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Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Die Glei­chungs­leh­re knüpft an viele vor­han­de­ne Kennt­nis­se und Fer­tig­kei­ten aus der Ma­the­ma­tik der Mit­tel­stu­fe sowie der Klas­se 10 an und er­wei­tert den Blick auf teil­wei­se neue Typen von Glei­chun­gen bzw. gibt eine struk­tu­rier­te­re Her­an­ge­hens­wei­se an das Lösen von schwie­ri­ge­ren Glei­chun­gen be­reits be­kann­ter Typen. Au­ßer­dem wer­den zu jedem Glei­chungs­typ die da­zu­ge­hö­ri­gen Un­glei­chun­gen be­trach­tet.

Die Un­ter­richts­ein­heit glie­dert sich in 9 Dop­pel­stun­den, die sich auch gut nach Be­darf auf meh­re­re Blö­cke auf­tei­len las­sen. Die ein­zel­nen The­men sind die fol­gen­den: Wie­der­ho­lung der Stan­dard­tech­ni­ken, Po­ly­nom­di­vi­si­on, Bruch­glei­chun­gen, Be­trags­glei­chun­gen (auch in zwei Va­ria­blen), Wur­zel­glei­chun­gen und je­weils deren Un­glei­chun­gen. Vor der ers­ten Be­hand­lung von Un­glei­chun­gen wird ein ge­naue­rer Blick auf den ma­the­ma­ti­schen Hin­ter­grund von Äqui­va­lenz­um­for­mun­gen ge­wor­fen.

Die Un­ter­richts­ein­heit ist nicht dazu ge­dacht, ver­tieft Glei­chun­gen zu be­han­deln, die im Pflicht­teil des Ab­iturs vor­kom­men, z.B. tri­go­no­me­tri­sche Glei­chun­gen oder Ex­po­nen­ti­al­glei­chun­gen. Na­tür­lich kann man diese der Voll­stän­dig­keit hal­ber an der einen oder an­de­ren Stel­le hin­zu­neh­men. Es gibt zu die­sen Glei­chun­gen je­doch keine Auf­ga­ben­blät­ter im Schü­ler­ma­te­ri­al.

Er­fah­rungs­ge­mäß fällt den Schü­le­rin­nen und Schü­lern diese Un­ter­richts­ein­heit nicht schwer, die zu­ge­hö­ri­gen Auf­ga­ben in Klau­su­ren und der Zer­ti­fi­kats­klau­sur sind eher gut mach­bar. Somit emp­fiehlt es sich, den The­men­um­fang der Klau­su­ren so zu­zu­schnei­den, dass sich je­weils ein schwie­ri­ge­res Thema (z.B. Be­weis­tech­ni­ken) mit ei­ni­gen ein­fa­che­ren The­men (z.B. be­stimm­te Glei­chungs­ty­pen) mischt.

Kon­zep­ti­on

Die ganze Un­ter­richts­ein­heit ist so kon­zi­piert, dass sich der Kurs die In­hal­te an­hand der Ar­beits­blät­ter selbst er­ar­bei­ten kann. Legt man zu­sätz­lich dazu die Lö­sun­gen aus oder stellt diese di­gi­tal zur Ver­fü­gung, kann auch die eine oder an­de­re Stun­de ganz ohne Lehr­kraft statt­fin­den, z.B. bei Ab­we­sen­hei­ten wegen Ab­itur­kor­rek­tur. Au­ßer­dem eig­net sich das Thema für eine weit­ge­hend selbst­stän­di­ge Er­ar­bei­tung, in dem Fall, dass man einen jahr­gangs­über­grei­fen­den Kurs hat. Der Auf­bau jedes The­mas glie­dert sich in zwei Teile: Er­ar­bei­tung und Auf­ga­ben. Das Blatt „Er­ar­bei­tung“ kann je­weils auch als Leh­rer­ma­te­ri­al be­trach­tet wer­den, die In­hal­te kön­nen z.B. an der Tafel ge­mein­sam ent­wi­ckelt wer­den.

