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Lernstandserhebung Janine

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


Lernstandserhebungen mit SuS-Äußerungen zu verschiedenen Anforderungssituationen


Bezugs-Kompetenz

Schülerinnen und Schüler können Grundzüge des Glaubens an Gott argumentativ entfalten. (Bildungsplan 2004; Kursstufe Dimension Gott)


Anforderungssituation „Janine“

1. Kommentar zur Anforderungssituation Janine

  • Janine wurde durch die Jugendstudie von Hans Georg Ziebertz, Boris Kalbheim und Ulrich Riegel bekannt gemacht [1] und hat schon einige religionspädagogische Aufmerksamkeit gefunden. [2] Sie ist eine von 21 Jugendlichen aus Gymnasien in Unterfranken und besucht die zehnte oder elfte Klasse. Janine ist im Jahr des Interviews 17 Jahre alt. [ 3] Die Aufmerksamkeit kann als Vermutung verstanden werden, dass hier exemplarische Momente des Gottesbildes heutiger Jugendlicher zum Ausdruck kommen.

  • Die Aussagen von Janine sind ein Teil eines „problemzentrierten“ Interviews, das durch einen Leitfaden gestützt ist. Dieser Leitfaden sollte „einem dreifachen Anspruch genügen: er sollte erstens die Persönlichkeitsmerkmale der Befragten hervortreten lassen, er sollte zweitens die Aufmerksamkeit auf funktionale Formen von Religiosität lenken, wie sie in Theorien von Luckman, Luhmann, Soeffner und Oevermann zum Ausdruck kommen, und er sollte drittens explizite substantielle Aspekte von Religion aufgreifen.“ [4] In den folgenden Aussagen geht es um die expliziten substantiellen Aspekte von Religion. [ 5] (gekürzter Text von H. Rupp)


2. 
Anforderungssituation

  • Frage: Glaubst du an Gott?
  • Janine: Also ich denk' schon, dass jeder Mensch von einer höheren Macht begleitet wird, die ihn beschützt und in gewissen Dingen auch leitet.
  • Frage: Ist das der Gott der Bibel?
  • Janine: Ich würde nicht sagen, dass es einen Gott für alle Menschen gibt. Ich glaub, dass jeder seinen Gott für sich selbst definieren muss, und wenn man das getan hat, würde ich das auch nicht mehr unbedingt „Gott“ nennen, weil, je nachdem, wie man die Vorstellung hat, und wie die Gedanken danach sind, kann es so unterschiedlich ausfallen, dass ich nicht mehr denke, dass ein Name, und sei es jetzt Gott, Jahwe oder irgendetwas, dem noch gerecht wird! Meine Gottesvorstellung ist nicht, dass es einen » Allgemeinheitsgott« gibt. Ich glaube nicht, dass es »einen« Gott gibt, der die Welt und die Menschen erschaffen hat, der allgegenwärtig ist und über uns »alle« wacht, und für den »alle« gleich sind. Das kann ich mir nicht vorstellen. Was ich an dem göttlichen Gedanken nicht gut finde ist, dass es jemand ist, der mich leitet, der mich quasi wie eine Marionette in der Hand hält, dass ich ein Schicksal habe, das mir absolut vorbestimmt ist, und ich daran nichts ändern kann. Also, das ist für mich ein Gedanke, mit dem fühle ich mich einfach nicht wohl. Dass ich sag': Ich kann nichts verändern, mein Weg ist bestimmt und wird geleitet.
  • Frage: Welche Vorstellung passt besser zu dir?
  • Janine: Ich finde, jeder wird begleitet von einem individuellen Partner, der vielleicht wiederum Teil einer großen Gesamtmacht ist. Also ich glaub' nicht, dass es jetzt einen Gott gibt, der über alle Menschen wacht und alle Menschen begleitet. Das kann ich mit mir nicht vereinbaren, schon allein weil ich mir denk; der wär' ja dann andauernd beschäftigt, das ist dann wahrscheinlich das Problem mit dem Allmächtigen, wo ich mir nicht vorstellen kann, dass irgendetwas, irgendein Wesen, eine Macht, eine Energie allmächtig ist.
  • Frage: Wie bringst du das zusammen mit deinem Glauben, ist diese »Macht« eher nah' oder fern?
  • Janine: Je nachdem, also ich denk' in Momenten so vom Allgemeinen, ich glaub' jetzt nicht, dass meine Macht neben mir steht, immer, egal wo ich bin, sondern mehr in der Form, dass die irgendwann da war und mir geholfen hat zu entstehen, sei es jetzt oder eventuell in einem früheren Leben, wobei ich auch sagen muss, der Karma‑Gedanke ist mir sehr angenehm und dass in schweren Momenten, in denen ich Hilfe brauch' und es nicht alleine schaffe, wieder den richtigen Weg zu finden, oder gerne finden möchte, dann glaub' ich, steht einem die Macht zur Seite und hilft einem, den Weg zu finden und, wenn man z. B. irgendwie in Gefahr ist, denk' ich, hält die Macht eine Art schützende Hand über jemanden.

3. Aufgaben

  1. Wie alt ist J vermutlich?
  2. Ist J männlich oder weiblich?
  3. Welchen Aussagen kann ich zustimmen?
  4. Was sehe ich anders?

 

Antworten von SuS

Weitere Antworten


[1] Vgl. Hans Georg Ziebertz u.a., Religiöse Signaturen heute, 2003, 344f.

[2] Vgl. Thomas Schlag/Friedrich Schweitzer, Brauchen Jugendliche Theologie, Neukirchen 2011, 56f; Hartmut Rupp, Markus Mühling, Gott, Stuttgart 2011, 4.

[3] Die qualitativen Untersuchung wurde 1999 durchgeführt vgl. Ziebertz u.a. 47.

[4] Ziebertz 57.

[5] Die folgenden Überlegungen gehen von diesen Aussagen aus. Das ganze Interview steht nicht zur Verfügung. Biografische Hintergründe sind deshalb nicht bekannt.

 

Lernstandserhebung Janine: Herunterladen [pdf] [45 KB]