Die Auf­ga­ben­men­ge auf den Auf­ga­ben­blät­tern ist für die ein­zel­ne Dop­pel­stun­de je­weils zu groß. Hier kann ei­ni­ges zur Vor­be­rei­tung und zum Üben für die Klas­sen­ar­beit ver­wen­det wer­den. Des­halb fehlt auch ein Blatt „Ver­misch­te Übun­gen“, dies kann man leicht selbst her­stel­len, indem aus den ein­zel­nen Auf­ga­ben­blät­tern Auf­ga­ben ent­nom­men und zu­sam­men­ge­fasst wer­den. Lö­sun­gen sind für die Blät­ter „Er­ar­bei­tung“ in ge­tipp­ter Ver­si­on (pdf und edi­tier­bar als docx) vor­han­den, eben­falls die Er­geb­nis­se der „Auf­ga­ben“. Aus­führ­li­che Lö­sun­gen der „Auf­ga­ben“ lie­gen hand­schrift­lich als pdf vor.

Über­sicht

Die Wie­der­ho­lung der Stan­dard­tech­ni­ken knüpft an das „Lösen im Kopf“ aus der Mit­tel­stu­fe an, um den Blick für „ein­fa­che Glei­chun­gen“ zu schu­len. Es wird der Satz von Vieta ein­ge­führt, der im Laufe der Un­ter­richts­ein­heit häu­fig ge­braucht wird und bei ent­spre­chen­der Übung oft schnel­ler zum Ziel führt als die „Mit­ter­nachts­for­mel“. Au­ßer­dem wird na­tür­lich der Satz vom Null­pro­dukt und die Sub­sti­tu­ti­on wie­der­holt.

Bei der Po­ly­nom­di­vi­si­on soll der Blick für das Null­stel­len-Raten ge­schult wer­den: Wenn Po­ly­no­me mit ganz­zah­li­gen Ko­ef­fi­zi­en­ten nur ganz­zah­li­ge Null­stel­len haben, so sind diese Tei­ler des Quo­ti­en­ten aus dem letz­ten durch den ers­ten Ko­ef­fi­zi­en­ten. Diese Tat­sa­che wird auf dem Ein­füh­rungs­blatt aus einer Er­wei­te­rung des Sat­zes von Vieta ent­wi­ckelt. Auf dem Auf­ga­ben­blatt sind ei­ni­ge An­wen­dun­gen der Po­ly­nom­di­vi­si­on, z.B. Be­rech­nung von Ex­trem­stel­len.

Bei den Bruch­glei­chun­gen tritt zum ers­ten Mal die Frage nach der ma­xi­ma­len De­fi­ni­ti­ons­men­ge einer Glei­chung auf. Bruch­glei­chun­gen im Ma­the­ma­tik­un­ter­richt der Mit­tel­stu­fe be­schrän­ken sich auf sol­che, bei denen mit einem Li­near­fak­tor durch­mul­ti­pli­ziert wer­den muss. Im Ver­tie­fungs­kurs löst man Bruch­glei­chun­gen, bei denen mit meh­re­ren Li­near­fak­to­ren mul­ti­pli­ziert wer­den muss, dar­un­ter auch sol­che, die sich in bi­no­mi­schen For­meln „ver­ste­cken“. Je nach den Vor­kennt­nis­sen des Kur­ses kann es nötig sein, im Vor­feld diese zu wie­der­ho­len. Es wird der Be­griff Haupt­nen­ner be­nö­tigt, der in man­chen Kur­sen zuvor an­hand von Brü­chen (mit Zah­len!) wie­der­holt wer­den muss.

Man könn­te die Ein­füh­rung der Fall­un­ter­schei­dun­gen bei den Bruchunglei­chun­gen ein­fach mit der „Faust­re­gel“ aus der Mit­tel­stu­fe: „Beim Mul­ti­pli­zie­ren mit einer ne­ga­ti­ven Zahl dreht sich das Klei­ner-Zei­chen um“ be­han­deln. Hier lohnt sich je­doch ein ver­tief­ter Blick in ma­the­ma­ti­sche Zu­sam­men­hän­ge: Was be­deu­tet es, eine Äqui­va­lenz­um­for­mung an einer (Un-)Glei­chung durch­zu­füh­ren?1 Wen­det man eine Funk­ti­on f auf beide Sei­ten einer Glei­chung an, so han­delt es sich genau dann um eine Äqui­va­lenz­um­for­mung, wenn die Funk­ti­on f eine bi­jek­ti­ve Zu­ord­nung ist. Hier bie­tet es sich an, einen Ex­kurs zum Thema Um­kehr­funk­ti­on ein­zu­schie­ben, dann kann man im Laufe der UE, z.B. bei den Wur­ze­lun­glei­chun­gen, oder auch in der UE In­te­gra­ti­ons­tech­ni­ken wie­der auf die­sen Be­griff zu­rück­grei­fen. Wen­det man nun eine bi­jek­ti­ve Funk­ti­on auf eine Un­glei­chung an, so kommt es dar­auf an, ob sie streng mo­no­ton wach­send oder fal­lend ist. Bei einer streng mo­no­ton wach­sen­den Funk­ti­on ge­hö­ren zu den klei­ne­ren x-Wer­ten aus der De­fi­ni­ti­ons­men­ge die klei­ne­ren y-Werte aus der Wer­te­men­ge. Somit muss das Zei­chen ≤ seine Rich­tung be­hal­ten. Bei streng mo­no­ton fal­len­den Funk­tio­nen ist es um­ge­kehrt.

Die Be­trags­glei­chun­gen und –un­glei­chun­gen wer­den zu­sam­men ein­ge­führt. Hier bie­ten sich Skiz­zen an, um die rech­ne­ri­sche Lö­sung (Fall­un­ter­schei­dun­gen!) zu un­ter­stüt­zen. Wenn sich der Kurs schwer tut, Gra­phen von Be­trags­funk­tio­nen f, wie z.B. f(x)=|2x+5|, zu zeich­nen,bie­tet es sich an, das Ver­schie­ben und Stre­cken von Gra­phen aus der Mit­tel­stu­fe zu wie­der­ho­len. Bei der An­ga­be der Lö­sungs­men­ge muss stets dar­auf ge­ach­tet wer­den, dass das ge­fun­de­ne Lö­sungs­in­ter­vall mit dem im je­wei­li­gen Fall be­trach­te­ten In­ter­vall ge­schnit­ten wer­den muss. Das fällt den Schü­le­rin­nen und Schü­lern hier noch re­la­tiv leicht, ist aber eine gute Vor­übung für die Wur­ze­lun­glei­chun­gen.

Die Wur­zel­glei­chun­gen be­schrän­ken sich in der Mit­tel­stu­fe auf sol­che, die mit ein­ma­li­gem Qua­drie­ren ge­löst wer­den kön­nen. Der Ver­tie­fungs­kurs löst auch sol­che, bei denen zwei­ma­li­ges Qua­drie­ren be­nö­tigt wird. Davor muss je­weils ziel­füh­rend um­ge­formt wer­den, der Blick für sol­che Um­for­mun­gen muss bei den Kur­sen oft erst noch ge­schult wer­den. Da Qua­drie­ren keine Äqui­va­lenz­um­for­mung ist, müs­sen die ge­fun­de­nen Lö­sun­gen stets durch eine Probe in der Aus­gangs­glei­chung ve­ri­fi­ziert wer­den.

Für die Wur­zelunglei­chun­gen gibt es zwei prin­zi­pi­ell ver­schie­de­ne Her­an­ge­hens­wei­sen:

  1. Da die Lö­sun­gen einer Un­glei­chung stets In­ter­val­le sind, kann man nicht am Ende durch Ein­set­zen ein­zel­ner Werte Schein­lö­sun­gen aus­schlie­ßen. Die erste Stra­te­gie be­ruft sich auf die bei den Bru­chun­glei­chun­gen ein­ge­führ­te Sicht­wei­se der Äqui­va­lenz­um­for­mun­gen: Schränkt man den De­fi­ni­ti­ons­be­reich einer Un­glei­chung so ein, dass auf bei­den Sei­ten der Un­glei­chung nur po­si­ti­ve Terme ste­hen, so wird Qua­drie­ren zu einer Äqui­va­lenz­um­for­mung, da die Funk­ti­on f mit f(z)=z2 für z ≥ 0 um­kehr­bar (bi­jek­tiv) ist. Man muss also bei jedem Qua­drie­ren un­ter­su­chen, ob eine Fall­un­ter­schei­dung nötig ist. In dem­je­ni­gen In­ter­vall, in dem beide Sei­ten der Glei­chung po­si­tiv sind, qua­driert man und löst die dann ent­ste­hen­de Un­glei­chung. Für das­je­ni­ge In­ter­vall, in dem einer der bei­den Terme der Un­glei­chung ne­ga­tiv und der an­de­re po­si­tiv ist, er­gibt sich schon aus der Be­trach­tung der noch nicht qua­drier­ten Un­glei­chung die Ent­schei­dung, z.B.: „(po­si­ti­ver Term) ≤ (ne­ga­ti­ver Term)“ ist eine fal­sche Aus­sa­ge, und das In­ter­vall ist somit nicht Teil der Lö­sungs­men­ge. (Sind beide Sei­ten der Glei­chung ne­ga­tiv, ist es am ein­fachs­ten, mit (-1) durch­zu­mul­ti­pli­zie­ren.)

  2. Die zwei­te Stra­te­gie lehnt sich mehr an das Lösen von Wur­zel­glei­chun­gen an: Man schreibt die Wur­ze­lun­glei­chung als Glei­chung und löst diese wie ge­wohnt. Dann zeich­net man auf dem Zah­len­strahl die De­fi­ni­ti­ons­men­ge und alle Lö­sun­gen der Wur­zel­glei­chung ein und macht in allen da­durch ent­stan­de­nen In­ter­val­len eine Probe in der Aus­gangs­un­glei­chung. Dabei muss man für die Be­rech­nung ohne Ta­schen­rech­ner ent­we­der Zah­len des In­ter­valls ge­schickt wäh­len, so dass die Wur­zeln im Kopf be­re­chen­bar wer­den, oder die Wur­zeln ab­schät­zen. Es ge­nügt auch, die Probe nur in einem der In­ter­val­le zu ma­chen. War die Lö­sung, die das In­ter­vall be­grenzt, eine ein­fach (drei­fa­che,…) Null­stel­le, so ist das an­gren­zen­de In­ter­vall nicht Teil der Lö­sung. An­dern­falls ist es auch Teil der Lö­sung. Ob der Rand des In­ter­valls Teil der Lö­sung ist, hängt davon ab, ob die Un­glei­chung mit ≤ oder < ge­ge­ben war.

Zum Schluss wer­den die Be­trags­un­glei­chun­gen in zwei Va­ria­blen be­han­delt. Man kann diese auch di­rekt nach den Be­trags­glei­chun­gen an­schlie­ßen, das Thema eig­net sich aber auch als ei­gen­stän­di­ge Dop­pel­stun­de zwi­schen zwei be­lie­bi­gen an­de­ren The­men. Hier ge­win­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler eine grund­le­gend neue Er­kennt­nis: Sind die Va­ria­blen x und y in einer sol­chen Glei­chung so­zu­sa­gen „gleich­be­rech­tigt“, so wir­ken sich alle Än­de­run­gen, die auf die Va­ria­blen an­ge­wen­det wer­den, auch gleich aus. Zum Bei­spiel be­wirkt das Er­set­zen von x durch (x-a) eine Ver­schie­bung des Lö­sungs­gra­phen um a nach rechts. Ge­nau­so er­reicht man eine Ver­schie­bung um b nach oben durch das Er­set­zen von y durch (y-b). Ähn­li­ches gilt für das Stre­cken des Gra­phen in x- und y-Rich­tung. Eine na­he­lie­gen­de Er­wei­te­rung an die­ser Stel­le wären die Kreis- und El­lip­sen­glei­chun­gen.

 

1 siehe auch: N. Röhrl: Skript „Vor­kurs Ma­the­ma­tik“, Ka­pi­tel 3, auf der ILIAS-Platt­form der Uni­ver­si­tät Stutt­gart

 

 

Di­dak­ti­sche Hin­wei­se: Her­un­ter­la­den [docx][34 KB]

Di­dak­ti­sche Hin­wei­se: Her­un­ter­la­den [pdf][754 KB]

 

Wei­ter zu Prä­sen­ta­ti­on: Glei­chun­gen